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Alter Mann, noch ältere Filme

28. Dezember 2015

Miss Booleana hat eine schöne neue Blogparade ins Leben gerufen, der ich mich so kurz vor Jahresende noch anschließen möchte. Auch wenn diese Blogparade einem das eigene Älter-Werden noch einmal deutlich vor Augen führt, denn Miss Booleana möchte eine Liste von Filmen haben, die älter sind als ich…

Die genauen Regeln lauten wie folgt: „Stellt bitte 10 Filme vor, die ihr für die “besten alten Filme” haltet. Die Filme müssen älter als ihr selbst sein. (Im Zweifelsfall zählt das Erscheinungsdatum im Produktionsland des Films.) Nennt mir bitte außerdem einen Film, den ihr besonders mögt, der genau aus eurem Geburtsjahr stammt – also quasi ‘mit euch zusammen geboren wurde’.

„Geklaut“ bei Miss Booleana

Diese Liste ist mir wirklich nicht leicht gefallen, weil ich doch mit Erschrecken feststellen musste, wie viele Filme, die ich mag, am Ende doch jünger sind als ich. Also musste ich noch viel weiter zurückreisen, mich meiner eigenen Vergänglichkeit stellen, um zehn so richtig alte Filme zu finden.

1922 – Nosferatu

Er heißt zwar hier noch Graf Orlock, weil es wohl irgendwelche Rechte-Probleme gab, dennoch ist klar, welchen unheimlichen Vampir-Fürsten wir in „Nosferatu“ wirklich vor der Kamera haben. DER Vampir-Film schlechthin, den muss man wenigstens einmal gesehen haben. Allein Max Schreck ist großartig, aber auch die Art und Weise, wie Murnau dieses Schauermärchen in Szene setzt, ist umwerfend.

1941 – Citizen Kane

Allein die Geschichte des Mannes Orson Welles ist schon interessant genug. Gerade mal Mitte Zwanzig bekommt er einen Vertrag, der ihm alle künstlerischen Freiheiten lässt – und das obwohl er noch nie auch nur einen Film gedreht hat. Was dann herausgekommen ist, ist einer dieser Klassiker, der den Titel zurecht trägt. Alles, was filmtechnisch zu jener Zeit möglich war, findet sich hier bestens umgesetzt wieder. Dazu spielt Welles auch im Erzählerischen gekonnt mit den Erwartungen, fängt am Ende an, springt von Rückblenden zu Rückblenden und erzählt uns die Geschichte eines großen Mannes aus den Augen anderer. Ein toller Film, mehr muss man dazu nicht sagen.

1950 – Rashomon

Bei Kurosawa fehlt es mir immer schwer, den richtigen Film zu wählen. Vielleicht doch lieber „Die Sieben Samurai“ oder doch „Rashomon“. Eigentlich ist jeder Film von ihm toll, aber ich entscheide mich dann dieses Mal für „Rashomon“, weil Kurosawa einfach das Kunststück gelingt, viermal die gleiche Geschichte zu erzählen… nur das es halt nicht wirklich viermal die gleiche Geschichte ist. Es ist ein packender Film darüber, wie unterschiedlich Menschen Situationen beschreiben, um sich selbst immer ins beste Licht zu rücken.

1954 – Das Fenster zum Hof

Für Hitchcock gilt das Gleiche wie für Kuroasawa: Welchen Film nennt man nur? „Psycho“ als Meilenstein fürs Slasher-Genre und Serien-Killer? „Vertigo“ als Beispiel für den perfekten Psycho-Thriller? Hitchcock hat einfach so viele, so gute Filme gedreht… da entscheide ich mich jetzt mal für den Film, den ich wirklich immer und immer wieder gucken kann: „Das Fenster zum Hof“. Der Film ist witzig, weil es ein bisschen Hitchcock’shes Big Brother ist. Der Film ist charmant und sympathisch dank Grace Kelly und James Stewart. Der Film ist spannend und aufregend, weil wir bis zum Schluss nicht wissen, ob Fotograf nun wirklich einen Mord beobachtet hat oder nicht.

1955 – Denn sie wissen nicht, was sie tun

Kultfigur und Stilikone James Dean hat leider nur drei Filme drehen können, doch auch die sind mittlerweile Kult. Für mich ist „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ immer noch der Beste. Der Film und vor allem Dean fängt perfekt das Lebensgefühl der ungehörten Teenager ein.

1962 – James Bond jagt Dr. No

Die Geburt einer echten Leinwand-Legende. Mehr muss man dazu doch eigentlich nicht sagen. „James Bond jagt Dr. No“ ist der Prototyp, der vorgibt, wie es zu machen ist (vielleicht hätte Sam Mendes für „Spectre“ ruhig nochmal einen Blick drauf werfen sollen). Cooler Agent jagt an exotischen Orten exzentrische Bösewichte, die in luxuriös eingerichteten Höhlen Böses planen. Dazu noch eine scharfe Braut, damit dem James auch nicht zu langweilig wird, ein oder zwei Martini und fertig ist das Ganze.

1968 – 2001: Odyssee im Weltraum

Stanley Kubricks wirrer Trip ins All ist Science-Fiction vom Feinsten. Vor allem, weil das Science so realistisch wie möglich erscheint und die Fiction so abgedreht und nicht von dieser Welt ist, dass der ganze Film immer und immer (in großen Abständen) geguckt werden kann.

1975 – Der weiße Hai

Steven Spielberg erfindet den Sommer-Blockbuster!!! Und lieferte mir damals den Grund dafür, dass ich selbst beim Schwimmen in der Ostsee noch ein mulmiges Gefühl hatte. Es hätte ja möglich sein können, dass sich so ein riesiges Monster auch mal dahin verirrt – Kinderlogik ist schon was Feines! Auf jeden Fall ist „Der weiße Hai“ ein Klasse-Film! Fertig!!!!

1979 – Apocalypse Now

Die Entstehungsgeschichte ist fast genau so interessant wie der eigentliche Film. Und seitdem ich die dazugehörige Dokumentation „Into the Heart of Darkness“ gesehen habe, die als Quasi-Making-Of über die Schwierigkeiten beim Dreh berichtet, finde ich „Apocalypse Now“ einfach mal noch viel faszinierender. Der Film ist der Hammer, einer der besten Antikriegsfilme – und ein wahres Monster von einem Film, das einen packt und nicht wieder loslässt.

1980 – Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes

Noch eine Geburtsstunde einer Legende. Der Archäologe mit dem Schlapphut und der Peitsche kämpft gegen doofe, fiese, doofe Nazis, hasst Schlangen wie die Pest und ist ein sympathischer Typ, der meine Faszination für Archäologie für eine Zeit erweckte… ein toller Abenteuer-Film, der zwei wunderbare Fortsetzungen nach sich zog!

Immerhin ist das Jahr 1983, mein Geburtsjahr, ein kino-technisch sehr interessantes gewesen und die Auswahl da fiel dann auch ganz leicht:

Star Wars – Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983)

Die Macht ist also doch stark in mir.

Dieser Film ist nicht nur genau so alt wie ich, nein, er war auch der erfolgreichste des Jahres 1983. Und das stimmt mich dann schon wieder sehr glücklich. Ich könnte also theoretisch behaupten, ich bin ein waschechter Ewok… weil ich mit denen zusammen Geburtstag feiern kann. Gleichzeitig hätten wir dann auch endlich geklärt, warum ich nicht anders kann als „Star Wars“ zu mögen. Es wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Die Macht ist mit mir… ich wusste es!!!!

Ich gehe dann jetzt mal im Bälle-Bad bei McDonalds spielen, damit ich mich wieder jung fühle 😀

10 Kommentare leave one →
  1. Ma-Go Filmtipps permalink
    28. Dezember 2015 11:39

    Schöne Auswahl. Da werde ich mich demnächst vielleicht auch mal anschließen 🙂

    • donpozuelo permalink*
      29. Dezember 2015 13:36

      Danke sehr. Mach das. Man findet so immer gleich ne gute Liste, die man so mal wieder gucken könnte 😀

  2. 28. Dezember 2015 12:57

    Joa, mit der Auswahl ließe es sich lange auf einer einsamen Insel aushalten. Klasse!

    • donpozuelo permalink*
      29. Dezember 2015 13:36

      Stimmmt. So habe ich das noch gar nicht gesehen.

  3. 28. Dezember 2015 20:26

    Hui, da müsste ich aber weit zurückgehen :))
    Vier Deiner Filme sind für mich zu jung, also jammer nicht :))

  4. 28. Dezember 2015 22:17

    So, habe fertig 🙂 http://wp.me/p4t5QM-22z

  5. 16. Januar 2016 17:31

    Und wie wars im Bälle-Bad bei McDo? 🙂
    Deine Liste würde ich so nehmen wie sie ist und einmal hintereinander weg schauen 😀 Tolle Liste. Danke fürs mitmachen!

    • donpozuelo permalink*
      17. Januar 2016 21:12

      Das Bälle-Bad war toll… nur die besorgten Blicke der Eltern, das verängstigte Starren der Kinder und der genervte Manager am Rand hat das ganze Vergnügen etwas getrübt 😀

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