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Zombie-Halbinsel

12. Oktober 2020

Als ich 2016 auf dem Fantasy-Filmfest „Train to Busan“ sah, war ich doch schwer begeistert von dem Film. Was nicht nur daran lag, dass ich von dem animierten Prequel „Seoul Station“ eher weniger hielt. Nein, „Train to Busan“ war ein erfrischender Zombie-Horror-Streifen, der seinem Titel gerecht wurde und uns wirklich Zombies in einem Zug gibt… und großartige, liebenswerte Charaktere, die nicht einfach nur Horror-Klischees bedienen. Dementsprechend war ich auch sehr an der Fortsetzung „Peninsula“ interessiert, die Regisseur Yeon Sang-ho nun in die Kinos bringt.

Nach dem Ausbruch des Zombie-Virus im Jahr 2016 wird Südkorea unter Quarantäne gestellt. Niemand kommt auf die Halbinsel, niemand von ihr runter. So werden die Zombies eingekesselt und die restlichen Überlebenden ihrem Schicksal überlassen. Der einstige Soldat Jung-seok (Gang Dong-won) kehrt aber dennoch nach 4 Jahren genau dahin zurück. Er konnte sich zwar aus Korea rettet, vegetiert nun aber in Hongkong als illegaler Flüchtling vor sich hin. Durch eine schmierigen Gangster-Boss bekommt er nun die Chance seines Lebens: Gemeinsam mit seinem Schwager und zwei anderen wird man ihn nach Korea bringen. Dort sollen die Vier einen Transporter finden, in dem sich 20 Millionen Dollar befinden. Die Hälfte dürfen sie unter sich aufteilen, wenn sie alles schaffen. Doch natürlich ist das alles viel leichter gesagt als getan.

„Peninsula“ kommt leider nicht an „Train to Busan“ heran. Leider ist dieser Film diese Art von Fortsetzung, die man nicht unbedingt gebraucht hätte. Streichen wir das „unbedingt“. Man hätte sie nicht gebraucht. Immerhin ist Yeon clever genug den Film so aufzuziehen, dass man ihn gucken kann, ohne „Train to Busan“ gesehen zu haben. Es gibt neue Figuren, es gibt ein neues Szenario – das ist vielleicht ein kleines Plus, aber das war’s auch.

Wo „Train to Busan“ interessante Figuren hatte, leidet „Peninsula“ gerade darunter nur langweilige Klischees zu haben. Jung-seok ist eine koreanische Version von „John Wick“. Wenn der Typ losballert, trifft er jeden Zombie – selbst nachdem er gut vier Jahre nichts gemacht hat. Die menschlichen Gegner, denen er in Form einer Miliz auf seinem Weg durch die zombifizierte Stadt trifft, sind halt einfach böse und total kaputt im Kopf. Selbst die junge Mutter Min-jung (Lee Jung-hyun), der er mit ihren zwei Töchtern begegnet, ist nicht sonderlich spannend, obwohl man gerade aus ihr hätte mehr machen können. Sie ist halt einfach so eine eiskalte Überlebende, deren Kinder die Zombies und die verwüstete Stadt schon fast als Normalität ansehen. Das ist ein interessanter Aspekt, der aber nicht sonderlich ausgebaut wird.

War „Train to Busan“ noch die perfekte Mischung aus Charakteren und Horror, setzt Yeon Sang-ho in „Peninsula“ eher auf Action. Und lässt sich dabei von „Mad Max“, „Die Klapperschlange“ und „The Fast and the Furious“ inspirieren. „Die Klapperschlange“ ist ja recht offensichtlich: statt nur New York wird bei Yeon mal eben ganz Südkorea eingekesselt. Aber genau wie bei Carpenter gibt es auch in „Peninsula“ die heruntergekommene, post-apokalyptisch aussehende Stadt, in der nur Chaos herrscht. Neben heruntergekommenen Menschen, die sich hier auch in Gruppen zusammengeschlossen haben und sogar auch Show-Kämpfe abhalten, gibt’s eben noch Zombies dazu.

„Mad Max“ wird das Ganze, wenn man sich die Karossen anschaut, mit denen die Bösen da so durch die Gegend fahren. Leider fehlt dem Ganzen der George-Miller-Touch, weswegen die Action dann mehr an „Fast and Furious“ erinnert. Es gibt für eine Zombie-verseuchte Stadt erstaunlich viele Verfolgungsjagden mit Autos. Die sind aber leider allesamt ziemlich furchtbar, weil sie viel zu offensichtlich aus dem Computer stammen und so übertrieben sind, dass man schon ein oder auch zwei Augen zudrücken muss, um das über sich ergehen zu lassen.

Die Action ist dadurch dann auch viel zu sauber, viel zu perfekt. Die Fahrten wirken wie aus einem Computer-Spiel. Dazu kommt das die Zombies hier auch einfach nur in CGI-Wellen präsentiert werden und dadurch auch der Horror-Faktor flöten geht. Wenn dann im Finale all das ewig in die Länge gezogen wird, wird das ganze Spektakel etwas langweilig… und nur noch dadurch getoppt, dass Yeon verzweifelt ein Happy End in diesen Film drücken will.

Als puren Trash kann man „Peninsula“ irgendwie noch ganz gut gucken, aber an den wirklich großartigen Vorgänger kommt der Film leider nicht ran. Trotz seiner zwei Stunden ist das Ganze dann doch recht zügig vorbei…

Wertung: 5 von 10 Punkten (unnötiges Sequel, das dem Fehlglauben erliegt, größer wäre immer besser)

6 Kommentare leave one →
  1. 13. Oktober 2020 22:20

    Habe den Film grade ganz frisch gesehen und kann deine Kritikpunkte und auch Vergleiche nachvollziehen. Trotzdem hatte ich aber meinen Spaß mit dem Film und würde ihm 1 oder 2 Punkte mehr geben.

    • donpozuelo permalink*
      14. Oktober 2020 08:38

      Ja, irgendwo ist er schon zwischendurch auch unterhaltsam. Aber das Ganze hat sich dann doch zu ernst genommen, um unterhaltsam trashig zu sein.

  2. 11. November 2020 17:12

    Habe auch mit mir gerungen, ob ich mir den anschaue als die Kinos noch offen hatten. Aber ich hatte so eine ganz komische Ahnung, weil ich erstens bisher nichts über den Film gehört oder mitbekommen hatte (offenbar bin ich ja aber auch allgemein spät mit Blogartikeln lesend ran 😉 ) und zweitens keine sinnvolle Beschreibung der Handlung finden konnte und drittens es mir keinen Sinn ergab, warum nach Train to Busan und dem Animationsfilm die Reihe mit diesem Setting weitergehen sollte. Da kann man doch auch einfach einen Standalone-Film machen … aber gut.Scheint ja auch Käse zu sein. Schade.

    • donpozuelo permalink*
      12. November 2020 16:11

      Ja. Ist leider wirklich Käse. Hätte cool sein können, aber das haben sie nicht hinbekommen

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