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Ibn und die Wikinger

25. November 2022

Über Michael Crichton weiß ich eigentlich nicht sonderlich viel. Für mich war er immer der Autor, der die Vorlage zu „Jurassic Park“ geliefert hat und der noch eine ganze Menge anderer Bücher geschrieben hat. Dass der Mann aber zum Beispiel auch der Schöpfer der Krankenhaus-Serie „ER“ gewesen ist, wusste ich nicht. Dass Crichton viele seine Werke selbst verfilmt hat, war mir auch nicht ganz klar – und dabei habe ich zum Beispiel „Westworld“ gesehen (nur eben vergessen, dass er da auch Regie geführt hat). Crichton ist schon echt ein interessanter Mensch gewesen, der 26 Romane geschrieben hat, die ja auch dank seines wissenschaftlichen Hintergrunds sehr im Realistischen verwurzelt sind. Was wiederum für mich bedeutet, ich muss echt mal ein paar mehr Sachen von Crichton nachholen und vor allem lesen. Doch bevor ich mit dem Crichton-Lesen anfange, habe ich mal einen alten Film von ihm nachgeholt: „DER 13. KRIEGER“ von „Stirb Langsam“-Regisseur John McTiernan.

Ahmad ibn Fadlan (Antonio Banderas) ist ein Dichter aus Bagdad, der aufgrund einer Affäre ins Exil geschickt wird und als „Botschafter“ bei den Wolga-Wikingern landet. Deren Anführer Buliwyf (Vladimir Kulich) wird von König Rothgar (Sven Wollter) um Hilfe gebeten: Seine Gefolgsleute werden von den Wendols bedrängt. Dieser Stamm von offensichtlich übermenschlichen Kannibalen terrorisiert das Land, bringt ganze Dörfer um und muss bekämpft werden. Ein Orakel sagt, dass 13 Krieger in den Kampf gegen Wendol ziehen müssen… und der 13. Krieger darf kein Wikinger sein – so kommt es also, dass Ahmad, den die Wikinger alle nur „Ibn“ nennen, die Feder weglegen und das Schwert in die Hand nehmen muss.

John McTiernan ist ein Action-Meister, dem wir vieles zu verdanken haben, was das Action-Kino groß gemacht hat. „Predator“, „Stirb Langsam“, „Stirb Langsam 3“ oder „Last Action Hero“ sind nur ein paar der Filme, die für McTiernan als Regisseur sprechen und auch in diesem Historien-Action-Film, der auf einem Roman von Michael Crichton basiert, kann McTiernan glänzen. Crichtons Buch „Eaters of the Dead“ vermischt die wahre Geschichte von Ahmad ibn Fadlan und seine Zeit bei den Wolga-Wikingern mit der Legende von Beowulf und seinem Kampf gegen Grendel. Für jemanden wie mich, der zuletzt „The Northman“ gefeiert hat, der „Conan der Barbar“ liebt, ist es eigentlich eine Schande, dass ich „Der 13. Krieger“ wirklich erst jetzt sehe. Aber besser spät als nie.

Da ich „The Northman“ und „Conan“ schon angesprochen habe, kann ich auch gleich bei den Filmen bleiben, denn ich hatte einfach echt Spaß mit „Der 13. Krieger“, der ja wirklich Elemente der beiden genannten Filme in sich aufnimmt. Der Wikinger-Teil versucht schon mit etwas Realismus daher zu kommen… und so präsentiert uns McTiernan eine interessante Truppe von Wikingern, von denen ich mir zwar beim besten Willen keinen Namen merken konnte, die aber so an sich trotzdem gut funktionieren. Auch von den Sets und den Kostümen liefert „Der 13. Krieger“ das ab, was ich so von Wikingern erwarte… das ist natürlich alles ein bisschen offensichtlich, aber es funktioniert. Interessant wird das Ganze dadurch, dass wir diese Truppe durch die Augen eines Fremden kennenlernen. Witzig fand ich dabei dann die Art und Weise, wie Ahmad es schafft, die Sprache der Wikinger zu erlernen… er beobachtet sie einfach ein paar Nächte und ist dann auf einmal perfekt darin, mit denen zu kommunizieren. Ein bisschen übereilt, aber gut für den Film, da Ahmads Übersetzer (Omar Sharif) nicht mit auf die Reise kommt.

Der etwas übernatürlichere Teil, der dann mehr an „Conan“ erinnert, gehört dann der Nacherzählung von Beowulf… und hier kommt dann John McTiernan zum Zuge, liefert uns große Schlachten, Einzelkämpfe, Kampf-Vorbereitungen und macht aus den Wikingern ein bisschen auch „Die Sieben Samurai“, die sich einer ganzen Übermacht stellen müssen. Die Action ist gut und auch ziemlich brutal inszeniert.

„Der 13. Krieger“ ist ein düsterer, brutaler Film, der es aber auch schafft, diese Gemeinschaft der Krieger gut aufzubauen. Auch wenn Antonio Banderas hier der bekannteste Darsteller ist, fokussiert sich der Film nicht nur auf ihn. Wie schon in „Predator“ schafft es McTiernan, das Ensemble aufleben zu lassen – und wie gesagt, auch wenn ich mir von den Wikingern keine Namen merken konnte, haben wir hier doch trotzdem interessante Charaktere, die auf eine große Heldenreise geschickt werden.

Der Film war damals 1999 ein ziemlicher Flop, was echt schade ist. Aber in einer Zeit, in der Leute „The Matrix“ feiern, hat man es mit Wikingern wahrscheinlich etwas schwerer. Das Ganze hat auf jeden Fall ein Revival verdient – und damit meine ich nur, dass mehr Leute sich den Film angucken sollten, ein Remake braucht kein Mensch.

Wertung: 8 von 10 Punkten (John McTiernan kann auch historische Action)

4 Kommentare leave one →
  1. 25. November 2022 16:03

    Ich dachte schon, ich bin der Einzige, der den Film sehr mag. Habe ihn damals sogar im Kino gesehen und seitdem ist er mir ans Herz gewachsen.

    • donpozuelo permalink*
      27. November 2022 11:49

      Den hätte ich auch gerne im Kino gesehen. Aber ja, der ist echt gut. Unterhalsamer Streifen…

  2. 7. Dezember 2022 23:56

    Ich hatte auch nie verstanden, warum der nicht so gut ankam. Banderas war ja damals eigentlich ganz gut im Geschäft und der Streifen ist ja alles andere als Dröge. Aber manchmal ist einfach nicht die richtige Zeit für Fantasy und 1999 war die breite Masse gerade nicht bereit dafür.

    • donpozuelo permalink*
      8. Dezember 2022 17:19

      Es ist halt auch kein richtiges Fantasy. Hat vielleicht abgeschreckt. Keine Ahnung, aber der Film ist echt spannend und gut gemacht.

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