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Mit Abigail allein im Haus

26. April 2024

Erinnert ihr euch noch an „M3gan“? Dieses Kinderhorrorfilm mit dem Robotor-Mädchen, das so langsam durchdreht? Ich nenne es Kinderhorrorfilm, weil es zum einen um Kinder in den Hauptrollen ging und zum anderen, weil der Film für „Kinder“ gemacht wurde: Der bekam ja in den USA ein PG-13-Rating, damit auch alle coolen Kids sich den angucken konnten. Dementsprechend war da nicht so sonderlich viel los mit Horror oder Gewalt (obwohl uns ja immer ein R-Rated-Cut versprochen wurde). Viral ging der Film trotzdem – natürlich dank Tiktok, wo Megans skurriler Tanz zum Trend wurde und dem Film viel zu viel Publicity schenkte (ihr merkt schon, ich bin verbittert, was den Film angeht 😀 ). Jetzt taucht im Kino ein neuer Horror-Film auf – mit einem kleinen Mädchen, das auch wieder tanzt – den ich aber sehr viel mehr mochte: „ABIGAIL“.

Joey (Melissa Barrera), Frank (Dan Stevens), Rickles (Will Catlett), Sammy (Kathryn Newton), Peter (Kevin Durand) und Dean (Angus Cloud) bekommen von ihrem Auftraggeber Lambert (Giancarlo Esposito) folgende Aufgabe: Sie sollen die zwölfjährige Tochter eines fiesen Mafia-Bosses entführen und für 24 Stunden in einem alten Herrenhaus gefangen halten. Lambert möchte eben jenen Boss um ein paar Millionen erpressen. Also wird die junge Abigail (Alisha Weir) entführt… alles läuft am Schnürrchen, bis es dann doch nicht mehr so ganz nach Plan verläuft – und auf einmal deutlich wird, dass irgendwas mit unseren Entführern im Haus ist, das sie nach und nach umbringt.

Ich versuche jetzt mal an dieser Stelle aufzuhören und nichts zu spoilern, obwohl im Trailer und auf dem Poster schon sehr deutlich wird, was hier eigentlich Sache ist. Aber für den Fall, dass jemand noch nicht so wirklich viel über den Film weiß, will ich versuchen, den Twist (der relativ früh auch schon aufgelöst wird) zu verheimlichen.

Als erstes sei wirklich gesagt: Auch wenn ich „Abigail“ creepy Tänze durchgeführt werden, die sicherlich auch viral gehen könnten, ist dieser Film schon einfach tausendmal besser als „M3gan“. Denn im Gegensatz zu dem Film darf „Abigail“ blutig und äußerst brutal werden. Das Problem ist nur, bis es soweit ist, zieht sich der Film etwas:

Erstmal müssen sich alle Figuren kennenlernen… und dann gibt es zu Beginn eine Szene, in der Joey all ihre Partner anhand weniger Hinweise psychologisch kommentiert. Das sollte zeigen, wie krass sie ist und sollte uns zeigen, mit was für Menschen wir es zu tun haben. Aber das war alles überhaupt nicht nötig, denn die Figuren sind durch die Schauspieler schon so gut von einander zu trennen, dass ich das nicht nochmal auserzählt gebraucht hätte: Dan Stevens spielt den Boss der Truppe, der nur ans Geld denkt. Will Catlett ist der düstere, geheimnisvolle Typ, der lieber im Hintergrund bleiben will. Angus Cloud ist einfach der Naive, der scheinbar die ganze Zeit auf irgendwas drauf ist. Kevin Durand ist der knuddelige Riese mit wenig Sinn für Tiefgründiges und Sammy ist der Kaugummi kauende, rebellische Teenager. Da brauche ich keine Melissa Barrera, die das alles noch mal vertieft, weil die Charakter-Zeichnung durch die Darsteller wirklich schon mehr als ausreicht.

Das haben Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett, die unter anderem die letzten „Scream“-Filme gemacht haben, in „Ready or not“ viel besser hinbekommen. Da fackeln die auch nicht lange und lassen Samara Weaving schnell durchs alte Herrenhaus jagen. „Abigail“ verschwendet zu viel Zeit mit Gelaber – und so toll die Schauspieler auch sind, fragt man sich dann schon: „Geht’s bald mal los?“

Zum Glück geht es dann auch bald so richtig los… und dann wird „Abigail“ zu einem richtig schön fiesen Horror-Film, der es dabei aber auch immer wieder schafft, lustig zu bleiben. Ja, ich habe viel gelacht – vor allem auch an den Stellen, wo man merkt, da soll man auch lachen. Es war kein verzweifeltes Lachen, „Abigail“ ist eine wirklich gute Horror-Komödie (wenn sie denn mal in Fahrt kommt).

Im Gegensatz zur tanzenden Roboter-Dame darf der Film über die kleine, entführte Ballerina dann aber so richtig freidrehen. Da fängt noch verhältnismäßig harmlos an (so nur mit Kopf ab und so), aber steigert sich dann mehr und mehr. Am Ende splattern sich unsere zwei Regisseure aber einfach nur wild durch ihren Cast, lassen die Körperteile fliegen und das Kunstblut durch die Gegend spritzen, dass am Ende alles in dunkelstem Rot tapeziert ist. Untermalt mit diesem herrlich amüsanten Unterton, den schon „Ready or not“ so gut gemacht hat, muss ich wirklich sagen: „Abigail“ macht Spaß… da verzeihe ich dem Film dann auch, dass er gut 20 Minuten braucht, um so richtig in Fahrt zu kommen.

Wertung: 7 von 10 Punkten (herrliches Blutbad)

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