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Der Meisterdieb und die Prinzessin

15. April 2024

Eigentlich habe ich alle Filme von Hayao Miyazaki gesehen. Die große Miyazaki-Bluray-Box hat einen Ehrenplatz in meinem Regal und ich komme gerne immer wieder zu diesen Filmen zurück. Aber ich musste irgendwann schon vor langer Zeit feststellen, dass ich doch nicht alle Filme von Miyazaki gesehen habe – ich habe nur alle Ghibli-Filme von ihm gesehen. Einer fehlte da jahrelang, doch nun kam genau dieser Film vor kurzem nochmal im Kino… und diese Chance habe ich dann genutzt, um endlich mal „DAS SCHLOSS DES CAGLIOSTRO“ zu gucken, ein Film, der auf der Manga-Serie „Lupin III“ basiert, an deren Anime-Serien-Verfilmung Miyazaki auch schon mitarbeitete, bevor er mit diesem Streifen sein großes Regie-Debüt feierte.

Lupin III., seines Zeichens Enkel vom großen Arsène Lupin, hat gerade mit seinem Kollegen Jigen ein Casino in Monte Carlo ausgeraubt. Doch auf der Flucht vor der Polizei muss er feststellen, dass sie da Falschgeld geklaut haben – ganz besonders gut gemachtes Falschgeld, dessen Ursprung Lupin in Cagliostro weiß. Also macht er sich mit Jigen dorthin auf den Weg und stößt dabei durch Zufall auf die Prinzessin des kleinen Staates: Clarissa. Sie soll mit dem Grafen verheiratet werden, damit der legitimer Herrscher des Landes sein und fröhlich weiterhin sein Falschgeld in der Welt verteilen kann. Lupin muss da natürlich helfen… so als Gentleman-Ganove.

Ich kann gleich zwei Dinge vorwegnehmen: Erstens, man muss die Anime-Serie oder den Manga zu „Lupin III.“ nicht kennen, um mit „Das Schloss des Cagliostro“ seinen Spaß zu haben. Zweitens, selbst wenn sich der Film noch nicht nach Miyazaki anfühlt (weil es einfach nicht seine eigene Geschichte ist), spürt man den kommenden Miyazaki doch in allen Bildern.

Die Story selbst ist nett, da darf man keine großen Überraschungen erwarten. Alle wichtigen Figuren aus der „Lupin III.“ Serie, wie die Spionin Fujiko, der Interpol-Polizist Zenigata oder auf der Samurai Goemon. Ich kannte die Figuren vorher nur sporadisch, aber selbst wenn man sie nicht kennt, führt der Film sie zügig, aber gut ein – na okay, Goemon hätte man im Film nicht gebraucht, der hat nichts zu tun. Aber Fujiko erweist sich als interessante Figur, die ihre eigene Agenda verfolgt, dann aber doch bereit ist zu helfen – weil sie so Lupin letztendlich auch für sich ausnutzen kann. Zenigata sorgt für ein paar gute Lacher, weil Lupin den Polizisten und seine Truppe immer wieder an der Nase herumführt… und Jigen macht einfach Spaß. Das ist ein großartiger Side-Kick. Auch die Prinzessin und der böse Graf fügen sich gut in die Geschichte ein, die vor allem mit viel Charme, coolen Slapstick-Einlagen und noch besserer Action daherkommt. Allein die Verfolgungsjagd zu Beginn in Cagliostro ist sehr beeindruckend.

Miyazaki entfesselt hier ein Action- und Spaß-Feuerwerk, das einfach keine Pausen kennt, wodurch er dann gut über die nicht sonderlich ausgereifte Story hinwegtäuschen kann, weil man mit „Das Schloss des Cagliostro“ einfach nonstop Spaß hat. Charmante Figuren, fiese Schurken, viel Humor, noch mehr Chaos und Action – mehr braucht es doch eigentlich nicht.

Dazu kommt dann aber das, was Miyazaki später in seinen eigenen Film noch weiter ausbauen wird: Das World-Building und die tollen Bilder, an denen man sich nicht satt sehen kann. Cagliostro selbst ist ein wunderschöner Staat, ob es die kristallblauen Seen, die schneebedeckten Berge oder die sattgrünen Wiesen sind, die im Wind aussehen wie das Meer – die Bildgewalt eines Miyazaki und auch die Kreativität spürt man hier schon in jedem Bild. Das Schloss des Grafen ist gigantisch und voller Fallen, Geheimgänge, merkwürdiger Apparaturen, so dass man am liebsten noch länger verweilen und alles ausgiebig erforschen möchte. Miyazakis Filme leben immer durch die Welten, in die er uns entführt… und das macht sein Spielfilmdebüt auch nicht Halt vor. Es sieht toll aus. Dazu kommt, dass Prinzessin Clarissa schon wie die Vorstufe zu Nausicaä wirkt – also Miyazaki inspiriert auch Miyazaki, verrückt!

Wenn ihr also mal irgendwie an den Film rankommt (ich hatte Glück, ihn jetzt zu einer Sondervorstellung im Kino zu sehen, die leider echt leer war), dann tut euch den Gefallen. Ihr werdet viel Spaß haben.

Wertung: 8 von 10 Punkten (verrückte Action und ein kurzweiliges Diebes-Abenteuer)

One Comment leave one →
  1. 7. Mai 2024 19:52

    Die Sondervorstellung war bestimmt anlässlich des Jubiläums des Films, oder? Habe ich auch mitbekommen und hoffe mich schnell genug von meiner Erkältung zu erholen, damit ich das auch noch mitnehmen kann. Denn ich hatte mir vorgenommen dieses Jahr mal alle Lupin III Filme (an die man rankommt) zu schauen. Bisher läuft das echt schleppend. Die versprochene TV-Ausstrahlung kam nicht oder war nicht recordable, usw. Na mal schauen, ob das noch was wird…
    Ich hab die meisten (u.a. Cagliostro) als Teenie gesehen und fand die absolut klasse. Leider erinnere ich mich nicht an mehr außer dass ich sie so toll fand. Ähnlich wie bei dir kam dann später die bombastische Erkenntnis, dass da ja Miyazaki drin ist 😀

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