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The First of Us

24. März 2023

Stellt euch vor, ihr seid zwei der Köpfe hinter dem Sci-Fi-Erfolgshit „A Quiet Place“ – auch wenn ihr euch den Ruhm mit Regisseur John Krasinski teilen müsst, ist das doch echt mal was. Stellt euch jetzt noch vor, ihr habt eine interessante neue Idee, von der ihr sogar „Evil Dead“-Regisseur Sam Raimi überzeugen könnt, sodass der daraus einen Film macht und euch auch direkt die Regie übernehmen lässt. Stellt euch dazu noch vor, ihr schafft es, dass einer der begehrtesten Charakter-Darsteller einwilligt, die Hauptrolle in euerm Film zu übernehmen. Da müsstet ihr doch eigentlich auf Wolke 7 schweben und euch so richtig ins Zeug legen, um einen grandiosen Film in die Kinos bringen. Nun ja… in der Vorstellung funktioniert das vielleicht auch, doch die Realität sieht leider anders aus… denn was die Autoren und Regisseure Scott Beck und Bryan Woods da zusammen mit Adam Driver auf die Beine gestellt haben, wirkt eher wie ein Direct-to-DVD- oder Netflix-Film. Und dabei hätte ihr Film „65“ wirklich was werden können.

Vor 65 Millionen Jahren macht sich der Astronaut Mills (Driver) auf dem Planeten Somaris auf den Weg, für zwei Jahre das All zu erforschen. In der Nähe eines unbekannten Planeten gerät sein Schiff in ein Meteoritenfeld und er muss auf dem Planeten notlanden. Fast alle Passagiere in ihren Schlafkammern sterben dabei, nur die junge Koa (Ariana Greenblatt) ist noch am Leben. Gemeinsam mit ihr macht sich Mills auf den langen Weg zur Notkapsel… und muss dabei merken, dass auf dem unbekannten Planeten gefährliche Riechsenechsen ihr Unwesen treiben.

Die Idee von „65“ ist irgendwie ganz nett, das Problem ist nur, schon die Trailer und die Poster verraten die eigentliche Pointe. Das Ganze ist „Jurassic Park“ meets „Planet der Affen“, denn ja, natürlich ist der unbekannte Planet unsere Erde vor 65 Millionen Jahren und natürlich sind die gefährlichen Riesenechsen die Dinosaurier, die einst die Erde beherrschten. Nur anstatt damit, wie eben in bester „Planet der Affen“-Manier ein bisschen zu spielen, hat schon der Trailer alles verraten und auch Woods und Beck wissen im Film nicht so richtig, wie sie damit umgehen sollen. Also verraten sie uns auch das nach 15 Minuten. Und damit baut sich hier ein Dilemma auf: Ist „65“ jetzt nun ein Sci-Fi-Monster-Film oder ein Sci-Fi-Dino-Film? Es ist von beidem etwas, ohne das es richtig zieht.

Offensichtlich war das Budget nicht groß genug, um interessante Dinos zu animieren, weswegen die halt meist nicht so richtig wie die Dinos aussehen, die mir Steven Spielberg einst gezeigt hat. Die Viecher sehen wirklich mehr wie Monster aus… wenn man sie denn mal sieht. Lange Zeit ist dem nämlich nicht so. Da dachte ich dann: „Oh, die machen das wie bei ‚Der Weiße Hai‘“ Aber machen sie irgendwie auch nicht. Die Dinos kommen schon irgendwann ein bisschen mehr vor, aber haben einfach nicht dieselbe Wirkung. Da ist es dann auch letztendlich egal, ob das auf der Erde spielt oder auf einem fremden Planeten – für die Handlung des Films ist das komplett irrelevant.

Vielleicht nörgele ich auch zu viel an einem Film, der sich eh nicht viel Mühe gibt, aber ich frage mich dann schon, was ein Sam Raimi und vor allem ein Adam Driver an diesem Skript so interessant fanden. Weil das „Oh mein Gott, es ist unsere Erde“-Moment funktioniert halt einfach nicht.

Adam Driver macht sein Ding zwar ganz gut, aber so wirklich gefordert wird er jetzt auch nicht. Das war für ihn wahrscheinlich leicht und schnell verdientes Geld in einem Film, in dem er nur ein bisschen angestrengt durch die Gegend laufen muss. Wie es dabei gerade Mode ist (siehe „The Mandalorian“, siehe „The Last of Us“) muss er dabei ein junges Kind beschützen… und Ariana Greenblatt muss echt aufpassen, dass sie nicht irgendwann einfach das Monster-Mädchen wird. Erst „Love and Monsters“, jetzt Dinos mit Adam Driver. Sie macht ihre Sache zwar wunderbar, aber auch hier hatte ich wieder ein Problem: Sie redet nämlich irgendeine außerirdische Sprache, die Adam Drivers Mills nicht versteht. Also nimmt man diesem Duo die Chance auf der Reise wenigstens gut miteinander kommunizieren zu können. So hätte es ein paar interessante Dialoge geben können, man hätte das Wandern durch die Urzeit ein bisschen beleben können. Aber nein… Greenblatt muss sich fast komplett ohne Sprache behaupten (was sie richtig gut macht) und Driver darf halt die Action machen. Es ist halt wirklich „The Last of Us“… nur dass sie jetzt „The First of Us“ sind, sogar inklusive trauriger Backstory mit Mills und seiner Tochter.

„65“ ist wirklich ein Direct-to-DVD-Titel, der nie so richtig zu Potte kommt. Die Action ist zu lahm, die paar Horror-Sequenzen sind eher mau, der Reise-Aspekt eher langweilig, weil die Beiden fast nur durch ein und denselben Wald laufen. Das Ganze hätte für die maue Prämisse entweder sehr viel trashiger oder sehr viel brutaler sein müssen. Ist es beides nicht… deswegen kann man sich das auch echt sparen.

Wertung: 4 von 10 Punkten (zwei tolle Schauspieler quälen sich durch eine langweilige Story)

3 Kommentare leave one →
  1. 24. März 2023 08:26

    Schade – von dem hatte ich mir zumindest kurzweilige Unterhaltung versprochen. Während mich der neue John Wick mit seinen fast drei Stunden abschreckt, wäre der hier wenigstens kompakt kurz gewesen.

    • donpozuelo permalink*
      24. März 2023 09:14

      Ich hatte mir da auch mehr von erhofft. Gerade weil auch Sam Raimi als Produzent mit dabei ist. Aber das ist einfach ein klassischer Direct-to-DVD-Film… und so hat er ja leider auch kaum in den Kinos für Interesse sorgen können.

      Als jemand, der mit John Wick eigentlich nichts anfangen kann, waren das in Teil 4 die kurzweiligsten 170 Minuten, die ich dieses Jahr im Kino erleben durfte. Der Film hat mir echt Spaß gemacht

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  1. Bär auf Koks | Going To The Movies

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