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Unterwegs mit Papa!

12. Dezember 2016

Mel Gibson hatte Probleme mit Alkohol, mit Frauen, mit Homosexuellen und mit Juden. Mel Gibson ist ein komischer Vogel, der sich das aber anfangs nie hat anmerken lassen – immerhin war er ja mal sehr beliebt. Er war der verrückte Max in der „Mad Max“-Reihe (weswegen ich es immer noch sehr schade finde, dass er keinen Cameo in „Fury Road“ hatte), er war Riggs in „Lethal Weapon“, er war Freiheitskämpfer für die Schotten und was nicht alles noch. Rein filmisch gesehen war Mel Gibson mal ein ganz Großer. Bis das halt nicht mehr von Bedeutung war, weil er eben ein Problem mit Alkohol, Frauen, Homosexuellen und Juden hatte, was alles andere sofort in den Schatten stellte. Gut… und so eine Jesus-Torture-Porn hilft auch nicht wirklich weiter. Seitdem traut sich Mel Gibson scheinbar nur noch wenig von die Kamera – mal eine kleine Nebenrolle wie in „Machete Kills“ oder so kleine Filme wie „Get the Gringo“ oder „Der Biber“, die aber kaum ein großes Publikum erreicht haben. Mel Gibson zieht halt einfach nicht mehr und verkommt so ein bisschen zum Direct-to-DVD-Star (auch wenn seine neueste Regie-Arbeit „Hacksaw Ridge“ hoch gelobt wird, als Schauspieler sind seine besten Zeiten doch vorbei).

Und so eine Veröffentlichung ist dann auch „Blood Father“, wobei ich mich den ganzen Film durch gefragt habe, wer auf diesen merkwürdigen und bescheuerten Titel gekommen ist. Aber gut, manche Dinge muss man einfach nicht verstehen. „Blood Father“ scheint aber so ein bisschen Mel Gibsons Antwort auf Liam Neesons „Taken“ zu sein: Als Ex-Knacki mit Alkohol-Problem sucht John Link (Gibson) seit Jahren seine Tochter Lydia (Erin Moriarty)… bis sie eines Tages einfach so in seinem alten Wohnwagen auftaucht. Lydia hat große Probleme: ihr Liebhaber Jonah (Diego Luna) hat es auf sie abgesehen… zum einen hat sie ihn (aus Versehen) angeschossen, zum anderen weiß sie von seinen Machenschaften. Jetzt muss Papa John helfen… was er auch macht.

Hat sie jetzt Angst wegen der Fahrt oder wegen Mel Gibson?

„Blood Father“ hat mich am Ende doch recht positiv überrascht. Der Titel klingt nach nicht besonders viel, das DVD-Cover sieht nach 08-15 aus und ich hatte bei der Story Action-Mist von der Stange erwartet: Mel Gibson also der verzweifelt versucht, sich noch einmal als Action-Star zu behaupten und als alter Mann sich durch seine Gegner prügelt und schießt. Und diejenigen unter uns, die „Get the Gringo“ gesehen haben, wissen, dass das nicht mehr unbedingt so gut funktioniert (obwohl bei dem Film ja mehr falsch war als nur Gibson).

Erstaunlicherweise versucht der Franzose Jean-François Richet gar nicht erst, „Blood Father“ zu einem Action-Film werden zu lassen. Ja, es gibt ein paar Action-Szenen, und ja, die sind auch tatsächlich durchaus ansehnlich, aber Action dominiert diesen Film nie wirklich. Stattdessen wird das Ganze mehr zu einem Road-Movie, in dem sich Vater und Tochter gegenseitig erst einmal wieder kennenlernen müssen. Um dabei auch noch die Sicherheit von Töchtern Lydia zu gewährleisten, werden Papas alte Freunde abgeklappert und Vater und Tochter müssen lernen, mit einander klar zu kommen, sich zu vertrauen.

Den Road-Movie-Aspekt hat „Blood Father“ auf jeden Fall gut drauf… zumal der Weg zu Lydias Sicherheit gepflastert ist mit der Vergangenheit ihres Vaters und somit mit recht sonderlichen Charakteren. William H. Macy spielt in einer kleinen, aber feinen Rolle Johns Mentor und ist einfach nur grandios. Michael Parks spielt den Anführer von Johns alter Rockerbande und ist einmal mehr ein grandioses Arschloch… und selbst der Abstecher in den Knast, zu einem alten Freund erinnert ein bisschen an die Szene, wenn der Punisher in der zweiten Staffel von „Daredevil“ das erste Mal im Gefängnis auf Wilson Fisk trifft.

Aber so ein Road-Movie funktioniert natürlich wirklich nur, wenn diejenigen, die unterwegs sind, gut sind. Und ja, ein alter Mel Gibson ist in „Blood Father“ einfach nur gut. Die Rolle passt zu ihm – so entschuldigt er sich in der ersten Szene in einem Treffen der Anonymen Alkoholiker für all seine Verfehlungen (und man kommt nicht drumherum, diese Szene mit dem echten Mel Gibson zu verbinden, denn John Links Fehler sind die Fehler, die Mel Gibson auch in Wirklichkeit gemacht hat). Aber auch danach funktioniert Gibson als grummeliger Papa perfekt, vielleicht auch gerade weil er eben nicht den Action-Opa heraushängen lässt.

Bei Filmtochter Erin Moriarty habe ich den halben Film überlegt, woher ich sie noch kenne. Ich mochte sie wirklich sehr, zumal sie Gibsons John Link immer gut Parolie gegeben hat. Sie war nicht das kleine, unschuldige Mädchen und sorgte immer wieder dafür, dass Daddy einen kleinen Herzinfarkt erlitt, wenn er feststellen muss, was sein Mädels alles so drauf hat. Sie war cool, sie war taff und sie nervte nicht, wie so manch andere Damen in solchen Filmen (und woher ich sie dann tatsächlich kannte, war aus „Jessica Jones“, wo sie Hope spielte).

Alles in allem ist „Blood Father“ ein durchaus sehenswerter Film, der tatsächlich weniger auf Action, sondern mehr auf seine Charaktere setzt. Gibson ist gut, was aber auch daran liegt, dass der Rest des Casts wirklich stark ist und so hilft, John Link noch stärker auszubauen.

Wertung: 8 von 10 Punkten (Mel Gibson mal wieder in einem tatsächlich sehenswerten Film)

2 Kommentare leave one →
  1. 12. Dezember 2016 19:08

    Dann werd ich mir den wohl doch mal anschauen müssen 😉

    • donpozuelo permalink*
      14. Dezember 2016 08:51

      Kann man tatsächlich ruhig machen.

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