Zum Inhalt springen

Agatha 616 und die Monster

19. April 2021

Ich mag Monster-Filme. Obwohl das eigentlich eine Untertreibung ist. Ich liebe Monster-Filme. Wer meine Godzilla-Phase auf diesem Blog verfolgt hat, kann das vielleicht auch ein wenig nachvollziehen. Monster-Filme sind toll… aber es ist auch immer nicht so leicht, einen guten Monster-Film hinzubekommen. Das größte Problem ist dabei, eine gute Balance hinzubekommen. Nur Monster-Action wird irgendwann stumpf und nur menschliche Geschichten auch. Es gibt natürlich Ausnahmen, wie zum Beispiel Gareth Ewards Film „Monsters“ von 2010, der fast ohne Monster auskommt und eine wahnsinnig faszinierende, menschliche Geschichte erzählt. Doch gerade, um mal beim Beispiel zu bleiben, die Godzilla-Filme (sowohl die neueren als auch die älteren) haben hier und da Schwierigkeiten mit den menschlichen und den Monster-Geschichten. „Pacific Rim“ hat das gut hinbekommen. „Kong: Skull Island“ auch. Während ich immer noch brav darauf warte, endlich mal „Godzilla vs. Kong“ sehen zu können, kommt Netflix mit einem Monster-Film um die Ecke, der unter dem gleichen Problem leidet… aber das Ganze zum Glück mit viel Charme vertuschen kann: „LOVE AND MONSTERS“.

Der Meteorit Agatha 616 drohte die Erde zu zerstören. Daraufhin zerstörten die Menschen einfach mit Hilfe von Raketen den Meteoriten. Leider überschüttete dieses Ereignis die Welt mit fiesen Chemikalien, die vor allem bei Insekten und Amphibien zu Mutationen führten. Kurzum: Die Welt wurde von riesigen Monstern niedergerannt und die Überlebenden verkrochen sich in Bunkern unter der Erde. Einer dieser Überlebenden ist Joel (Dylan O’Brien)… ein ängstlicher junger Mann, der in seinem Bunker eigentlich nur fürs Kochen zuständig ist. Doch Dylan ist verliebt und will endlich seine große Liebe Aimee (Jessica Henwick) wiedersehen. Die ist in einem anderen Schutzbunker über 80 Meilen von Joel entfernt. Der Angsthase macht sich dennoch auf den Weg… um Monstern zu trotzen und seine große Liebe wiederzusehen.

„Love and Monsters“ hat, was der Titel verspricht: eine Liebesgeschichte gepaart mit Monstern. Das Problem ist nur, dass gerade das mit den Monstern in meinen Augen viel zu kurzgekommen ist. Joel suggeriert uns zum Anfang, dass die Welt voller gefährlicher Wesen ist… aber auf seinem Weg zu Aimee trifft er nur eine Handvoll davon. Das fand ich persönlich schon mal ein bisschen schade. Gerade von den verschiedenen Monstern hätte ich gerne noch mehr gesehen. Aber immerhin: Die, die man zu Gesicht bekommt, sind wirklich ganz cool. Es geht natürlich nichts ohne CGI, aber die Ideen, die Regisseur Michael Matthews hier aufwirft, sind kreativ. Von riesigen Gröttenmonstern, Riesentausendfüßlern, komischen Würmern und Sandwürmern bis hin zu fliegenden leuchtenden Quallen und überdimensionalen Schnecken wird uns doch einiges geboten. Nur ich gestehe, ich habe auf irgendein wirklich riesiges, fieses Monster gewartet. Es ist vielleicht auch ein wenig Meckern auf hohem Niveau, aber ich meckere dennoch: mehr Monster wären schon cool gewesen.

Womit Matthews aber die „wenigen“ Monster gut kompensiert, ist der Road Trip, den wir bekommen. Dylan O’Brien fungiert dabei als unser Erzähler, der in Briefen an Aimee so kommentiert, was er so alles erlebt. Dabei erinnert nicht nur O’Briens Off-Kommentar stark an „Zombieland“. Im Verlauf seiner Reise lernt Joel den  Survival-Experten Clyde (Michael Rooker) kennen, der gemeinsam mit der jungen Minnow (Ariana Greenblatt – die junge Gamora aus „Avengers: Infinity War„) unterwegs ist. Michael Rooker ist super in der Rolle, erinnerte mich aber halt einfach ständig an Woody Harrelsons Tallahassee aus Ruben Fleischers Zombie-Action-Komödie. Auch die junge Ariana Greenblatt ist toll und bietet den beiden Männern ordentlich Paroli. Zu dritt sind die ein gutes Team… die bestimmten Regeln folgen, um zu überleben. Hätte nur noch gefehlt, dass „Cardio“ eine der Regeln ist, dann wäre es wirklich „Zombieland – nur mit Monstern“.

Das Ganze wird noch ein bisschen mit Will Smiths „I am Legend“ vermischt, wenn O’Brien einen knuffigen Hund namens Boy an seine Seite bekommt und fertig ist der Film. Bei all den Referenzen ist „Love and Monsters“ vielleicht kein sonderlich eigenständiger Film, aber ein durchaus unterhaltsamer Film… der aber nur wirklich gut zieht, wenn O’Brien unterwegs ist. Das Finale zieht sich dann ein bisschen und ist etwas dröge – gerade im Vergleich zum Road-Movie-Teil des Films. Aber gut, die Charaktere sind allesamt sehr sympathisch (der Hund hilft enorm, für Pluspunkte zu sorgen), der Humor passt und das Setting eigentlich auch.

Ich muss gestehen, ich könnte mir „Love and Monsters“ als Spiel richtig gut vorstellen… so a la „The Last of Us“ – nur eben mit riesigen Monstern. Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob aus diesem Film noch mehr gemacht wird… denn theoretisch lässt das Ende die Möglichkeit sehr, sehr offen, da noch mit weiteren Filmen anzuschließen.

Wertung: 7 von 10 Punkten (unterhaltsamer Road-Trip mit Hund und Monstern – ein bisschen mehr Action hätte trotzdem nicht geschadet)

11 Kommentare leave one →
  1. 19. April 2021 08:22

    Tatsächlich hätte ich auch diese Besprechung schreiben können. Einfach noch ein wenig ausführlicher als meine, aber im Kern trifft sie diese komplett. Schön! Ich bin auch gespannt, ob da noch eine Fortsetzung kommt. Könnte ich mir gut vorstellen.

    Was ich bei der Welt mochte: Man hat manchmal auch im Hintergrund/Vordergrund Monster gesehen, obwohl diese für die unmittelbare Szene gar keine Rolle gespielt haben. Das mochte ich auch sehr. Ansonsten bin ich bei dir: Mehr Monsterauftritte hätten den Film noch besser gemacht.

    • donpozuelo permalink*
      19. April 2021 13:56

      Ich kann mir dazu auch gut ne Fortsetzung vorstellen. Ich bräuchte sie jetzt nicht zwingend, aber man könnte sie gut einbauen. Mal schauen, wie erfolgreich der Film am Ende für Netflix ist.

      Ja, die Welt selbst war schon echt toll in Szene gesetzt. Und ja, mehr Monster gehen immer. 🤣

      • 19. April 2021 13:58

        Das ist wohl das einzige, was zählt: Wie viele Leute schauen letztendlich den Film. Hatte ja schon ein wenig Hype, aber mir fällt es auch schwer, diesen zu bewerten, weil es ja bei jedem Netflix-Film gefühlt so ist.

        • donpozuelo permalink*
          19. April 2021 14:40

          Vor allem weiß man bei Prime und Netflix und Co. auch immer nicht so richtig, was da jetzt als Messwert genommen wird, um einen Film als Hit zu beschreiben.

        • 19. April 2021 15:12

          Ja, da würde mich echt mal das Dashboard mit den KPIs interessieren, weil nur Views und VTR können es ja nicht sein. Oder wie viele neue Abonnenten oder Reaktivierungen? Das wäre vermutlich spannend.

        • donpozuelo permalink*
          19. April 2021 17:40

          Das wäre wirklich mal sehr spannend… aber da werden die sich wahrscheinlich nicht reinschauen lassen

        • 19. April 2021 18:19

          Nee und bei manchen Entscheidungen schwingt bestimmt auch interne Politik mit.

        • donpozuelo permalink*
          19. April 2021 20:01

          Absolut… wäre trotzdem mal interessant, einen Netflix Whistleblower reden zu hören, wie das da so abläuft 😅

        • 19. April 2021 20:16

          Fände ich auch super interessant. Aber gerade Netflix macht da ja ein großes Geheimnis drum und nur ganz selten gibt es offizielle Zahlen.

        • donpozuelo permalink*
          20. April 2021 07:56

          Machen sie ja alle. Aus Disney+ und Prime sind ebenso undurchsichtig

Trackbacks

  1. The First of Us | Going To The Movies

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..