TWB XXIII: Ratte frisst Ratte
Ich bin ja mittlerweile an dem Punkt angekommen, an dem ich alle meine Entscheidungen bezüglich der Daniel-Craig-Bond-Filme überdenke. Im Licht der gesamten Reihe sticht Craig schon hervor. Allerdings muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist. Man kann aber mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Craigs Bond nicht mehr sonderlich viel mit dem Original-Bond zu tun hat. Craigs Bond ist sehr viel actionbetonter, körperlicher und härter. Der Charme scheint fast verflogen, wenn man zu pingelig damit umgehen will.
So bilden „Casino Royale“ und „Ein Quantum Trost“ den Anfang einer neuen Richtung für Bond, die höchstwahrscheinlich Hardcore-Fans irritieren, aber Neueinsteiger begeistern wird. Könnte man meinen, doch dann folgte der Jubiläumsfilm zum 50. Geburtstag. Drama-Experte Sam Mendes schickte Bond in „Skyfall“ auf einen kleinen Trip in die Vergangenheit – sowohl in seine eigene als auch in die von M (Judi Dench). Denn der ehemalige MI-6-Agent Silva (Javier Bardem).
Als ich „Skyfall“ zum ersten Mal im Kino gesehen habe, war ich begeistert. Und ja, auch jetzt bin ich nach wie vor begeistert (weswegen ich jetzt nicht so viel Neues schreiben werde). Sam Mendes macht mit Daniel Craig endlich mal das, was weder Campbell noch Forster vor ihm gemacht haben: er gibt ihm seine Klasse zurück. Bond ist in „Skyfall“ nicht nur ein einfacher Actionheld… dafür sorgt allein schon die Story, die immer wieder auch die ruhigen Momente auskostet. Mendes nimmt sich die Zeit, endlich auch mal etwas mehr hinter die Fassade des coolen Agenten zu schauen.
Gleichzeitig, und das fand ich auch beim zweiten Mal immer noch sehr interessant, legt „Skyfall“ den Fokus nicht nur auf 007. Erstmals kümmert sich die Geschichte auch um Judi Denchs M. Hier wird sie mal nicht nur zur Auftraggeberin degradiert, sondern auch als Opfer einer Verschwörung. Die unnahbare M wird verletzlich und somit wird es auch Bond. Eine Note, die dem Film außerordentlich gut steht… endlich mal ein Bond-Girl, mit dem der gute James definitiv nicht ins Bett steigt 😉
„Skyfall“ liefert mit Javier Bardem endlich auch mal wieder einen erwähnenswerten Schurken. Allerdings kann ich nicht genau sagen, wie ich den intimen Moment zwischen Silva und Bond bewerten soll. Definitiv anders, definitiv neu… mehr sage ich dazu jetzt erst einmal nicht.
Jetzt bleibt tatsächlich abzuwarten, was weiterhin mit Bond passiert. Wird Sam Mendes bleiben? Wenn ja, in welche Richtung wird das Ganze gehen? Immerhin gibt es in „Skyfall“ ja die ersten Hinweise, dass man auf einige, altbewährte Bond-Komponenten zurückgreift – ich sage jetzt mal nur „Moneypenny“.
Was ich eigentlich jetzt im Nachhinein ein wenig bedauere, ist die Tatsache, dass man die Geheimorganisation „Quantum“ aus den beiden Craig-Vorgängern komplett fallengelassen hat. Das war ja doch gerade in „Ein Quantum Trost“ schon ein interessanter Bestandteil… und vernichtet wurde diese Organisation ja auch noch nicht. Aber wer weiß, vielleicht kommt da ja noch was.
James Bond ist 50 geworden. Seit seinem ersten Kampf gegen „Dr. No“ hat er 23 Mal die Welt gerettet, hat auf mysteriöse Art und Weise sechs Mal sein Aussehen geändert und schafft es trotzdem immer wieder, mit der Zeit zu gehen. An dieser Stelle muss ich mich dann wohl auch vom guten James verabschieden… Wer jetzt jedoch glaubt, er hätte auf diesem Blog genug von Geheimagenten gelesen, den darf ich beruhigen. 😉 Ab nächster Woche mache ich hier ganz schamlos mit „The Fake Bonds“ weiter… schließlich gibt es mehr als nur die offiziellen 23. Bond-Filme (und außerdem bin ich ja nach dieser langen Zeit auch so etwas wie eine Bestenliste schuldig).
Um das jetzt hier aber abzuschließen: „Skyfall“ ist und bleibt ein großartiger Bond-Film, an dem sich die zukünftigen Bonds messen müssen.
Wertung: 9,5 von 10 Punkten (Punktzahl bleibt, Begeisterung auch)
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