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Gejagte böse Jungs

10. Juni 2024

Ich will jetzt gar nicht über Will Smith als Person anfangen. Was da bei den Oscars passiert ist, ist eine absolute Schande gewesen (egal, wie unangebracht der Witz von Chris Rock auch gewesen sein mag). Als Schauspieler war nach seinem Sieg für „King Richard“ erstmal Ruhe. Es folgte ein Film für Apple TV+, den aber auch nicht wirklich viele Leute gesehen haben… und jetzt kommt er mit dem Franchise zurück, das ihn schon seit 1995 begleitet: „BAD BOYS: RIDE OR DIE“ ist mittlerweile echt schon der vierte Teil der Reihe, die Michael Bay damals aus dem Boden gestampft hat. Den ersten Teil mag ich noch, der zweite Teil ist dann fast schon wieder zu viel Michael Bay, obwohl es immerhin ein paar gute Action-Einlagen gibt. Teil 3 fühlte sich dann an wie eine Action-Telenovela, bei der auf einmal alles sehr abstrus wurde – und jetzt sind wir trotz aller Kritik bei Teil 4 angekommen.

Detective Mike (Will Smith) heiratet, doch auf der Hochzeit bricht sein Partner Marcus (Martin Lawrence) zusammen. Er überlebt das Ganze und fühlt sich seitdem nahezu unantastbar (ich erwähne das nur jetzt schon mal, weil es ist einer der wichtigsten Bestandteile für den Film). Währenddessen haben wir einen schurkigen Schurken ohne Namen (Eric Dane), der allen weismachen will, dass der in Teil 3 verstorbene Captain Howard (Joe Pantoliano) korrupt gewesen ist und für ein Drogenkartell gearbeitet hat. Zum Glück hat der Captain noch ein paar Videos vor seinem Tod aufgenommen, weil er sowas schon vermutet hatte – und nun ist es die Aufgabe von Mike und Marcus die Unschuld des Captains zu beweisen. Als sie sich deswegen die Hilfe von Mikes Sohn Armando (Jacob Scipio) holen, wird es aber gefährlich – weil der schurkige Schurke es so aussehen lässt, als würden Marcus und Mike die Ermittlungen behindern, und so werden die Jäger zu Gejagten (der Spruch vom Poster greift hier – Wahnsinn!).

Die Story von „Bad Boys 4“ ist ziemlich müde zusammengewürfelt und auch echt anstrengend. Zum einen passiert in den ersten zwanzig Minuten einfach mal nichts von besonderer Relevanz. Es gibt wieder eine lustige Einführungssequenz, dann wird geheiratet, dann landet Marcus im Krankenhaus, bekommt merkwürdige Nahtoderfahrungen und rennt fortan durch den Film und redet dummes Zeug darüber, dass er nicht sterben kann. Da wird dann viel YOLO-Philosophie verstreut, viel schwülstiges Zeug gelabert, aber dem Film an sich hilft es nicht gerade weiter. Erschwerend hinzu kommt, dass diese ganze „Der Captain war korrupt“-Story sehr konstruiert wirkt und man das Gefühl hat, die ist nur dafür da, damit man Joe Pantoliano auch nochmal zeigen kann. Daraus hätte man an sich was Cooles machen können, aber es ist nur Mittel zum Zweck… und dieser Zweck heißt „Bad Boys 4“, nicht: „Einen guten Film machen!“ Das merkt man vor allem daran, dass dieser schurkige Schurke einer der langweiligsten Charaktere ist, der auch nie wirklich ausgebaut wird. Da war die „La Bruja“ in Teil 3 interessanter als dieser Typ, der sich anfühlt wie Scherge Nr. 4 und man die ganze Zeit nur darauf wartet, dass der wahre Schurke sein Gesicht zeigt.

Halten wir also fest: Das Drehbuch ist spektakulär unspektakulär. Was ich dem Film trotzdem zugute halte, sind drei Dinge:

Erstens, die Chemie zwischen Martin Lawrence und Will Smith stimmt einfach. Sie haben halt nur das Problem, dass das Drehbuch ihnen teils echt lange, unnötige Dialoge zuschreibt, die vermeintlich witzig sein sollen,  aber es schlussendlich nicht wirklich sind. Vor allem weil alles wieder auf diese dämliche Nahtoderfahrung zurückfällt… und der Gag hält sich nicht für zwei Stunden.

Zweitens, die Regisseure Adil und Bilall durften sich in „Bad Boys 4“ deutlich mehr austoben. Da gibt es dann wilde Kamerafahrten mit Drohnen, die sie sich wohl bei Michael Bays „Ambulance“ abgeguckt haben. Da gibt es ein paar coole Kamera-Einstellungen, einige sehr starke Sequenzen und wenn man die ersten 20 Minuten Gefasel überstanden hat, versuchen Adil und Bilall auch echt aufs Gaspedal zu treten. Man merkt, dass Sony den Beiden deutlich mehr kreative Freiheiten gelassen hat als noch bei Teil 3, aber man spürt auch, dass da die Handbremse immer noch angezogen ist. Ich glaube, die Beiden könnten richtig cooles Zeug liefern, wenn man sie lassen würde.

Drittens (und hier wird das oben Erwähnte deutlich), liefern sie schon ein paar coole Action-Sequenzen ab. Marcus‘ Schwiegersohn Reggie (Dennis Greene) bekommt eine beeindruckende John-Wick-Sequenz, in der er mal zeigen kann, was er so drauf hat. Das ganz Finale des Films spielt in einem alten Krokodil-Park, wo Adil und Bilall einiges auftischen, ein bisschen „Jurassic Park“ zitieren, mal kurz ein bisschen auf Monster-Film machen und auch hier wieder einige coole, kreative Inszenierungen zur Schau stellen.

„Bad Boys 4“ ist kein Meisterwerk, es ist aber auch keine extreme Vollkatastrophe, sondern schwimmt irgendwo in der Mitte im Bereich „Hat kein Mensch gebraucht, tut aber auch nicht weh.“ Was sich für mich vermutlich leichter sagen lässt, weil ich dem „Bad Boys“-Franchise jetzt auch nicht so krass angehöre, dass mich da irgendwas „verletzen“ könnte.

Wertung: 4 von 10 Punkten (es hätte alles Potenzial, aber vieles bleibt auf der Strecke)

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