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Mister Circus

15. April 2020

Bestimmt habe ich es schon mehrfach erwähnt, aber ich bin einfach nicht der größte Fan von Musicals… was irgendwie verdammt komisch ist, wenn man bedenkt, dass ich doch eine große Vorliebe für Bollywood-Filme habe. Aber irgendwie sind die für mich noch mal was anderes, fragt mich jetzt aber bitte nicht, wie ich das genauer definiere. Allgemein gehe ich Musicals für gewöhnlich eher aus dem Weg. Warum auch immer… und wenn ich sie dann doch sehr viel später schaue, finde ich sie meist gar nicht so schlecht. So geschehen bei „The Greatest Showman“. Mein bester Freund hatte den damals im Kino gesehen und kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus… doch auch das konnte mich nicht so wirklich überzeugen, ins Kino zu rennen. Ich war zwar von seinem Urteil beeinflusst, aber auch nicht wirklich scharf darauf. Als er sich den Film jetzt auf Blu-ray gekauft hat, habe ich mir das Teil mal ausgeliehen… und ja, es ist schon ein schöner Film.

Die Story ist ziemlich simpel, spielt sich doch brav auf den American Dream an: P.T. Barnum (Hugh Jackman) wächst in armen Verhältnissen auf. Als sein Vater stirbt, muss sich der Junge allein durchschlagen. Später als Erwachsener heiratet er seine Jugendliebe Charity (Michelle Williams) und geht brav schuften… bis ihn seine Kündigung dazu zwingt, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Er eröffnet ein Kuriositätenkabinett mit Wachsfiguren und ausgestopften Tieren. Der Erfolg bleibt jedoch aus. Groß wird Barnum erst, als er anfängt, „lebende Kuriositäten“ auszustellen. Er präsentiert die bärtige Frau (Keala Settle), Kleinwüchsige, Großwüchsige und und und…

Ich habe schon damals, als der Film in die Kinos kam, die Kontroverse um diesen Film mitbekommen. Oft wurde das Musical dafür kritisiert, dass es die Figur des P.T. Barnums romantisiere. Ja, wenn man sich durchliest, was der Mann so alles gemacht hat, stimmt das schon. Aber „The Greatest Showman“ erhebt nun auch keinen Anspruch darauf, a) akkurat zu sein und b) kritisch mit der Figur umzugehen. Der Film will ein quietschbuntes Musical sein… und das funktioniert so auch. Dennoch wäre ich durchaus an einem richtigen Film zu Barnum mal interessiert, immerhin ist er schon ein interessanter Charakter, der auf ziemlich fiese Art und Weise den amerikanischen Traum gelebt hat – auf dem Rücken anderer nämlich (das erinnerte mich dann die ganze Zeit ein wenig an „The Founder“ mit Michael Keaton – in dem Ton und gerne auch mit Keaton würde ich mir auch einen Barnum-Film mal wünschen).

Also auf historische Korrektheit darf und sollte man bei diesem Film nicht setzen. Es ist schöner Hollywood-Kitsch, der sich nunmal eine etwas schwierige Figur ausgesucht hat. Aber hey, wie umschifft man so etwas? Man besetzt die Rolle mit dem sympathischsten Mann, den Hollywood zu bieten. Hugh Jackman kann einfach alles. Er kann schauspielern, er kann singen, er kann tanzen. Würde mich nicht wundern, wenn er auch fliegen könnte… auf jeden Fall ist Jackman Dreh- und Angelpunkt dieser Story und er trägt diesen Film auf seinen mächtigen Wolverine-Schultern – ganz ohne Probleme.

Regisseur Michael Gracey liefert in seinem Regie-Debüt (!) fulminante Musical-Einlagen, die Spaß machen. Die Songs sind alle poppig, knallig und gut. Obwohl ich sagen muss, dass mir so DER eine Song gefehlt hat. Einer, der so richtig im Kopf bleibt. Ohne jetzt hier groß den Musik-Kritiker mimen zu wollen, waren die Stücke teils recht gleich in ihrer Tonalität. So ein Knaller-Hit hätte es in meinen Augen noch gebraucht. Dennoch sind die Lieder eingänglich, die Tanznummern schön inszeniert. Alles klassisch, alles gut. Alles ohne zu viel Risiko…

„The Greatest Showman“ ist kitschig, aber irgendwie süß. Ein bisschen harmlos, aber dank Jackman packend. Die ganzen tollen Nebendarsteller gehen leider zum Teil etwas unter und selbst Zac Efron und Zendaya (die ich bislang nur aus den „Spider-Man“-Filmen kannte) können nicht aus dem Schatten von Jackman treten. Aber lieber mehr Jackman als zu wenig, richtig???

Wertung: 7 von 10 Punkten (opulenter Kitsch mit einem bestens aufgelegten Cast)

12 Kommentare leave one →
  1. 15. April 2020 07:42

    Ich bin ja großer Musical-Fan (meist zumindest) und habe den Film hier ganz ähnlich eingeschätzt wie du. Meine Kids haben „A Million Dreams“ im Chor gesungen, weshalb mir der Song eh schon in den Kopf gehämmert war… insofern hatte ich von Anfang an einen Ohrwurm 😉

    • donpozuelo permalink*
      15. April 2020 20:36

      Oh… nicht schlecht. Ja gut, dann muss der Song aber auch einfach im Ohr bleiben 😃

  2. 15. April 2020 10:30

    Also ich hatte mehrere Ohrwürmer nach dem Film und kann den halben Soundtrack auswendig mitsingen… und ja, ich wollte nur mal kurz damit angeben 😉

    • donpozuelo permalink*
      15. April 2020 20:36

      Sehr gut. Du hast erfolgreich angegeben. 😄😄😄

  3. 15. April 2020 10:48

    Zendaria kann man auch in der guten HBO-Serie „Euphoria“ sehen. Zum Film: Musicals schaue ich mir nicht an – selbst Bollywood nicht 😉

    • donpozuelo permalink*
      15. April 2020 20:35

      Von „Euphoria“ habe ich bislang auch nur Gutes gehört. Muss ich echt irgendwann mal gucken.

  4. 15. April 2020 20:50

    Oh weih, ich habe im Kino sooo gelitten und finde den Streifen wirklich schrecklich. Die Musik liegt mir überhaupt nicht, nein, es war ein traumatisches Erlebnis auf Riesenleinwand.
    Ich sehe Jackman in solchen Rollen auch nicht gerne und die ganze Machart des Musical war so anbiedernd…:)))
    Das Beste am Film war für mich tatsächlich Zendaya, die ich, warum auch immer, wirklich gerne sehe, selbst wenn sie für Lancôme auf einem Schimmel umherreitet 🙂

    • donpozuelo permalink*
      17. April 2020 07:13

      😅😅😅 Ach, irgendwie kann ich dich da voll verstehen. Das hätte bei mir auch in diese Richtung schlagen können. Aber Jackman hat’s irgendwie gerissen 😅

  5. 21. April 2020 21:03

    Seltsam, ich hab Musicals und fand den Film trotzdem ziemlich mies. Zum einen weil er, wie du schon schreibst, Barnum ziemlich verklärt, zum anderen wegen der miesen Effekte. Und dann noch wegen diversen anderen Dingen…

    • donpozuelo permalink*
      24. April 2020 12:07

      Ja… man muss schon 10 Augen zudrücken, vor allem wenn man mal liest, was Barnum wirklich für ein Mensch gewesen ist. Und ja, die Effekte sind auch nicht so der Hit, aber ich fand es noch erträglich

  6. 6. Mai 2020 21:44

    Mensch, da hat er dir ja sogar besser gefallen als mir, obwohl ich schon eher ein Musical-Fan bin 😉 Mit The Greatest Showman konnte ich gar nichts anfangen. V.A. die Figur des Barnum fand ich von Anfang an furchtbar scheinheilig. Ich meine, ja gut, fängt alles ganz träumerisch und romantisch an. Dass er aber eine Freak Show gründet und das gar nicht so Heititeiti ist wie im Film dargestellt, das ging mir trotz der ganz netten Liedchen nicht aus dem Kopf.
    Die hier fand ich alle besser: https://miss-booleana.de/2017/07/05/7eme-art-musical-filme/ 😉

    • donpozuelo permalink*
      7. Mai 2020 16:29

      Ja. Eine Geschichte über PT Barnum hat definitiv mehr zu erzählen als dieser Film…

      Uh… und von deiner Liste kenne ich sogar die meisten Filme 😅

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