Ghostface takes Manhattan
Erfolgreiche Horror-Franchises müssen irgendwann immer mal größer werden. Der Predator ging in seinem zweiten Teil aus dem Dschungel in ein von Sommerhitze geplagtes L.A. Leatherface ging erst vor kurzem aus seiner kleinen Farm in eine etwas größere Stadt, um die Kettensäge zu schwingen. Selbst Freddy Krueger bescherte Hollywood mal einen Besuch und auch Jason Voorhees machte sich in seinem achten Film auf den Weg in die Großstadt New York, um hier mal seine Ausgeh-Hockey-Maske im Big Apple zu tragen. Und gerade „Jason Takes Manhattan“ ist nun auch der spirituelle Vater vom neuen Ghostface-Film… denn der Killer geht in „SCREAM 6“ auch nach New York.
Sam Carpenter (Melissa Barrera) ist nach den Ereignissen aus „Scream 5“ mit ihrer Halb-Schwester Tara (Jenna Ortega) nach New York gezogen, um Woodsboro endgültig hinter sich zu lassen. Mit dabei sind auch Film-Nerd Mindy (Jasmin Savoy Brown) und Chad (Mason Gooding). Während Sam versucht, ihr Leben mit Hilfe eines Psychologen wieder in den Griff zu kriegen, geht Tara als junge Frau in New York voll im Party-Leben auf… doch die kleine, vermeintlich heile Welt der beiden Schwestern und ihrer Freunde wird durcheinandergebracht, als Ghostface (natürlich) wieder auftaucht und Jagd auf die Überlebenden von Woodsboro macht.
Wir sind bei Teil 6 angekommen und trotzdem steht das „Scream“-Franchise wirklich noch gut da: Teil 1 machte sich über Horror-Slasher lustig, Teil 2 dann über Fortsetzungen. In Teil 3 waren Trilogien dran, während man sich in Teil 4 auf Kosten von Remakes amüsierte. Teil 5 stieg an die Fußstapfen von „Halloween“ von 2018 oder auch „Star Wars 7“ und zerpflügte die Revivals. In Teil 6 geht es nun um Requels, also die Sequels zu den Reboots und auch das Thema Franchise im Allgemeinen. Wie Mindy uns erklärt, muss natürlich alles größer und döller werden… dementsprechend hält sich „Scream 6“ da auch nicht zurück.
Rein auf dieser Meta-Ebene hat „Scream 6“ dann auch echt wieder Spaß gemacht. Wie es sich für diese Requels gehört, ist halt alles größer und krasser. Ghostface scheint eine Obsession für alle vorherigen Killer zu haben und so ist Teil 6 dann voller Easter Eggs und Anspielungen zu den alten Filmen, was auch direkt in die Ermittlungen eingebunden wird. Dabei merkt man dann auch wieder wie sehr die beiden Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett sowie die Autoren James Vanderbilt und Guy Busick für das Franchise brennen. Für „Scream“-Fans ist da so viel zu entdecken…
… natürlich ist es schade, dass Neve Campbell als Sidney nicht mehr mit dabei ist. Aber der Film schafft es ziemlich gut, dass man Sidney gar nicht so sehr vermisst. Dafür stehen die Schwestern Tara und Sam mehr im Vordergrund und werden jetzt endlich mal zu richtigen Charakteren ausgebaut. Sam wird die Übervorsichtige, während Tara einfach ihr Leben genießen will. Hier ist gutes Konflikt-Potenzial da, das der Film auch ausnutzt.
Gleichzeitig wird hier auch ordentlich Gas gegeben, auch wenn das anfangs nicht so scheint: nach einer wirklich wahnsinnig witzigen und gut gemachten Eröffnungssequenz (die wirklich mit unseren Erwartungen spielt) wird erstmal viel gelabert. Kirby aus Teil 4 (Hayden Panettiere) wird zurückgebracht, mit Dermot Mulroney ein neuer Cop eingeführt und Courtney Cox ist natürlich als Gale auch wieder mit dabei. Das muss alles erstmal aufgebaut werden. Dann darf Mindy noch mal über Requels reden… in einem der schlechtesten Regel-Monologe der Reihe. Ich weiß nicht genau, was das war, aber es war nervig und anstrengend und einfach viel zu lang. Doch wenn das dann auch vorbei ist, geht’s so richtig rund.
Ghostface geht brutal zur Sache und schnetzelt sich auf übelste Weise durch New York. Dabei muss ich aber auch zwei Dinge bemängeln: Teil 5 war, was die Kills angeht, deutlich besser. Teil 6 ist zwar auch brutal, aber Ghostface geht hier einfach direkter zur Sache. In Teil 5 hat er noch dieses Katz-und-Maus-Spiel genossen, hier scheint es so, als wolle er es schnell hinter sich bringen. Zweiter Nörgel-Punkt ist die Tatsache, dass New York kaum thematisiert wird. Es gibt mal eine Schießerei in einem Laden und eine coole Sequenz in der U-Bahn, aber ansonsten hat man nicht sonderlich das Gefühl, in der Großstadt zu sein. Es gibt nicht mal eine Ghostface-auf-dem-Time-Square-Szene. Klar, das wäre ziemlich plakativ, aber hey: Ich will New York sehen… und Teil 6 gibt mir nicht gerade viel Großstadt-Feeling.
Insgesamt ist das aber alles auch Nörgeln, um überhaupt was zum Nörgeln zu haben. „Scream 6“ passt wunderbar ins Franchise an sich rein. Und wenn man die Vorgänger mochte, wird man auch mit diesem Teil seinen Spaß haben.
Wertung: 7 von 10 Punkten (Ghostface baut sein Franchise weiter aus… hoffentlich kriegt er für Teil 7 dann Neve Campbell zurück)
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Uff, da hatte ich mit dem Teil ein paar Probleme mehr. Ich fand das abgesehen von New York als Schauplatz und der Metaebene echt einfallslos. Mein Artikel erscheint auch in ein paar Tagen, da gehe ich etwas drauf ein. Aber alleine, dass das dieses Mal so easy zu erraten war, hat mich irgendwie negativ überrascht.
Was ich aber genauso wie du sehr geil fand: die Eröffnung. Da hätte ich mir fast gewünscht sie hätten damit weitergemacht..
Ja, das muss ich dir geben. Einfallslos passt irgendwie. Aber da war die Reihe nie so besonders kreativ. Das hat mich nie so richtig gestört, aber wenn man sich das genau anschaut, machen sie nie wirklich viel Neues. Das haben andere Horror-Reihen (Wie Nightmare oder Friday 13th) besser hinbekommen