Random Sunday #52: The Shining Girls
Ich lese immer seltener Thriller, ist mir mal aufgefallen. Früher habe ich die sehr viel häufiger verschlungen, aber irgendwann hat sich auch das gewandelt. In meinem Versuch, mir auch mal Klassiker vorzunehmen und in meiner Vorliebe für Fantasy, Horror und Science-Fiction gehen Thriller in letzter Zeit häufiger mal unter. Da war es dann doch mal ganz gut, dass ich jetzt über einen Thriller gestolpert bin, der einen leichten Science-Fiction-Aspekt mit sich bringt… was bei Autorin Lauren Beukes auch nicht von ungefähr kommt. Die südafrikanische Autorin ist mit ihren Romanen „Moxyland“ und „Zoo City“ bekannt geworden – beides Science-Fiction-Romane. Ihr dritter Roman „THE SHINING GIRLS“ weicht da ein wenig von ab… orientiert sich mehr am Thriller, kann sich aber vom üblichen Thriller-Kram durch ein bisschen Zeitreisen abgrenzen.
Im Jahr 1932 findet Harper Curtis einen Schlüssel zu einem heruntergekommenen Haus. In dem Haus findet er neben einer Leiche auch ein Zimmer mit den Namen von verschiedenen Frauen… das sind seine „Shining Girls“, Opfer, die er durch verschiedene Jahrzehnte verfolgt – offensichtlich, weil es das Haus von ihm verlangt. Um an seine Opfer zu kommen, kann Harper dank des Hauses durch die Zeit reisen. Bei einer dieser Reisen in die späten 80er Jahre scheitert Harper jedoch: Die junge Kirby überlebt seinen Mordversuch und versucht daraufhin, Harper dingfest zu machen. Doch einen durch die Zeit reisenden Killer zu jagen, ist gar nicht so einfach.

Der Zeitreise-Aspekt war es auch, der mich zuerst an „The Shining Girls“ gereizt hat. Und Lauren Beukes weiß auch ganz genau, dass das der große Selling-point ihres Romans ist. Deswegen geht sie in dem Zeitreisen auch sehr gut auf. Jedes Kapitel spielt in einer anderen Zeitepoche. Der Roman springt dabei von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, ist mal aus der Sicht von Harper geschrieben, mal aus der Sicht von Kirby, dann wieder aus der Sicht der Opfer Harpers. Man weiß in diesem Buch nie, in welcher Zeit man im nächsten Kapitel landet. Dabei macht es dann auch echt Spaß, zu sehen, wie sich alles zusammenfügt. Allein die Geschichte der Leiche, die Harper zu Beginn im Haus findet, ist perfekt ausgespieltes Zeitreise-Wirrwarr-Spiel. Man merkt „The Shining Girls“ schon an, dass Lauren Beukes im Science-Fiction-Bereich zuhause ist und sich gerade das Zeitreisen sehr genau überlegt hat.
Anfangs hat es mich ein wenig gestört, dass das eigentliche Zeitreisen nicht genau erklärt wird. Ebenfalls störte mich, dass Harper dem Leser als Killer selbst nicht wirklich nähergebracht wird. Was genau an dem Haus bringt ihn dazu, diese Frauen in der Zeit zu finden und zu töten? Woher kommt sein plötzlicher Wunsch, überhaupt zum Killer zu werden? Was das Haus und Harper angeht, lässt uns Beukes im Dunkeln. Wie gesagt, anfangs hat es mich gestört, zum Ende hin war es mir auch herrlich egal. Man muss das Haus einfach als eine unnatürliche Anomalie akzeptieren und irgendwie hat es Harper in seinen Bann gezogen. Am Ende ist das wahrscheinlich die einzig gute Möglichkeit, mit all dem umzugehen. Wenn es eine Erklärung für all das gegeben hätte, hätte es wahrscheinlich viel von der „Magie“ des Buches kaputt gemacht. So stolpern wir über all das wie Harper selbst und lernen mit ihm die Fähigkeiten, die das Haus mit sich bringt.
Kirby, unsere Heldin, ist im Gegensatz dazu zum Glück sehr viel besser ausgearbeitet. Wir lernen sie als kleines Mädchen kennen, wenn sie zum ersten Mal auf diesen seltsamen Mann trifft. Wir durchleben ihre Teenager-Jahre und lernen jeden Aspekt ihres Lebens kennen. Auch bei Kirby nutzt Lauren Beukes die unterschiedlichen Zeiten perfekt aus. Die ist nämlich schon voll in der Suche nach ihrem Angreifer, bevor wir überhaupt erfahren, was genau passiert ist. Selbst innerhalb von Kirbys Geschichte wirft Beukes gekonnt die Zeiten durcheinander – ohne das es einen jetzt zu sehr verwirrt oder irritiert.
Beukes legt auch mehr Wert darauf, uns die Opfer näher zu bringen als den Killer. So erleben wir eine Facette faszinierender Figuren durch alle Zeiten, die dann leider durch Harper Collins ein unschönes Ende findet. Damit reichert Beukes ihren Roman aber immer wieder mit interessanten „Kurzgeschichten“ aus anderen Zeiten an und gibt ihren „Shining Girls“ mehr Tiefe.
„The Shining Girls“ hat mich wirklich sehr positiv überrascht. Die „normale“ Serienkiller-Geschichte wird durch den Fokus auf die Opfer und das Zeitreisen extrem aufgewertet und bekommt eine interessante Dynamik, die einen bis zum Schluss an das Buch fesselt.
Oh klasse, das habe ich auch noch hier liegen. Dann freu ich mich jetzt noch mehr darauf 🙂
Ich bin gespannt, was du sagst. Ich fand’s echt gut.