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TWB XXI: Neuanfang

31. Mai 2013

Ich muss doch schon sagen, es ist interessant, wie sich die Sichtweise auf einen Film ändern kann. Aber eigentlich sollte mich das nicht überraschen, schließlich hängt so viel von der richtigen Stimmung und dem richtigen Umfeld ab. Beschissene Filme können auf einmal auch sehr lustig werden, wenn man sie nur mit den richtigen Freunden (und den damit verbundenen Off-Kommentaren oder ähnlichem) schaut. Da denke ich mir manchmal doch echt, ich sollte eine Zweitbewertung einführen. Insgeheim mache ich das ja auch schon… so für mich selbst, wenn ich einen Film sehe, den ich hier schon mal bewertet habe. Aber bis jetzt hat’s in den meisten Fällen mit meiner Erstbewertung hingehauen.

Womit wir beim eigentlichen Thema wären, denn das hier ist jetzt die erste Kritik, die auf einer bereits existierenden basiert. Und wenn mir „Casino Royale“ jetzt noch genau so gut gefallen hätte wie am Anfang, dann hätte ich die alte Kritik hier einfach noch mal gepostet. Doch im großen Rahmen meiner „The Weekly Bond“-Reihe habe ich „Casino Royale“ mit ganz anderen Augen betrachtet.

Nach „GoldenEye“ darf Martin Campbell in „Casino Royale“ erneut ran und soll mit Daniel Craig einen vollkommen neuen Bond präsentieren. Um das Risiko noch zu erhöhen, soll das Ganze ein Remake darstellen und Bonds Anfänge zeigen. Bonds Jagd auf den Terrorismus-Finanzierer LeChiffre (Mads Mikkelsen) hat aber ein paar Probleme, die mir vorher nie so ganz bewusst geworden sind.

Problem 1: Eigentlich (so richtig) ist „Casino Royale“ kein Reboot.

Abgesehen davon, dass man in der Einführungssequenz kurz mitbekommt, wie Bond seine beiden ersten Opfer niederstreckt, um den Doppelnull-Status zu erlangen. Das ist aber auch alles, was für den Reboot-Faktor spricht. Man könnte vielleicht noch dazu zählen, dass John Cleese furchtbarer Q fallen gelassen wurde und das auch Moneypenny fehlt.

Ansonsten ist „Casino Royale“ einfach nur ein Film mit einem neuen Typen, der Bond spielt. Sonst hätte man sich vielleicht auch gleich überlegen können, ob Judi Dench als M nicht auch in Rente gehen sollte. Außerdem wirkt Daniel Craigs James Bond spätestens nach der Titelsequenz nicht mehr wie ein blutiger Anfänger, sondern wie einer, der das schon seit Jahren macht.

Problem 2: Es fühlt sich nicht so richtig nach Bond an.

Als ich den Film das erste Mal sah, war ich nicht so extrem in der Materie wie jetzt. Da gefiel mir „Casino Royale“ vor allem wegen seiner großartigen Action und dem Hau-Drauf-Bond, der sich weniger auf seine Gadgets als viel mehr auf seine Fäuste verlässt. Was der Film aber fast komplett vernachlässigt, ist das gewisse Bond-Feeling. Ja gut, hier könnte man jetzt wieder versuchen, das ganze mit dem Reboot zu erklären: Bond ist noch jung und wild, die Klasse und der Charme kommt erst noch.

„Casino Royale“ erinnerte mich stellenweise an den nicht unähnlich Bond-untypischen Bond „Lizenz zum Töten“. Die richtige Spionage-Arbeit fällt ein wenig kurz.

Problem 3: Action, Action, Action

Geht eigentlich Hand in Hand mit Problem 2. Der junge Bond soll ein junger Wilder sein, weswegen man hier deutlich mehr auf Action und Gewalt setzt. Die Action sieht gut aus, die Gewalt ist für einen Bond-Film schon sehr krass. Als Actionfilm funktioniert „Casino Royale“ daher verdammt gut, als Bond-Film fast schon zu hart. Dazu kommt dann, dass die Story sich zu lange mit dem Pokern aufhält. Craig und Mikkelsen beim Kartenspielen ist jetzt auch nicht so unbedingt spannungsgeladenes Kino.

Also was ist nun mit „Casino Royale“?

Ich mag den Film! Ich bin ein großer Fan von Craig als Bond. „Casino Royale“ ist ein zeitgemäßer und großartig in Szene gesetzter Action-Streifen (mit einer laaaangen Pokerrunde). Als Bond-Film tanzt er ein wenig aus der Reihe, dennoch schafft es Martin Campbell wieder einmal, dass man den neuen 007 gut finden kann. Allerdings hätte er sich vielleicht doch mehr an „GoldenEye“ als an Jason Bourne orientieren sollen.

Wertung: 8 von 10 Punkten (einen Minus-Punkt für so viele Bond-Probleme – trotzdem bleibt es ein guter Film)

9 Kommentare leave one →
  1. 31. Mai 2013 16:53

    Ja, kann ich so unterschreiben. Wenngleich ich diesen teil noch deutlich „bondiger“ fand, als den schwachen Nachfolger…

    • donpozuelo permalink*
      1. Juni 2013 15:30

      Ja, in gewisser Weise stimmt das schon. Aber so im großen BOnd-Universum hat dieser Film halt nicht den krassen Neustart gebracht… und was danach kommt, habe ich auch nur als sehr schwach in Erinnerung.

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