This is the end
Chris Carter, du hast mir das Herz gebrochen. Und das ist jetzt nicht nur so theatralisch gemeint, als kleiner Scherz. Es ist wirklich ernst gemeint. Als waschechtem Akte-X-Fan hast du mir das Herz gebrochen. Und das nicht zum ersten Mal. Nach dem Ende deiner Serie, die mich wirklich lange durch mein jugendliches Leben begleitet hat, machtest du mir Hoffnung, als du verkünden ließ, es würde ein zweiter Akte-X-Film kommen. Meine Freude war groß, der Schmerz nach dem Kino-Besuch noch größer. Aber ich hatte Zeit, meine Wunden zu lecken, hatte Zeit, die alten, die guten Folgen deiner tollen Serie noch einmal zu schauen, hatte Zeit, Zeit mit Mulder und Scully zu verbringen. Alles war gut… und dann kamst du plötzlich wieder und wieder ließt du verkünden, es würde neues Futter für uns Verschwörungstheoretiker, Mystery-Fans und UFO-Forscher geben. Eine zehnte Staffel sollte kommen und sowohl David Duchovny als auch Gillian Anderson sollten als Mulder und Scully wieder dabei sein. Und obwohl die Narben an meinem Serien-Herzen noch sichtbar waren, konnte ich nicht anders als mich zu freuen. So ist das halt mit der Liebe… man macht immer wieder die gleichen Fehler, in der Hoffnung, es dieses eine Mal dann doch besser zu machen. Außerdem sollten es ja nur sechs Folgen sein… was könnte da schon passieren? Es wäre ja nur wie eine kleine Affäre… sie wäre vorbei, ehe sie richtig begonnen hätte.
Aber, Chris Carter, wie ich ja schon anfangs erwähnte, hast du mir das Herz gebrochen. Und das Schlimmste daran ist, dass du es nicht einmal langsam gemacht hast, sondern gleich mit einem Schlag. Gleich mit der ersten Folge der zehnten Staffel, die uns eine neue Verschwörung vorstellte, die eigentlich so ein bisschen wie die alte war, nur halt ein bisschen auf Modern gemacht – mit den Ängsten der ständigen Überwachung und der Angst vor der Übernahme böse gesinnter Gruppen. Du liefertest mir einen Joel McHale, den ich in „Community“ so mochte und in dieser zehnten Staffel in seiner Funktion als Verschwörungsmarktschreier einfach nur furchtbar fand. Schlimmer wäre es nur noch gewesen, wenn du aus ihm so einen richtigen „normalen“ youTuber gemacht hättest.

The agents are back in town
Und was überhaupt sollte diese komplette erste Folge? Die war, als hättest du nie vorher auch nur eine Folge „Akte X“ gesehen. Was war denn jetzt mit der großen Invasion, die im Dezember 2012 starten sollte? Und warum zur Hölle taucht der Krebskandidat wieder auf? Sollte diese Erklärung, die du im Staffel-Finale gibst, ein simpler Aufenthalt im Krankenhaus hätte für ihn gereicht, wirklich so sein? Und warum zur Hölle taucht William, Scullys und Mulders Sohn wieder und taucht doch nicht auf… die ganze Staffel köderst du uns mit dieser öden Familiengeschichte und machst dann nichts daraus. Stattdessen jault eine Scully immer wieder davon, was „wir schlimmes tun mussten“… Wir??? Soweit ich mich erinnere, hatte Mulder genau zwei Mal seinen Sohn im Arm, bevor er untertauchen musste. Dass Scully William zur Adoption freigibt, war leider ganz allein ihre Entscheidung. Mulder konnte da nichts für, weswegen es auch nicht wirklich passt, dass Scully die ganze Zeit im Plural spricht. Aber wieso überhaupt William??? Erst wird er in der Serie abgeschrieben, weil so ein Kleinkind am Set wahrscheinlich echt anstrengend sein kann und auf einmal ist er die Lösung…
Gut, wenn ich ehrlich sein soll, habe ich damit gerechnet und gleichzeitig doch gehofft, du würdest einen anderen Weg wählen. Aber was die große Verschwörung angeht, konntest du mir in Staffel 10 nichts bieten – ich meine, Kondensstreifen??? Wirklich??? Die zwei Folgen waren gruselig und das große Finale die Verarschung schlechthin… statt irgendein halbwegs gutes Ende zu finden, lässt du noch mehr offen als vorher – in der Hoffnung auf eine elfte Staffel??? Ich hoffe, das wird nicht passieren.
Denn, ich muss es noch einmal sagen, du hast mir das Herz gebrochen. Selbst der Nostalgie-Faktor hat in dieser zehnten Staffel nicht funktioniert. Weil du einfach mal das coolste Agenten-Duo der 90er Jahre zu einem Doppel-Solo gemacht hast… klingt komisch, ist aber so. Statt dass Mulder und Scully zusammen agieren, treffen sie sich gerade mal zum Anfang der Episoden und zum Ende und zwischendurch laufen ihre Ermittlungen parallel. Das war nicht sehr cool von dir. Das war nicht „Akte X“. Überhaupt wirkten die beiden selbst auch einfach nicht mehr so wie früher… klar, sie haben jeder ihr eigenes Serien-Leben und sind damit bisher gut gefahren. Vielleicht war es für Anderson und Duchovny auch nur eine Rückkehr der Nostalgie wegen… aber was zur Hölle war das??? Gerade Mulder wirkte die ganze Zeit so verzweifelt komisch und Scully zu sehr an der Grenze des Zusammenbruchs wegen Klein-William. So richtig zu alter Hochform sind sie nicht einmal in dieser Staffel gekommen.

Sie sehnen sich auch nach besseren Zeiten
Aber was an Verschwörung nicht funktionierte, hätte ja eigentlich mit den „Monster-of-the-Week“-Folgen funktionieren können. Hat’s aber leider auch nicht. Die einzige Folge, die ich wirklich gut fand, war „Home Again“ mit dem Müll-Mann. Da hatte ich zwischenzeitlich wirklich das gute alte X-Files-Feeling, sonst tat das alles nur weh. Was sollte diese Klischee-Terrorismus-Folge, die billiger nicht hätte sein können? Was sollte dieser Drogentrip auf einem Placebo, der einfach nur zum Fremdschämen war? Was sollte dieser Cameo der Lone Gunmen? Überhaupt was hat der arme Mitch Pileggi in dieser Serie eigentlich gemacht? Das war nicht Skinner, das war einfach nur ein komischer, bärtiger Mann? Selbst ein William B Davis konnte nach seiner Zauber-Auferstehung nicht glänzen… und Annabeth Gish hättest du dir auch sparen können.
Nein, nein, nein… Chris Carter, du hast mit das Herz gebrochen. Viel schlimmer noch, du bist zum George Lucas der X-Files geworden. Wie der mit seinen Prequels hast du etwas Geliebtes genommen und daraus dieses Etwas gemacht, dass wir jetzt die zehnte Staffel von „Akte X“ nennen müssen. Die Staffel hat so ziemlich alles ignoriert, was Jahre lang vorher aufgebaut wurde (bis halt auf die blöde William-Geschichte), die Serie hatte keine wirklichen Schauwerte (Monster, welche Monster???) und die Chemie zwischen Mulder und Scully konnte sich nie so wirklich zeigen, weil die beiden so gut wie nie zusammen vor der Kamera waren. Vielleicht wärst du auch besser gefahren, in sechs Folgen eine komplette Geschichte zu erzählen, statt im Mini-Format das Monster-of-the-Week-Schema auszupacken. Vielleicht hättest du es auch einfach lassen sollen…. wenn nicht „Akte X“ im Titel gestanden hätte, hätte es diese Staffel nicht mal über den Piloten hinaus geschafft.
Diese zehnte Staffel war ein Graus, mein Herz blutet und ich brauche jetzt erst einmal eine kleine Phase der wilden Serien-Affären, hier mal eine, da mal eine, um über das ganze Elend hinwegzukommen.
Wertung: 2 von 10 Punkten (das war gruselig, aber nicht die Art von „gruselig“, die ich mir erhofft hatte)
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Das war echt eine Enttäuschung. Ich fand genau eine Folge gut, das war’s. Da war sogar der zweite Kinofilm besser.
😀 Ja, wenn ich die Wahl hätte, würde ich wahrscheinlich auch eher den zweiten Kinofilm noch einmal schauen.
Du machst mir Angst…
Keine Sorge. Das ist ein Revival für Fans der Serie. Und bis auf Mythologie-Folgen auch ein absolut gelungenes!
Ja, deine Meinung zur Staffel kenne ich schon. Bin mal gespannt, wann ich mir selbst eine bilden kann. Im Moment stagniere ich etwas bei Season 7.
Willst du mir damit sagen, ich wäre kein Fan der Serie? 😉
Tut mir Leid, ich sage nur meine Meinung und als Fan der Serie konnte ich damit wirklich nicht viel anfangen. Und das obwohl ich es so gerne wollte. Aber so richtig wollte der Funke nicht übergreifen… es ist toll, die Charaktere wiederzusehen. Es war auch toll, dass sie das alte Intro beibehalten haben. Aber der Rest war leider wirklich nicht so toll.
Es war tatsächlich eine reine Nostalgieshow, in der man so ziemlich alle früheren Folgen versuchte in sechs Folgen zu verpacken: Monster of the Week (wie du gut erkannt hast, ohne Monster), eine Slapstick/Comedy-Folge (die ich allerdings richtig gut fand) und natürlich die Verschwörungssache. Mulder und Scully waren zu bemüht irgendeine Chemie vorzugaukeln. Das war echt schade. Aber ich muss gestehen, eine Staffel 11 mit dem Duo Miller und Einstein würde ich mir durchaus antun. Aber nur Lauren Ambrose zuliebe (die alte SFU-Liebe brennt halt immer noch)…
Ja, klar war es ne reine Nostalgie-Show, aber die hat für mich halt nie wirklich funktioniert. Mittlerweile fände ich es tatsächlich sogar besser, wenn sie Miller und Einstein als Ersatz nehmen würden… aber nur, wenn sie dann mit den beiden auch wirklich versuchen, ein paar andere Wege einzuschlagen – anstatt nur nen blossen X-Files-Abklatsch zu produzieren. Naja… schauen wir mal, ob da noch was kommt.