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Chaos on Anarchy Road

14. März 2014

Billige Erstlingswerke sind nichts besonderes. Kein Mensch gibt einem Neuling im Filmgeschäft zig Millionen Dollar, damit der einen Film macht – Joseph Kosinski mag da mit seinem „Tron: Legacy“ eine Ausnahme sein (obwohl er woher natürlich schon mit zahlreichen Werbespots und anderem Kram gezeigt hat, was er kann). Aber darum geht’s jetzt nicht – ich rede von den Erstlingswerken, bei denen der Regisseur selbst mit viel Schweiß (und Blut) dabei war, um mit ein paar Kröten seine Vision zu finanzieren. Dementsprechend sahen einige dieser Werke dann auch aus… und trotzdem wurden ihre Regisseure später mal große Tiere im Geschäft (ja, Peter Jackson, ich denke da besonders an dich und „Bad Taste“). Es liegt also nicht immer am Budget, sondern vielmehr daran, was man mit dem macht, was man hat.

So erging es Ende der 70er Jahre auch dem australischen Regie-Anfänger George Miller, der kaum genug Geld hatte, um seine Vision zu verwirklichen und deswegen sogar dazu überging, seinen eigenen Wohnwagen zu Schrott fahren zu lassen, nur damit er die eine Szene, die er im Kopf hatte, auch drehen konnte. Mit angeblich gerade einmal 400.000 Dollar drehte Miller so einen Kultklassiker des Action-Genres und sicherte einem damals noch recht unbekannten Schauspieler namens Mel Gibson ein Ticket nach ganz oben.

Natürlich geht es um „Mad Max“. Der Film, bei dem ich nie so ganz sagen kann, ob ich ihn jetzt schon unter Science-Fiction einstufen soll oder nicht. Auf jeden Fall spielt der Film irgendwann in naher Zukunft – die einsamen Straßen und Dörfer Australiens werden von Motorrad-Banden tyrannisiert. Einen von ihnen, den Nightrider, bringen Polizist Max Rockatansky (Mel Gibson) und Jim „Goose“ Rains (Steve Bisley) zur Strecke… und geraten so natürlich ins Visier von Gang-Anführer Toecutter (Hugh Keays-Byrne). Goose ist der erste, der dran glauben muss… doch bevor er selbst dran ist, will Max aussteigen. Doch Aussteigen ist nicht: Denn während seines Urlaubs mit Frau und Kind trifft er erneut auf Toecutter und seine Gang. Von hier an wird’s unschön für Max und danach noch unschöner für die Motorrad-Gang.

Aber es wird wenigstens großartig für uns als Zuschauer. Denn was wir hier zu sehen bekommt, ist das echte „The Fast and theFurious“ – cooler Typ in Leder-Kluft jagt böse Buben in seiner aufgemotzten Karre. Allerdings hinkt dieser Vergleich ein kleines bisschen, denn anders als bei der Vin-Diesel-Autojagd macht „Mad Max“ so richtig, richtig Spaß. Okay, die Story ist vielleicht nicht sonderlich originell, aber das muss sie in diesem Fall auch gar nicht sein. Dafür reicht Miller eine einfache Rache-Story wie sie jeder Italo-Western oder Action-Thriller auch verwendet. Hauptsache ist doch, dass unser scheinbar unterlegener Held so richtig schön durch die Hölle gehen muss, um am Ende verändert gegen seine Peiniger anzutreten. Genau das bekommt man auch in „Mad Max“ – wobei ich schon sagen muss, dass mir die Szene, in der Max seine Familie verliert, schon sehr nahe ging. Mit einfachen Mitteln erzeugt Miller hier echt starke Bilder – da muss man dann nicht unbedingt noch Blut sehen. Zumal Miller ja nicht einmal davor zurückschreckt, ein Baby zu töten.

Und was starke Bilder angeht, zeigt sich Miller auch äußerst geschickt bei Max selbst. Die Rolle des Max Rockatansky erfordert von Mel Gibson nicht sonderlich viel: rennen, Auto fahren, ernst in die Ferne starren. Halt der wortkarge, einsame Rächer, der einfach nur durch seine Präsenz schon Bände spricht. Lederstiefel, Lederjacke und eine abgesägte Schrotflinte sagt hier: „Ich bin ein harter Kerl und habe nichts mehr zu verlieren.“ Dem gegenüber steht Toecutter, die schauspielerisch etwas anspruchsvollere Rolle, der Hugh Keays-Byrne durch gekonntes Over-Acting genau den Wahnsinn verleiht, die sie braucht – Toecutter ist unberechenbar, animalisch und vollkommen verrückt.

Und diese beiden – Max und Toecutter – treffen nun in bester Wild-West-Manier aufeinander. Dabei sorgen die menschenleeren Straßen mitten im australischen Nirgendwo für die passende Atmoshpäre. Hier in diesem kargen Land haben sich die Menschen scheinbar wieder zurück entwickelt, sind zu Tieren geworden. In dieser Welt überlebt nur der Stärkste – Darwin lässt grüßen. Und vielleicht kam mir Max in seinem schwarzen Interceptor dann auch immer vor wie ein Hai auf Jagd. Unermüdlich rast er seinen Opfern hinterher… und Miller fängt das in grandiosen Aufnahmen ein. Für sein geringes Budget holt Miller gerade aus den Action-Szenen alles raus – die Verfolgungsjagden im Film sind der absolute Hammer.

George Miller hat mit „Mad Max“ eigentlich alles genau richtig gemacht. Klar könnte man sich an Kleinigkeiten schwer tun und meckern, aber wozu? „Mad Max“ ist ein High-Speed-Western, der durch seine konsequente Action und eine echte Action-Ikone bestens funktioniert – allerdings ist Rockatansky jetzt nicht unbedingt der coolste Name für eine Kultfigur. Aber wer erinnert sich schon daran?

Wertung: 10 von 10 Punkten („Mad Max“ ist grandioses, handgemachtes Action-Kino)

30 Kommentare leave one →
  1. 14. März 2014 23:18

    Kann man nicht mehr zu sagen. Finde den auch ziemlich großartig!

    • donpozuelo permalink*
      16. März 2014 19:05

      „Mad Max“ ist super… ich bin ja mal gespannt, was sie aus dem neuen „Mad Max“ so machen werden.

  2. 19. März 2014 17:21

    Für mich echt komisch, dass „Mad Max“ so viele Fans hat. Aber ich steh mit meiner indifferenten Haltung gegenüber dem ersten Teil ja wohl auch ziemlich allein da. 😉 Der zweite Teil gefällt mir da deutlich besser. Und über „Fury Road“ mag ich noch gar nicht spekulieren… das kann ganz groß werden. Oder eben nicht. 😀

    • donpozuelo permalink*
      19. März 2014 17:48

      Willkommen!!! 😀

      Ja, das mit „Mad Max“ ist so eine Sache. Komischerweise mochte ich früher auch den zweiten Teil lieber, mittlweile ist das wieder gekippt. Keine Ahnung, was das soll 😉
      Das Einzige, was mich bei „Fury Road“ so halbwegs positiv stimmt, ist die Tatsache, dass Miller hier auch wieder seine Finger im Spiel hat. Bin mal gespannt, was daraus wird.

      • 20. März 2014 08:20

        Ich denke, solange er sich wirklich auf seinen Job konzentriert und nicht alles abgibt wie bei „Jenseits der Donnerkuppel“, können wir hoffen. Dass er immer noch großartig bei der Inszenierung von Actionszenen ist, hat er ja schon bei „Happy Feet“ (!) wieder unter Beweis gestellt. 🙂

        • donpozuelo permalink*
          20. März 2014 09:10

          Eben! Eben!!! Das hoffe ich auch. Wenn er dann noch nen Cameo von Mel mit einbaut, bin ich zufrieden.

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