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Filmreise Etappe #26: Der Killer-Bot vom Schrott

17. April 2020

Eine kleine Kurskorrektur ist notwendig. In meinem Eifer, diese Filmreise Challenge so gut wie möglich zu machen, habe ich letzte Woche einen kleinen Fehler gemacht. Laut dem Reiseplan hätte eine Traumreise komplett gereicht. Sprich, mit meinem Ausflug in die Traumwelten von Akira Kurosawa wäre Schluss gewesen. Da mich die Challenge aber lange Zeit auf Zweier-Etappen vorbereitet hat, habe ich da noch „Vanilla Sky“ als Traum-Film (in doppelter Hinsicht!!!) hinzugefügt. Doch die Reise will nur einen Traum und danach drei Filme aus einer fernen Zukunft. Deswegen setze ich jetzt hier mit einem doppelten Platz 26 die Reise weiter…

… und ein doppelter Platz für Richard Stanley. Den hatte ich ja erst in der Rubrik Weltreise mit seinem „Dust Devil“. Und interessanterweise war Stanley auch mein letzter richtiger Kino-Film vor den Corona-Beschränkungen. Da hatte ich dann nämlich noch „Color out of Space“ mit Nic Cage gesehen. In der Filmografie von Stanley fehlt da nur noch ein weiterer Film, der mir auch von einer Stelle empfohlen wurde und der nun auch noch super in die Kategorie „Film, der in einer fernen Zukunft spielt“ passt: „Hardware“… oder wie er auf Deutsch heißt: „M.A.R.K. 13 – Hardware“

Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Ein Atomkrieg hat das Leben auf der Erde nahezu unmöglich gemacht. Die Regierung geht sogar so weit, dass sie die noch Lebenden sterilisieren lassen will. Hier lernen wir Moses Baxter (Dylan McDermott) und seine Freundin Jill (Stacey Travis) kennen. Er schenkt ihr einen alten Roboter-Schädel, den er einem Nomaden abgekauft hat. Wie sich jedoch bald herausstellt, ist dieser Schädel Teil eines sehr effizienten Kill-Bots, der sich selbst wieder zusammenbaut und Jagd auf Menschen macht (wie sich später herausstellt sogar auf staatliche Anweisung).

Willkommen in der Zukunft… ein in tiefe Rottöne getauchter Ort voller komischer Gestalten. Ein bisschen hat mich „Hardware“ an „Mad Max“ erinnert… viel erfahren wir nicht über diese neue Welt, aber das tut auch nichts zur Sache. Sie wird trotzdem sehr lebendig für uns. Im Gegensatz zu „Mad Max“ liefert uns „Hardware“ sogar noch spannendere Einblicke in diese Welt. Während George Miller nur auf einsame Straßen setzte, gibt sich Stanley da schon etwas mehr Mühe, dieser futuristischen Welt ein Gesicht zu geben. Wenn auch in dunklen Rottönen… da gibt es enge Straßen und Gassen, die Wohnung von Jill ist cool mit Technik-Kram voll, die Wasserstraßen sind voller Schaum und Dreck… und das Fernsehprogramm besteht nur aus verstörenden Torture-Sendungen oder lauten Metal-Shows.

Ich finde gerade aus solchen kleineren Filmen können viele neuere Filme noch lernen: World-Building kann so einfach sein, wenn man es richtig macht. Diese Welt von „Hardware“ ist unheimlich, düster und erschreckend. Da braucht es kein großes Budget, nur Kreativität. Hat mit einfachen Mitteln bei Mad Max funktioniert und es funktioniert auch perfekt bei „Hardware“. Und Bonus-Punkt: In der Apokalypse scheinen immerhin alle Rock-Fans mit einem blauen Auge davon zu kommen. Lemmy, legendärer Lead-Sänger von Motörhead, steuert hier sein Wasser-Taxi und Iggy Pop wird zum Radio-Moderator.

Abgesehen von der düsteren Zukunft bekommen wir hier natürlich noch die Low-Budget-Version eines Terminators, der aber nicht durch die Zeit reisen muss. Stanleys Killer-Robot sieht vielleicht etwas weniger spektakulär aus als ein gewisser Mr. Schwarzenegger, aber ist nicht weniger tödlich. Wenn Mr. Robot anfängt, Jagd zu machen, geht das ordentlich brutal zur Sache. Also wirklich zur Sache… Stanley spart nicht mit Kunstblut und abgetrennten Körperteilen. Aber er erweist sich als effektiver Filmemacher und kann somit auch gut die Tatsache überdecken, dass sein Film keine große Story hat. Dafür fängt das Finale und der große Kampf schon zur Mitte des Films an und liefert den klassischen Kampf Mensch gegen Maschine in Low-Budget-Form und viel Gewalt.

„Hardware“ ist unterhaltsamer Trash, warum der Film von einigen als Kultfilm angesehen wird, kann ich schon verstehen. Persönlich tendiere ich dann doch eher zu Stanleys „Dust Devil“, der war atmosphärisch dichter. Aber „Hardware“ hat ein paar interessante Ansätze und zeichnet ein unheimliches Bild der Zukunft.

Wertung: 7 von 10 Punkten (schönes kleines Low-Budget-Projekt, von dem ich gerne mehr gesehen hätte – Stanley soll ja sogar mal gesagt haben, dass er ein Drehbuch zu einem zweiten Teil schon fertig hätte… wer weiß, vielleicht kommt nach seiner Lovecraft-Trilogie noch was)

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