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Krieg den Drogen!

19. April 2024

Ich habe vor kurzem noch einmal Denis Villeneuves „Sicario“ geguckt… und der Film haut ja wirklich rein. Dabei muss ich sagen, ist es jetzt bei der Zweitsichtung für mich eher ein Roger-Deakins-Film. Was der Kameramann hier für Bilder abliefert, ist einfach nur grandios. Dadurch, dass „Sicario“ ja auch mehr durch die Bilder als durch Dialoge lebt, ist das natürlich enorm wichtig. In Verbindung mit dem grandiosen Soundtrack von Johann Johannsson ist „Sicario“ echt ein Erlebnis, dass einen dann zusätzlich mit dieser fiesen Story fertig macht. Gerade weil wir auch eine gute Bezugsperson mit Emily Blunts Ermittlerin Kate haben, die stellvertretend für uns Zuschauer diesen Wahnsinn im Kampf gegen die Drogenkartelle Mexikos am eigenen Leib miterleben muss – und dann auch die krassen Methoden irgendwie rechtfertigen muss.

Ich hatte immer verdrängt, dass es ja noch eine Fortsetzung gibt: „SICARIO 2: DAY OF THE SOLDADO“, der aber keine Emily Blunt mehr hat, keinen Roger Deakins und auch keinen Johann Johannsson. Stattdessen führt Stefano Sollima Regie – nach einem Drehbuch von Taylor Sheridan („Tulsa King“ oder „Wind River“) mit Dariusz Wolski als Kameramann, der zuletzt sehr viel für Ridley Scott gedreht hat (zum Beispiel „House of Gucci“, „The Last Duel“ oder auch „Napoleon“) und mit der Musik von Hildur Guðnadóttir, die danach für ihren Soundtrack zu „Joker“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Also eigentlich auch alles starke Leute, die uns eine Fortsetzung liefern, die solide ist, aber nicht mehr an den Vorgänger herankommt.

Die mexikanischen Drogenkartelle schleusen mehr und mehr Menschen über die Grenze und verdienen dabei noch zusätzlich etwas. Dabei scheinen aber auch vermehrt Terroristen zu sein, weswegen es zu einer Anhäufung von Selbstmordattentaten kommt. Die Regierung stuft die Kartelle daraufhin als Terroristen ein und kann nun auch den Einsatz des Militärs rechtfertigen. CIA-Agent Matt Raver (Josh Brolin) wird nun beauftragt, das alles vorzubereiten: Er soll einen Krieg zwischen den verfeindeten Kartellen anzetteln. Dafür lässt er die Tochter von Drogenboss Carlos Reyes, Isabel (Isabela Moner) entführen – mit Unterstützung des ehemaligen Söldners Alejandro (Benicio del Toro). Das Ganze endet aber in einem riesigen Chaos… wie sollte es auch anders sein. Parallel dazu wird noch die Geschichte des in den USA lebenden Miguel (Elijah Rodriguez) erzählt, der dabei hilft, Flüchtlinge über die Grenze zu bringen.

Die Story ist ähnlich absurd wie im ersten Teil… und das liegt dann auch (wie bei Teil 1) daran, dass es so durchaus glaubwürdig ist. Ich möchte nicht wissen, wie viele Berater ähnliche Szenarien für die US-Regierung durchgespielt haben. Allerdings zieht die Story für mich nicht ganz so, was aber möglicherweise daran liegt, dass wir sie eben etwas nüchterner aus den Augen der Ausführenden betrachten. „Sicario“ hatte gerade deswegen eine Emily Blunt, die auch nie so richtig wusste, was um sie herum eigentlich passiert. „Sicario 2“ fehlt diese menschliche Ebene und feuert uns einfach mitten in dieses Geschehen.

Das ist jetzt dann auch direkt wegen des Militäreinsatzes noch etwas heftiger, noch etwas brutaler… die Action funktioniert, versteht mich nicht falsch, aber die Finesse, die der erste Teil hat, ist ein bisschen raus. Gleichzeitig muss ich auch gestehen, fand ich die Nebenhandlung mit Miguel jetzt nicht so stark ausgearbeitet, wie sie hätte sein können. Oder vielleicht auch einfach mal Benicio del Toros Söldner Alejandro in den Vordergrund rücken können – seine Geschichte mehr erforschen, um halt dem Sicario, dem Auftragskiller, gerecht zu werden.

Das Ding ist, „Sicario 2“ ist jetzt eine Fortsetzung zu einer Geschichte, die vermutlich nie ein Ende haben wird, weswegen es sogar passt, dass das hier weitererzählt wird (und ein dritter Teil ist wohl mittlerweile auch schon in Planung). Allerdings ist mir der zweite Teil etwas zu kalt, zu beobachtend erzählt. Das hat Teil 1 definitiv besser hinbekommen. Schlecht macht das Teil 2 aber nicht – es ist eine durchaus logische Weiterführung, die aber ein bisschen mehr auf den Sensationsfaktor ausgerichtet zu sein scheint.

Wertung: 6 von 10 Punkten (ohne Emily Blunt ist’s halt nicht mehr ganz so gut)

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