Mach mal ne Pause!
Es erscheint mir fast surreal, dass es nun schon fast zehn Jahre her ist, dass ich das letzte Mal zur Schule gegangen bin. Die ersten Andeutungen für ein Klassentreffen tauchen langsam am Horizont auf und ich wundere mich, ob ich tatsächlich schon so weit bin. Ich werde da fast melancholisch und blicke zurück, um irgendwie erkennen zu können, was sich in diesen zehn Jahren wirklich geändert hat. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich immer noch zu anständig bin, um mal einen Tag einfach so blau zu machen. Schwänzen lag mir nie im Blut… ich war einfach zu feige. Ich bin und war nie ein Ferris Bueller. In fast jeder Hinsicht – möchte ich mal behaupten.
Ferris Bueller (Matthew Broderick) ist ein ausgefeiltes Schlitzohr, smart und beliebt bei allen. Deshalb schafft er es sogar, dass Spenden gesammelt werden, wenn das Gerücht aufkommt, er sei schwer krank. Doch ist er nur leider/ zum Glück nicht schwer krank. Ferris will einfach nur einen Tag blau machen. Dazu trickst er seine Eltern aus und genießt seinen Tag – gemeinsam mit seinem eigentlich tatsächlich etwas angeschlagenen Freund Cameron (Alan Ruck) und seiner durch einen genialen Trick vom Unterricht befreiten Freundin Sloane (Mia Sara). Doch der Trip durch Chicago mit „entliehenem“ Ferrari wird durch den engstirnigen und Ferris hassenden Direktor Rooney (Jeffrey Jones) etwas erschwert.
Wenn der Name John Hughes fällt, weiß man eigentlich schon, dass man gute Unterhaltung bekommt. Aber ich finde es trotzdem jedes Mal wieder erstaunlich, wie gut sich Hughes doch in die Gedankenwelt von Teenagern hinein versetzen kann. Schon in „The Breakfast Club“ fand ich großartig, wie er die Welt gekonnt in zwei Kategorien einteilt: Teenager und Erwachsene. Auch in „Ferris macht blau“ funktioniert dieses Prinzip einmal mehr ganz ausgezeichnet. So wie Hughes es darstellt, ist man eigentlich schon verpflichtet, die Schule zu schwänzen: Die Lehrer sind allesamt ziemliche Langweiler, während sich Ferris die wichtigsten Dinge, die er fürs Leben braucht (zum Beispiel das Hacken von Computern) mal eben selbst beigebracht hat. Erwachsene sind nicht die Hellsten… ein Gedanke, den man als Jugendlicher nur zu gerne hat und der bei Hughes immer wieder gerne voll ausgespielt wird. Sehr zur Belustigung des Zuschauers natürlich.
„Ferris macht blau“ erinnerte mich manchmal ein bisschen an die alten Bugs Bunny-Cartoons, in denen Bugs durch irgendwelche skurrilen Stunts doch immer wieder die Oberhand behält. Ferris’ „Kampf nach Freiheit“ gegen Direktor Rooney ist genau das. Es ist eine einfache und deutlich strukturierte Welt, in der man als Teenager einfach seinen Spaß haben muss.
Matthew Broderick scheint dafür wie geschaffen. Er ist die perfekte Mischung aus neunmal klugen Klugscheißer und Charmeur. Er hat alles, was man in dem Alter vielleicht selbst gerne hätte: Er ist ein Nerd, ohne nerdig zu sein! Er ist bei allen beliebt und kommt mit allem durch. Wie kann man sich nicht wünschen, einen Tag wie dieser Typ zu sein? Man muss Ferris einfach gern haben und kann ihm wirklich nichts übel nehmen (wie man ja selbst an seiner von Jennifer „Dirty Dancing“ Grey gespielten Schwester sehen kann). Damit Ferris für uns als Zuschauer noch mehr zum Sympathie-Träger wird, durchbricht Ferris die vierte Wand und lässt uns direkt an seinen „Weisheiten“ über das Leben teilhaben. Wenn Matthew Broderick das alles nicht so lockerleicht transportieren könnte, hätte dieser Film einfach nicht funktioniert.
Aber „Ferris macht blau“ besteht ja nicht nur aus Ferris Bueller. Da hätten wir noch die äußerst charmante Mia Sara, die ich erst sehr viel später als Tom Cruises Liebling aus „Legende“ identifizieren konnte. Allerdings liefert sie hier nur das schmückende Beiwerk für Ferris. Viel wichtiger ist Freund Cameron: Er ist der Zweifler, der Ängstliche… und hier liefert uns Hughes wieder einen wunderbar passenden Kontrast zum „lebensbejahenden“ Ferris, der Cameron dazu zwingen muss, sein Leben ein wenig zu genießen. Dass der 18-jährige Cameron dabei von dem 29-jährigen Alan Ruck gespielt wird, stört hier kein bisschen.
Doch neben all den versteckten Lebenshinweisen ist „Ferris macht blau“ auch ein kleines Road-Movie – ein amüsanter Trip durch Chicago… wo Ferris sein Allmacht über die Irrsinn des Erwachsenen-Daseins beweisen kann: Sei es beim schnoddrigen Kellner in einem Nobelrestaurant, im Kunstmuseum oder als Entertainer auf einem riesigen Straßenfest. Verdammt noch eins, wer würde nicht gerne einen Tag lang mit Ferris Bueller blau machen? Selbst ich würde es tun…
John Hughes ist mit „Ferris macht blau“ wirklich ein perfekter, amüsanter Film gelungen, den man sich immer und immer wieder angucken könnte. Er macht durchweg Spaß, besticht durch seine sympathischen Darsteller und hinterlässt uns am Ende sogar noch mit einer wichtigen Botschaft, die wir uns auf Ewigkeiten einprägen sollten: „Life moves pretty fast; if you don’t stop and look around once in a while, you could miss it!“
Wertung: 10 von 10 Punkten (ohne Worte!!!! Einfach nur großartig!!!)
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wow, ok… das ist ja X!!! Jahre her, dass ich den gesehen habe. Um ehrlich zu sein, habe ich so gut wie 0 Erinnerung daran. Aber eine 10/10 kann ich wohl nicht umgehen. Mal sehen, wann ich demnächst dazu komme.
Wenn ich mir die Bilder jetzt so ansehe… kennst du Parker Lewis? 😀
Der Film ist echt großartig… und ja, auch eine große Inspiration für „Parker Lewis“. „Ferris Bueller’s Day Off“ macht auf jeden Fall richtig viel Laune und gehört definitiv in die gut sortierte Sammlung 😉
Fantastischer Film. Großartiger Film. Ist schon wieder viel zu lange her, dass ich den gesehen habe. Und ja, der Film war Inspiration für „Parker Lewis“ – es gab damals sogar eine offizielle „Ferris Bueller“ TV-Serie, doch die war kein Erfolg, ganz im Gegensatz zu Parker.
Ja, war auch bei mir sehr lange her, aber ich habe mir vorgenommen, jetzt mal wieder ein paar alte Klassiker meiner Kindheit/ Jugend zu schauen. Da musste der Film einfach mit rein.
Von der „Ferris Bueller“-Serie habe ich auch gehört, sie aber zum Glück nie gesehen. Der Film spricht für sich, da muss man nicht mehr haben. Broderick war die perfekte Besetzung für Ferris Bueller.
Oh, an dem Film bin ich immer vorbei geschrammt. Klang vom Titel her nicht vielversprechend. Einfach noch eine Teenykomödie. Werde ich jetzt vielleicht mal nachholen
Es ist eben nicht einfach nur eine weitere Teenie-Komödie, da stand Hughes immer ein bisschen drüber. „Ferris macht blau“ ist wirklich verdammt gut!!!