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Zack Snyders Kinder Country Spot

22. April 2024

Was ist eigentlich mit Zack Snyder los? Oder eher: Was ist mit Netflix los? Sobald irgendwas nicht so gut läuft, wird es abgesetzt. Aber Zack Snyder hat scheinbar „carte blanche“ bekommen und darf sich freiaustoben: Nachdem letztes Jahr im Dezember mit „Rebel Moon“ seine Version von einem Star-Wars-Film erschien und von so ziemlich allen als langweilig in der Luft zerrissen wurde, bekommen wir nun trotzdem noch „REBEL MOON 2: THE SCARGIVER“. Was natürlich daran liegt, dass die „back to back“ gedreht wurden und Netflix die schon sehr früh auch so angekündigt hat. Spannend wird es sein, ob die Pläne für vier weitere Filme in diesem „Rebel Moon“-Universum durchgesetzt werden – denn leider ist auch „REBEL MOON 2“ genau das Gleiche wie der erste Teil, jetzt nur mit mehr Explosionen.

Kora (Sofia Boutella) hat im letzten Film den bösen Admiral Noble (Ed Skrein) besiegt und somit die Gefahr vom Mond Veldt und seinen Bewohnern abgewehrt. Glaubt sie zumindest, aber Noble lebt und in fünf Tagen werden seine Truppen und er auf dem Mond einfallen – sich das Getreide schnappen und alle umbringen, die ihnen im Weg stehen. Kora muss nun gemeinsam mit ihren Gefährten – unter anderem General Titus (Djimon Hounsou) und dem Bauern Gunnar (Michiel Huisman) – die Bauern ausbilden und auf den großen Kampf vorbereiten.

In Teil 2 merkt man jetzt nochmal ein bisschen mehr, wie verzweifelt gerne Snyder eigentlich eine Weltraum-Version von Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ machen wollte. Da werden ein paar Bauern trainiert, da werden ein paar Gräben gezogen, das war’s. Und genau da liegt das Problem: Das war’s schon. Um diese Menschen kümmert sich Snyder kaum. Stattdessen bekommen wir erstmal 20 Minuten Getreide-Porn, und das ist kein Witz. Mehr als zwanzig Minuten zeigt uns Snyder (ohne Dialoge), wie das Getreide geerntet und zu  Mehl verarbeitet wird – natürlich mit schönem Licht, schwitzigen Körpern, die in Zeitlupe das Getreide mähen. Ich hatte dabei wirklich diesen alten Kinder Country Werbespot im Kopf, der uns weiz machen wollte, wie gesund das doch alles ist. Anstatt Getreideporn hätte man ja mal lieber die Figuren mehr aufbauen können – immerhin wissen wir, dass es demnächst zur Schlacht kommen wird, da wäre eine emotionale Bindung zu diesen Dorfbewohnern ja nicht verkehrt. Aber nee, lieber weiterhin verschwitzte, schöne Körper im Sonnenlicht beim Arbeiten zeigen.

Der Versuch, in die Tiefe zu gehen, folgt danach: Da sitzen dann Kora und ihre Gefährten an einem Tisch und JEDER darf noch einmal seine tragische Backstory erklären. In Teil 1 wäre das nicht schlecht gewesen, jetzt sind mir die Figuren leider schon so egal, dass noch mehr Hintergrundwissen es auch nicht besser macht. Zumal hier dann das eigentlich Tragische passiert: Jede, aber auch wirklich jede dieser Geschichten – so kurz sie dann auch sein mögen – ist interessanter als der Quatsch, den man sich nun schon seit 40 Minuten anschaut. Da merkt man, dass hinter „Rebel Moon“ eigentlich schon eine spannende Geschichte steckt, die Snyder aber nie auslebt. Die Hintergrundgeschichten zeigen mal ein paar andere Welten, unterschiedliche Szenarien, die alle mit diesem bösen Imperium in Verbindung stehen… aber wir stehen nur im Getreidefeld und warten und warten…

Nach 50 Minuten von Getreideporn und ein bisschen Charakter-Aufbau kommt dann die große Schlacht. Die geht etwa ne Stunde lang. Snyder versucht hier, alle Perspektiven in diesem Getümmel mal aufzugreifen: Wir fliegen mal mit den Raumschiffen der Angreifer über die Felder, dann springen wir mitten ins Getümmel, erleben EINEN aufregenden Kampf (in dem Doona Bae als Schwertkämpferin Nemesis mal schön freidrehen kann), begeben uns dann auch zum Mutterschiff von Noble. Snyder möchte Abwechslung reinbringen und das ist auch löblich. Problem ist halt wieder nur: Keine dieser Figuren berührt mich, ich fiebere mit niemandem wirklich mit, weil sie mir alle so egal sind. Weil sie keine Chemie haben – das hatten sie schon im ersten Teil nicht und das fehlt ihnen leider jetzt auch. Wenn da tragische Tode zu betrauern sind, muss ich mich erstmal fragen: „Oh, wer war das jetzt nochmal?“ Man weiß es einfach nicht, weil alles in diesem Chaos aus Explosionen, Schießereien und elendigen Zeitlupen untergeht. Eigentlich konnte Snyder das mal, aber in „Rebel Moon 2“ sieht das alles sehr öde aus.

Ich weiß es nicht, was das alles soll. Ich verstehe auch bis heute nicht, warum ausgerechnet Sofia Boutella seine „leading lady“ sein muss. In diesen Filmen hat sie immer den gleichen Gesichtsausdruck und einfach keinerlei Ausstrahlung – was aber einfach auch daran liegt, dass ihr das Drehbuch überhaupt nichts gibt, womit man irgendwie arbeiten könnte.

„Rebel Moon 2“ ist also wirklich genau der gleiche Müll wie Teil 1: verspieltes Potenzial, mit sehr eintönigen Figuren, langweiliger Action und anstrengenden CGI-Effekten. Ich bin mal echt gespannt, ob Netflix noch Teil 3-6 durchwinken wird.

Wertung: 3 von 10 Punkten (braucht echt kein Mensch, da gucke ich ja fast lieber nochmal „Jupiter Ascending“)

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