Hände weg von meinem Auto!!!
Wenn ich die Worte Australien, Zukunft und Auto höre – und das im Zusammenhang mit einem Film – dann denke ich sofort an „Mad Max“. Ein rauer, schweigsamer Mel Gibson, der mit stoischer Miene die Mörder seiner Familie jagt und einen nach dem anderen kalt stellt. In dieser Welt des Mad Max zählt allein das Gesetz der Straße. Da gibt es nur dich und deinen Wagen. Und wenn jetzt jemand kommen würde und würde Mad Max’ Wagen stehlen? Dann würde der gute Max aber so richtig ausrasten und denjenigen jagen…
Für „The Rover“ war Mel Gibson aber leider gerade nicht zu haben, deswegen begibt sich Guy Pearce in einem Australien in nicht allzu ferner Zukunft auf die Jagd nach den Autodieben… im Auto der Diebe. Irgendwann kommt dann noch der leicht debile Rey (Robert Pattinson) dazu, der Bruder eines der Autodiebe, die alle dachten, er wäre tot!

You killed the vampire myth, so now I’m gonna kill you, you son of a…
In „The Rover“ dürft ihr nicht viel hinterfragen, denn es wird euch nichts erklärt. Was hat die Gesellschaft so zusammenbrechen lassen? Nur ewig lange Lieferzüge mit asiatischen Schriftzeichen und Asia-Pop aus dem Radio lassen vermuten, dass vielleicht doch die Chinesen die Weltherrschaft an sich genommen haben. Warum ist Guy Pearce nur so darauf bedacht, seinen Wagen wiederzubekommen, wenn er doch den funktionstüchtigen Wagen der Diebe hat? Was für ein Ding haben die Autodiebe vorab durchgezogen, dass sich der gute Rey vor nahenden Armee-Fahrzeugen so fürchtet? Was zur Hölle ist hier eigentlich los? Fragen über Fragen, auf die euch „The Rover“ aber keine Antworten geben wird.
Deswegen muss man sich gerade zu Beginn des Films wirklich einfach davon treiben lassen, ansonsten macht dieser Film von Anfang keinen Sinn. Und auch wenn Regisseur David Michod diese Logiklöcher nie stopfen wird (bis auf eines und das ist dann furchtbar, furchtbar blöd…), gibt es dennoch drei Gründe, warum man sich „The Rover“ anschauen kann: 1) Guy Pearce, 2) Robert Pattinson und 3) die „Atmosphäre“ des Films!
Guy Pearce erinnert ein wenig an die vielen einsamen Lone-Gunmen der Filmgeschichte, nur dass er mit seinem Rauschebart und den Shorts weniger gefährlich wirkt als ein Clint Eastwood. Und trotzdem geht von diesem einsamen, schweigsamen Typen eine gewisse Bedrohung aus. Dieser Mann scheint keine Angst vor dem Sterben zu haben (was man sieht, wenn er sich den Autodieben das erste Mal unbewaffnet gegenüberstellt), er ist ein sturer Bock und kennt keinerlei Skrupel. In dieser Welt des Staubes und Drecks gilt eh nur das Gesetz des Stärkeren. Für Gefühle bleibt keine Zeit… deswegen äußert Pearce auch kaum welche.
Neben Pearce glänzt (und ja, ich benutze das Wort „glänzt“ mit Absicht) Robert Pattinson… und das nicht nur in der Sonne (Doppel-Brüller gelungen?!?!?!!!!!!). Es ist schön zu sehen, dass Pattinson mehr und mehr anfängt mit guten Rollen (ich muss immer noch „Cosmopolis“ und „Maps to the Stars“ gucken) den bleichen, langweiligen Vampir abzulegen. Pattinsons Rey ist ein echt fragwürdiger Charakter, dem man – genau wie Pearce – nie so wirklich einschätzen kann. Nur ist Rey auch sehr viel unterwürfiger und manchmal noch kaputter im Kopf als Pearce. Pattinson leiht dem guten Mann eine leicht gestörte, zittrige und manchmal recht kindliche Manier, die deutlich macht, dass der Typ ohne die Hilfe eines anderen nicht lange überleben würde.
Als drittes hätten wir dann da noch die Atmosphäre. Wie schon bei „Mad Max“ scheint sich Australien ja wirklich perfekt dafür zu eignen, eine Welt wiederzuspiegeln, in der alles den Bach runtergegangen ist. In dieser Welt regieren Staub und Dreck und der Missmut der Menschen. Die Welt von „The Rover“ ist so trostlos wie die von „The Book of Eli“, Guy Pearces Wanderung erinnert an das getrieben Vater-Sohn-Gespann aus „The Road“. Davd Michod fängt triste Endzeitstimmung wirklich perfekt ein… so gut, dass man fast vergisst nachzufragen, warum dieser Typ da noch mal all das auf sich nimmt, um seinen Wagen wiederzubekommen? Aber es ist halt die wichtigste Frage des Films und mit der Antwort darauf versaut Michod sich eigentlich den kompletten Film, der dadurch extrem ins Absurde gezogen wird. Oder vielleicht liegt’s auch nur an mir. Für mich hat das aber wirklich nicht funktioniert… aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Wertung: 6 von 10 Punkten (wenn dieses Ende nicht diesen Film versauen würde, wäre eigentlich alles perfekt)
Bei den 3 Punkten gebe ich dir recht – allerdings bezweifle ich, dass ein gutes Ende den Film gerettet hätte, dafür war vorher einfach zu viel Ödnis dabei. Man denke da nur an den Dialog zwischen Pearce und der Oma. Ich hatte mir viel mehr von dem Film erhofft.
Ich weiß nicht, ich glaube, wenn diese ganze Autohetze einen sinnigeren Sinn gehabt hätte, dann hätte ich dem Ganzen vielleicht noch ein bisschen mehr abgewinnen können. Denn eigentlich mag ich ja diese Endzeit-Thematik immer sehr gern. Aber hier war’s leider irgendwie nie so richtig zu Ende gedacht.
Ich fand das Ende gut: In einer Welt in der alles nur noch trostlos und leer ist und in der jeder jeden jederzeit (sprichwörtlich) fressen kann, klammert Guy Pearce‘ Figur sich an die letzten Dinge der Normalität. Es handelt sich da um seinen einzigen Freund oder Vertrauten, von dem er wusste, dass er ihn nicht irgendwann für ne Packung Zigaretten oder eine Dose Büchsenfleisch hintergehen würde. Und wenn ihm das einfach so von drei stumpfsinnigen Banditen geklaut wird, die nur zu faul sind, ihr eigenes Auto wieder freizulegen – obwohl es noch fährt – dann setzt er eben alles in Bewegung, um es wiederzukriegen. Das war für mich schon schlüssig.
Ich habe mir mal erlaubt, deine spoilerhaltige Frage am Anfang entfernt… einfach damit’s fair für alle anderen bleibt 😉
und auch wenn ich den Gedankengang durchaus nachvollziehen kann, weiß ich nicht, ob mir das alles so plausibel erscheint. Ich glaube, kein Mensch der Welt würde in einer solchen Situation solche Strapazen für egal was auf sich nehmen. Klar wäre es schwer, aber in einer Welt in der es nur noch ums Überleben geht… würde man das, was da am Ende passiert, vielleicht einfach sein lassen. Ich konnte es auf jeden Fall nicht wirklich nachvollziehen.
Ich hatte schon vor deiner Review kaum einen Anreiz den Film zu gucken … das bestärkt mich in meiner Meinung, dass man den nicht gesehen haben muss. Und wegen der Pattinson-Sprüche … der Preis der Berühmtheit. Wer bei sowas mitmacht, muss zahlen. Der wird die Glitzer-Sprüche nie wieder los! Hehehe ^_^
Nein, der gute Robert wird sich auf ewig Disco-Kugel-Sprüche anhören dürfen. Aber gut, auf der anderen Seite sollte er das auch irgendwie schätzen… egal, wie sehr manch einer (unsereins) diese Filme auch verabscheuen mag, sie haben ihn berühmt gemacht…
Also mir hat er gefallen. Ich mag so minimalistische Filme und trotzdem ich mir dachte, was zum Schluss kommt, fand ich ihn sogar „spannend“ :))
Ich mag ja solche Filme auch sehr… und gerade dieses Endzeit-Zeug, aber wie gesagt, das Ende hat’s mir irgendwie echt versaut…