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Das Geheimnis des Stahls

2. September 2011

Was, bitte, haben Nietzsche und Fantasy gemeinsam??? Meines Erachtens nach gar nichts, denn bis jetzt habe ich noch keinen allzu philosophischen Fantasy-Film gesehen, geschweige denn einen, der auf einer Schrift von Nietzsche basiert. Obwohl… Nietzsches „Superman“ stand ja Pate für die Benennung eines gewissen Superhelden. Egal… es ist auf jeden Fall etwas weit hergeholt, dem alten Philosophen Fantasy anhängen zu wollen. Dachte ich…

Aber dann habe ich mir neulich einen Film angeschaut, den ich als Kind wahnsinnig klasse fand. Das erste Mal so mit 10 gesehen und gleich gab es hier alles, was ich von Fantasy erwartet hatte: muskulöse Helden mit Riesenschwerten, finstere Magier, fremde Welten und Götter, Geister und Ungeheuer und… was einem Zehnjährigem am meisten im Gedächtnis bleibt: es gab viel Blut und Gemetzel und nackte Haut.

Was mir also als kindlicher Hochgenuß der Fantasy-Unterhaltung in Erinnerung geblieben ist, beginnt sehr unheilschwanger mit den Worten Nietzsches: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!“ Tja, und hier wäre dann der Kreis geschlossen, der Beweis gemacht: Nietzsche und Fantasy passen irgendwie doch zusammen, denn schließlich gelten die weisen Worte des Philosophen für „Conan, der Barbar“. Der wird in jüngster Kindheit versklavt, wird zum Gladiator und schließlich ein freier Mann, der auf der Suche nach dem Mörder seines Volkes einem übermächtigen Feind den Kampf ansagt.

Wie gesagt, als Kind fand ich den Film große Klasse, aber nicht etwa wegen „Terminator“-Arnie. Der darf ja hier nur starr in die Kamera glotzen und Posen machen. Mund öffnen – so gut wie verboten (was vermutlich damals auch besser so war). Aber auch wenn Arnie ein bisschen albern aussieht mit den langen Haaren und dem Pelz-Umwurf, so ist er doch der perfekte Barbar in einem nahezu perfekt trashigem Barbaren-Film.

Erschaffen hat den ja Pulp-Autor Robert E. Howard. Von ihm wurde ja mittlerweile auch „Solomon Kane“ ganz gut verfilmt. Dass aus dem ganzen Trash des Howard aber auch tatsächlich gute Unterhaltung wird, dafür haben die Macher von „Conan, der Barbar“ gesorgt. Regisseur John Milius hat nämlich einen interessanten Mann ans Drehbuch gelassen – und zwar Oliver Stone. Ja, ihr habt richtig gelesen, der gute Mr. Stone, der ja scheinbar überall seine Finger im Spiel hatte und hat, schrieb das Drehbuch und das hat einiges zu bieten, was man von guter Fantasy erwartet:

„Conan, der Barbar“ kommt wie ein waschechtes Game rüber: Der Held bekommt einen Quest, zieht los, kloppt sich durch fiese Gegner und steht irgendwann vorm Hauptgegner. Stone liefert „Conan“ dazu eine recht auführliche Hintergrundgeschichte, die verdeutlichen soll, warum der Mann so einen Groll hegt. Gleichzeitig verbirgt sich hinter dem Aufstieg des Conan vom Sklaven zum Held auch der große „American Dream“ – versinnbildlicht an unserem österreichischem Superman (aber nur für die, die noch viel in den Film hinein interpretieren wollen!! 😉 ) Dazu kriegen wir dann noch eine Xena-ähnliche Kriegerin, einen kleinen asiatischen Zauber (übrigens im Original der Sprecher von Onkel Ihro aus „Avatar“) und einen Dieb. Dieses bunt zusammengewürfelte Team bricht also auf, um den gefährlichen Schlangenkult des Thulsa Doom zu vernichten. James Earl Jones, die Original-Stimme von Darth Vader, spielt den gefährlichen Thulsa Doom mit solch einer Intensität und Hingabe – einer der besten Fantasy-Bösewichte überhaupt.

Neben den zahlreichen Figuren punktet „Conan, der Barbar“ auch mit aufregenden Kulissen, ob nun weite Steppen, alte Tempelanlagen und kleine Festungen – wir reisen gemeinsam mit dem Barbar durch eine fantastische Welt.

Dazu gibt’s reichlich Kopf-Ab und Arm-Ab. Natürlich dürfen Gewalt und Sex nicht fehlen: Thulsa Doom beherrscht seine Jünger durch Gedankenkontrolle, die geben sich willenlos in Orgien hin, die springen bereitwillig von Klippen und bekämpfen – gut, sie versuchen es – Conan mit allem, was sie haben. Conan setzt dagegen Breitaxt, Speer und Riesenschwert, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber als glanzvoller Held kommt er ja auch eh fast immer so davon.

Ich dachte schon, ich müsste „Conan, der Barbar“ als Jugendsünde abtun. Aber ich hatte auch jetzt noch viel Spaß mit dem Film. (Zu vernachlässigen ist dann aber der zweite Teil!!!) Für einen lustigen und action-reichen Filmabend reicht der Film allemal – vielleicht sollte man ihn einigen Leuten aber vorher als „Trash“ verkaufen, damit sie nicht zu hohe Erwartungen stellen.

Einziger Wermutstropfen: Das wahre Geheimnis des Stahls verrät uns Conan leider nicht.

Wertung: 8 von 10 Punkten (Fantasy-Gekloppe mit dem Terminator – das hat was!!!)

28 Kommentare leave one →
  1. 2. September 2011 06:47

    Interessant, daß du gar nicht weiter auf den Soundtrack eingehst, der imho einiges an der Qualität ausmacht.

    • donpozuelo permalink*
      2. September 2011 15:32

      Soundtrack vergesse ich gerne mal, aber du hast natürlich Recht. Der ist großartig und sehr schön an die ganze Story und das Setting angepasst. Haut einen wirklich vom Hocker.

  2. 2. September 2011 11:41

    Okay, du tust ihn zwar ab und an als Trash ab, das hat meine Erwartungen aber nicht im geringsten nach unten absinken lassen, sondern eher noch in die Höhe geschraubt. Hört sich ja besser an als ich bisher immer dachte…

    • donpozuelo permalink*
      2. September 2011 15:33

      Es ist auch ein wenig Trash, aber richtig gut. Dagegen könnte das Remake höchstwahrscheinlich einfach nur Trash sein… ohne das „richtig gut“ 😉

  3. 2. September 2011 21:43

    Conan isdt einfach wegen Arnie Kult daher wird das Remake Gnadelos scheitern…nur schon der Trailer sieht nach der Spitze von Trash aus

    • 3. September 2011 05:26

      Wobei es ja Potenzial in Richtung Werktreue gibt, die der alte Film nicht vorweisen kann. Das ist schon fast wie bei den Karl May Verfilmungen. 😀

    • donpozuelo permalink*
      3. September 2011 13:29

      Da wirst du wohl recht behalten. Zumal das Remake in den USA ja tatsächlich schon gnadenlos untergegangen ist 😉

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