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Frischluft für den Mars

20. August 2012

Der Name Lycia Naff ist den meisten Filmfans höchstwahrscheinlich kaum ein Begriff. Wie auch, wenn man bedenkt, dass die gute Dame in gerade mal drei Filmen mitgewirkt hat. Was tut man also, um sich irgendwie bemerkbar zu machen, um in Erinnerung zu bleiben: Man zieht blank. Gut, das haben schon viele gemacht (bei einigen Damen reichte sowas schon für den Oscar husthustHalleyBerryhusthustKimBasingerhusthustumnureinigezunennen), aber an Lycia Naffs Auftritt wird man sich auf ewig erinnern. Auch wenn ihr Auftritt nur kurz war, er war für die Ewigkeit: Sie stellt sich vor die Kamera, öffnet ihre Bluse und voila… da sind sie. In ihrer ganzen Schönheit: Drei Brüste!!!

Jetzt dürfte dann wohl auch klar sein, von welchem Film wir sprechen. Der Film, der für immer mit Lycia Naff verbunden sein wird, auch wenn sich kein Schwein an ihren Namen erinnern wird – Paul Verhoevens „Total Recall“ (Ich fand den beigefügten deutschen Titel „Die totale Erinnerung“ immer etwas fragwürdig.). Darin spielt die gute Lycia Naff „nur“ die drei-busige Prostituierte vom Mars. Wichtiger ist in diesem Film aber der Mann, dem sie ihre dreifachen Vorzüge anbietet: Arnold Schwarzenegger ist Douglas Quaid, ein normaler Arbeiter. Der will sich bei der Firma REKALL die Erinnerung an einen Marsurlaub einpflanzen lassen – ein spannender Urlaub, in dem Quaid als Geheimagent in den Kampf zwischen Rebellen und Mars-Gouverneur Cohaagen (Ronny Cox) verwickelt wird. Doch irgendwas geht schief… ist Quaids Trip auf den Mars nun real oder nur REKALLs Illusion?

Gute Science-Fiction-Geschichten entnimmt Hollywood scheinbar fast ausschließlich den Kurzgeschichten von Philip K. Dick. Mal schnell ein Sammelband aufgeschlagen… egal, welche Story man trifft, die wird schon funktionieren. Und so ist Dick wieder einmal Grundlage für Paul Verhoevens Film, der eine interessante Mischung aus Arnie-Action, Sci-Fi und Komödie zu bieten hat.

The Terminator“ oder „Conan, der Barbar“ – das sind für mich die Paraderollen eines Arnold Schwarzenegger. Er muss nicht viel tun, muss nicht viel schauspielern und eigentlich einfach nur da sein. Das reichte dann schon aus, denn Rest erledigten die anderen. Von daher verlangt „Total Recall“ unserem Lieblingsösi schon so einiges ab. Denn hier geht eben nicht nur die eine Mimik. Wenn Arnie dann „versucht“ zu schauspielern, uns Freude, Verwirrung oder Trauer zu zeigen… dann sieht das trotzdem irgendwie immer gleich aus. Aber alles nicht so schlimm, denn Arnie darf zwischendurch auch immer noch Arnie sein: Dann gibt er blöde Kommentare von sich und ballert und boxt sich wie wild durch die Gegend. Der Arnie, wie wir ihn lieben. Vielleicht war auch die Auswahl von Verhoeven schon als kleiner Witz zu verstehen, denn sicherlich hätte es zu der Zeit auch andere Schauspieler gegeben, die Douglas Quaid etwas mehr Tiefe verliehen hätten. Aber dann wiederum: Wer hätte es sonst machen sollen – hier darf Arnie auch einfach Arnie sein: der große Held mit der dicken Knarre, der die Menschheit rettet.

Zum Glück hängt bei diesem Film aber nicht alles nur von Arnie ab. „Total Recall“ ist auch ein äußerst interessanter Science-Fiction geworden: Kolonien auf dem Mars, unbekannte Technologien, die dort von Außerirdischen zurückgelassen wurden, Mars-Mutanten (zu denen dann auch Lycia Naff gehört). Verhoeven macht aber auch kein Hehl daraus, dass dies kein „Blade Runner“ ist. Das, was bei „Total Recall“ Science-Fiction ist, wirkt irgendwie weniger abgehoben. Vielleicht liegt das daran, dass es heutzutage sehr lustig wirkt, wenn merkwürdige Puppen als Taxi-Roboter durchgehen oder wenn der „Nackscanner“ nur ein grünlich-leuchtendes Skelett zeigt. Aber all das verfehlt seine Wirkung nicht. Es passt zum Film… alles ein wenig skurril und an vielen Stellen auch zum Lachen (was jetzt DEFINITIV kein Manko ist – „Total Recall“ ist auch ein wenig Action-Komödie)!

Paul Verhoevens „Total Recall“ ist neben all dem Arnie, all dem Science-Fiction und der Komik aber auch ein Film voller Gewalt und Gesellschaftskritik (man könnte wieder mit den 1% anfangen, wenn man wollte, von der Zwei-Klassengesellschaft, etc.). Die Gewalt gehört ja aber zu Arnie wie der Pfarrer zur Kirche. Was die Gesellschaftskritik angeht, so bleibt die subtil im Hintergrund. Schließlich wollen wir uns ja den Spaß an Arnie und Co. nicht zu sehr verderben lassen.

„Total Recall“ gehört definitiv zu den guten Dick-Verfilmungen, auch wenn sie vielleicht nicht die Klasse eines „Blade Runner“ erreicht. Man hätte es sicher weniger komisch, düsterer und dreckiger machen können, aber Verhoeven entschied sich dagegen. Herausgekommen ist ein kultiger Arnie-Film… Ob das Remake von Len Wiseman einen anderen Weg gehen wird, ob Lycia Naff darin eine würdige Vertretung findet und ob sich so ein Remake überhaupt lohnt, wenn das Original doch so sehenswert ist, das erfahrt ihr dann beim nächsten Mal.

Wertung: 8 von 10 Punkten (Arnie ballert besser als er schauspielert, aber immerhin geht es auf den Mars und wir sehen eine Frau mit drei Brüsten… was will man mehr?)

11 Kommentare leave one →
  1. 20. August 2012 08:35

    Ganz grosse Liebe von mir an den Film.

    Plus: Die Nackscannerszene war eine der ersten Motion-Capturing-Versuche. Allerdings wären der Aufwand und die Kosten dafür jenseits geworden und schlussendlich wurde es halt „nur“ ein Stop-Motion-Dings.

    • donpozuelo permalink*
      20. August 2012 08:51

      😀 Von mir auch!!! 😉

      Die Nacktscanner-Szene ist auch einfach mal ein großes Highlight. Als ich die das allererste Mal gesehen hatte, hatte mich das genauso geflasht wie die drei Brüste 😉

  2. 20. August 2012 11:33

    Großartiger Film, der zeitgenau zum Remake mit einer sehr gelungenen Blu-ray bedacht wurde. Steht schon im Regal, doch die komplette Sichtung lässt leider noch auf sich warten…

    • donpozuelo permalink*
      20. August 2012 15:08

      Wie passend 😉 Auf jeden Fall immer eine Sichtung wert 😉

  3. 21. August 2012 09:32

    Einer meiner Lieblingsfilme, bzw. Lieblings-Arni-Filme! 🙂

    • donpozuelo permalink*
      21. August 2012 11:10

      Ein guter Arnie-Film, auch wenn er sich sehr anstrengen muss 😉

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