Willkommen im Irrenhaus
Abgeschlossene Serien sind was Feines. Es gibt nichts Schlimmeres als eine sich ewig in die Länge ziehende Serie, die einfach kein Ende zu finden scheint. Ähnlich dramatisch wird’s da nur noch bei Serien, die abgesetzt und nie zu Ende erzählt werden (wie zum Beispiel bei „My Name is Earl“… wo man mit dem fiesesten Cliffhanger aufhört und danach die Serie absetzt – wie kann man nur???) Da muss man sich bei den Machern von „American Horror Story“ echt bedanken. Die erzählen nämlich in jeder Staffel eine andere Geschichte. So wird jede Staffel eine Mini-Serie für sich und man ist nicht unbedingt gezwungen, jede Staffel wirklich zu sehen. Je nach Thema kann man sich das aussuchen.
Nun ist es im Falle von „American Horror Story“ leider so, dass man die zweite Staffel wirklich auslassen kann. Nachdem es in der ersten Staffel um Familie Harmon und ihr unheimliches Mörderhaus ging, geht es in „American Horror Story: Asylum“ um eine Irrenanstalt in den 60er Jahren, die von der strengen Nonne Jude (Jessica Lange) geführt wird. Der junge Kit Walker (Evan Peters) wird eingewiesen, weil er angeblich der Serienkiller „Bloody Face“ sein soll. Gleichzeitig wittert Reporterin Lana Winters (Sarah Paulson) eine großartige Story. Mit Hilfe der Nonne Mary Eunice (Lily Rabe) dringt Lana in die Anstalt ein. Doof nur, dass sie dabei erwischt wird und von Schwester Jude „gefangen“ und eingewiesen wird – angeblich um ihre schlimme Krankheit der Homosexualität zu heilen. Lana versucht, das Beste aus ihrer misslichen Lage zu machen und stellt – so gut es geht – Nachforschungen an. Dabei erfährt sie, dass in der Anstalt so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht.
Welches Thema passt besser zu einer Horror-Serie als eine Irrenanstalt? Dunkle Gänge, Elektroschock-Therapie, wirre Menschen und gräßliche Schreie in der Nacht… so fangen doch viele Hintergrundgeschichten zu irgendwelchen Horror-Mördern an. Was in Filmen oft nur als kurze Rückblende gedacht ist, wird in „American Horror Story: Asylum“ zu tragenden Handlung. Man stelle sich das Ganze so ein bisschen vor wie Jack Nicholsons „Einer flog übers Kuckucksnest“ gone bad. Mit Lana Winters und Kit Walker haben wir die tragischen Figuren, die Unschuldigen, die fast kampflos der Schreckensherrschaft der Ärzte und ihren mittelalterlichen Methoden ausgesetzt sind. Im Vergleich zu „American Horror Story“ muss man sagen, hatte Jack Nicholson mit Oberschwester Ratched ja noch richtig Glück. Jessica Langes Schwester Jude ist nämlich ein richtiges, fast schon fanatisches Miststück mit einem dunklen Geheimnis. Und wie schon in der ersten Staffel zeigt sich auch in der Irrenanstalt, dass Jessica Lange ein wahrer Glücksgriff gewesen ist. Lange ist für mich das, was John Noble für „Fringe“ war: ein handfester Grund, warum man einschalten muss. Aber auch die anderen Darsteller, von denen viele sich ja auch schon in der ersten Staffel von „American Horror Story“ bewährten, sind großartig. Zachary Quinto als wohlwollender Psyichater zum Beispiel ist ein weiteres Highlight dieser Staffel.
Leider, leider ist an diesem Besuch in der Irrenanstalt nicht alles so toll. Das fängt schon mit der allerersten Folge an, in der scheinbar Aliens eine wichtige Rolle spielen. Da mit James Wong eine führende Hand von „Akte X“ mit an Bord ist, überrascht die UFO-Storyline vielleicht nicht unbedingt jeden. Leider passt sie nur so gar nicht zu dem Rest der Story und wirkt von Anfang an komplett fehl am Platz.
Da ist die Frage, wer wirklich „Bloody Face“ ist, wesentlich interessanter… oder auch, was für Experimente der hauseigene Arzt Dr Arthur Arden (James Cromwell) eigentlich hinter verschlossenen Türen so macht. Die Macher der Serie haben schon ein paar nette Ideen zusammengestellt, nur fehlte mir irgendwie ein bisschen das Subtile, das Staffel 1 so sehenswert machte. Da wusste man nie so genau, was jetzt eigentlich los war (zumindest in den ersten sieben, acht Folgen), doch in „Asylum“ ist das verschwunden. Stattdessen werden teilweise recht absurde Handlungen mit einander verknüpft: Das geht von Alien-Entführungen über die schlimmen Experimente bis hin zu vom Teufel besessenen Schwestern und merkwürdigen Exorzismen. Staffel 2 von „American Horror Story“ wird zu einem irren Sammelsurium an Ideen, die mehr und mehr lächerlich werden.
Atmosphärisch ist das Ganze super. Die Location, dieses Gebäude der Anstalt ist top. Und zum Glück sind auch die Darsteller top… nur leider ist es die ganze Geschichte nicht. Hier und da gibt es mal eine spannende Folge… und meistens sind das die in denen Jessica Lange die Handlung lenkt. Aber auch wenn sie super ist, will ich doch von einer Serie ein wenig mehr.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die nächste American Horror Story-Mini-Serie in Staffel 3 wieder etwas besser wird. Und vor allem ein wenig mehr auf dem „Boden der Tatsachen“ bleibt. Als wenn hier wirklich keiner von „Indiana Jones 4“ gelernt hätte: Aliens helfen wirklich nur, wenn es sich auch um Science Fiction handelt. Ansonsten haben die hier nichts verloren.
Wertung: 5 von 10 Punkten (darstellerisch sehenswert, leider ist es der Rest nicht besonders)
Klingt… schlecht. Die Serie an sich hatte mich interessiert, aber wenn bereits Staffel 2 so abfällt…
Es ist nicht wirklich schlecht schlecht. Es sind nur zu viele doofe und unnötige Ideen dabei. Von der Machart und den Darstellern ist „American Horror Story“ trotzdem top! Und das Gute ist ja: Man kann immer einfach eine Staffel sausen lassen, da ja jede für sich abgeschlossen ist. Von daher bin ich schon sehr auf die dritte Staffel gespannt – auch wenn mich die zweite nicht so sehr begeistern konnte.
Also mir hatte sie richtig gut gefallen, viel besser als die erste Staffel und den Genremix fand ich völlig okay. Bin gespannt, was ihnen in der dritten Staffel so einfällt.
Ich fand ja die erste Staffel interessanter. Da sind sie so wenigstens bei einer Idee geblieben. Staffel 2 war mir manchmal ein zu großes Sammelsurium an Ideen – von denen einige richtig gut, andere aber auch richtig doof waren.
Nichtsdestotrotz bin ich auch sehr gespannt auf Staffel 3.