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Random Sunday #25: Die Hexer-Saga

16. Februar 2020

Der Dezember 2019 sorgte dafür, dass ich kurzzeitig in einen Hexer-Wahn verfiel. Nachdem ich an einem Tag „The Witcher“ auf Netflix durchhatte, wollte ich mehr. Kurzzeitig schloss ich mich denen an, die auf einmal wieder auf die Idee kamen, „The Witcher 3“ auf der PS4 zu spielen, aber das reichte mir nicht. Also besorgte ich mir die beiden Kurzgeschichten-Bände „Der Letzte Wunsch“ und „Das Schwert der Vorsehung“. Tolle Sammlung von Geralt-Stories, die ich nur jedem empfehlen kann. Nachdem ich die Kurzgeschichten so mochte, war natürlich klar, dass nichts an der fünfteiligen Hexer-Saga vorbeiführen würde. Also kaufte ich mir die Bänder und suchtete sie in knapp anderthalb Monaten einfach mal durch. Leider konnte die Saga meine Euphorie nicht ganz aufrechterhalten.

Kurz nach dem Überfall Nilfgaards auf Cintra stehen die nördlichen Königreiche vorm Krieg. Der Kaiser Emhyr var Emreis hat es aber nicht nur auf Eroberungen an sich abgesehen, sondern ihn verlangt es auch nach der einzigen überlebenden Adligen des Königshauses von Cintra, Cirilla. Das Löwenjunge von Cintra befindet sich aber mittlerweile in der Obhut von Geralt. Schnell wird jedoch klar, dass Ciri etwas Besonderes ist. Sie ist das Erbe der Elfen, das Kind Älteren Bluts. Also ist bald nicht nur der Kaiser an ihr interessiert, sondern auch die Zauberer und Elfen und jeder, der Ciri für seine Machenschaften ausnutzen will. Doch in all dem Kriegschaos wird Geralt von Ciri getrennt und versucht während der ganzen Saga, wieder zu ihr zukommen. Gleiches will auch seine heiß geliebte Yennefer… und so verfolgen wir drei Abenteuer, die sich in den Kriegswirren entfalten.

Band 1 „Das Erbe der Elfen“ sorgt erst einmal dafür, dass alle, die die Kurzgeschichten nicht gelesen haben, auch Bescheid wissen, was eigentlich los ist. Wie bei der Eröffnung beim Schach stellt Autor Andrzeji Sapkowski erst einmal all seine Figuren auf, gibt uns einen Überblick. Hier wird jedoch schon offensichtlich, viel mit Monsterjagen hat Geralt in seiner Saga nicht zu tun. Und eigentlich ist er auch nicht wirklich im Vordergrund, sondern Ciri. Um sie wird sich hier alles drehen.

In „Die Zeit der Verachtung“ geht es die Partie Schach dann richtig los. Hier liefert Sapkowski alles, was ich von Fantasy erwarte: Krieg, Intrigen, Zauberei, Mythen und Legenden. Er treibt die Story ordentlich voran, breitet seine eigene Mythologie weiter aus, füttert uns mit appetitlichen Happen und sorgt gleichzeitig dafür, dass alle drei Hauptfiguren – Geralt, Yennefer und Ciri – gezwungen sind, ihre eigenen Wege zu gehen. Leider kann Sapkowski das ab Band 3 nicht wirklich halten. In „Feuertaufe“ stagniert die ganze Story stark: Geralt lernt neue Leute kennen und wandert auf der Suche nach Ciri durchs Land. Die neuen Charaktere (vor allem der abstinente Vampir Regis, die Bogenschützin Milva und der abtrünnige Ritter Cahir) werden gut eingeführt, aber die Reise der Truppe wird leider äußerst unspektakulär erzählt. Sapkowski orientiert sich hier daran, das alles realistischer zu erzählen als es für Fantasy sein müsste. So begegnen die vielen Flüchtlingen und Heeren, aber an sich passiert wenig. Das Gleiche gilt auch für Ciris Story und für die von Yennefer. Ciri darf ein wenig Räuber spielen (und lernt ein Einhorn kennen), während man uns mit Yennefer in lange politische Diskussionen verwickelt, die zwar die Geschichte inhaltlich füllen, aber etwas mühsam zu lesen sind.

Band 4 „Der Schwalbenturm“ konzentriert sich dann mehr auf Ciri und wie sie gejagt wird. Dabei wird sie von einem fiesen Terminator-artigen Söldner namens Bonhart gejagt. In diesem Band wird Sapkowski dann sehr brutal und lebt das fiese Kopfgeldjäger-Dasein voll aus. Auf diesen Bonhart bin ich in der Serie aber schon jetzt sehr gespannt.

Das große Finale in „Die Dame vom See“ führt dann alles zusammen… aber erstmal muss man sich durch 150 Seiten quälen, in denen eigentlich nicht viel passiert (weil unsere Freunde rund um Geralt den Winter abwarten müssen). Hier gibt es zwar endlich mal wieder etwas mehr Geralt als Monsterjäger, insgesamt ist das aber auch nur ein Lückenfüller, um das Finale noch etwas hinauszuzögern. Spannend an „Die Dame vom See“ ist das Kapitel um die Schlacht von Brenna, in dem Spakowski den Kampf aus der Sicht der Verbündeten, der Feinde, der kleinen Soldaten und der Sanitäter erzählt und eine Dynamik schafft, die allein dieses Kapitel zu einem Highlight der ganzen Reihe machen.

Das eigentliche Finale ist befriedigend, aber längst nicht so episch, wie ich es mir gewünscht hätte. Sapkowski zerfasert das Ganze zudem auch in verschiedene Episoden, die an und für sich ganz gut geschrieben sind, aber auch wieder durch lange Lückenfüller gestreckt werden.

Gestreckt ist wohl auch das Stichwort für die Reihe an sich. In den Kurzgeschichten ist Sapkowski gut auf den Punkt gekommen, die Saga an sich fühlt sich sehr gestreckt an. Immer wieder verwendet Sapkowski Rückblenden, lässt Leute unnötig lange Dinge rekapitulieren, springt in der Zeit vor und zurück. Gerade im letzten Band bringt er irgendwie noch die Artus-Sage mit ins Spiel. Das war manchmal zu viel für seine doch recht simple Story, die dann auch ein wenig diese Welt voller Monster hat vermissen lassen, die uns in den Kurzgeschichten gezeigt wurde.

Die Hexer-Saga ist nicht schlecht. Die Charaktere sind spannend erzählt. Nur nimmt Sapkowski in meinen Augen zu viele Umwege (durch zu viele Erzähler, zu viele Rückblenden, Zukunftsausblicke), um zum Punkt zu kommen. Zumindest sehe ich viele Möglichkeiten für die Serie, das alles gut auszubauen.

So richtig gestillt hat die eigentliche Hexer-Saga meinen Durst nach Fantasy jetzt aber leider nicht. Kann mir von euch jemand eine gute Reihe empfehlen (die jetzt auch nicht aus 15 Bändern besteht)?

20 Kommentare leave one →
  1. 20. Februar 2020 13:56

    Bin grad mittendrin in der Netflix-Serie. Die verschiedenen Zeitebenen sind schon etwas verwirrend, wenn man zuvor so rein gar nichts aus diesem Fantasy-Kosmos kennt.

    • donpozuelo permalink*
      21. Februar 2020 10:43

      Wie gefällt es dir so bisher? Ja, die Zeitsprünge waren hier leider auch gefühlt sehr unnötig. Hab nicht ganz verstanden, warum sie das dringend so machen mussten. Soll ja aber angeblich in Staffel 2 besser werden.

      • 22. Februar 2020 08:50

        Die Figuren sind bisher ganz spannend. Fantasy-Setting passt auch. Visuell etwas düster, aber das bedingt wohl die Geschichte an sich. Ich schau auf jeden Fall weiter. Es soll ja anscheinend auch eine zweite Staffel geben…

        • donpozuelo permalink*
          22. Februar 2020 16:59

          Ich bin auch sehr gespannt… ich mochte es.

      • 22. Februar 2020 08:50

        😀 Letzten Satz überlesen. 😀

  2. 7. März 2020 16:04

    Woah, da ist er, der Hexer-Rundumschlag. 🙂 Vielen Dank für den Überblick und das Stimmungsbild. Ich hätte mich fast von der Hexer-Sucht anstecken lassen, weil in meinem Umfeld mehrere Leute die Bücher begleitend zur Serie gelesen haben. Aber ich tue mich generell mit Fantasy schwer. Habe den Eindruck, dass man zu oft dieselben Motive trifft und dass es zu oft daraus hinausläuft epische Fünfbänder (und aufwärts) zu schreiben. Und gerade Filler und ausschweifende Epen sind dann doch nicht so meins … ich schätze ich bleibe bei der serie.

    • donpozuelo permalink*
      7. März 2020 16:15

      Ich bin immer noch auf der Suche nach DER Fantasy-Reihe, die mich wirklich überzeugen kann. Meist schrecke ich auch vor den üppigen Drölfteilern zurück, die alle gefühlt kein Ende nehmen wollen 🙈

      Muss ich wohl noch mal Der Herr der Ringe lesen.

      Verstehe aber auch echt nicht, warum keiner mehr einfach nur einen Band schreiben kann.

      • 7. März 2020 16:36

        Vielleicht weil sich auf in einem einzelnen Band nicht so der Kitt zwischen Leser und Figuren bildet. Ich denke ja man kriegt das hin … aber wenn die Qualität es nicht macht, dann offenbar die Quantität

        • donpozuelo permalink*
          8. März 2020 07:49

          Ja… aber gerade die Quantität schreckt mich bei sowas sehr häufig einfach nur ab.

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