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Tennis Straight Outta Compton

28. Februar 2022

Ich und Sportfilme, das ist echt immer so eine Sache. Nicht, dass ich mich dagegen sträube, aber ich bin selten wirklich auf dieses Genre heiß. Die „Rocky“-Filme sind immer noch die Einzigen ihrer Art, die ich echt gerne schaue. Ansonsten ist das Siegel „Sportfilm“ für mich immer eines, das mich erstmal davor abhält, einen Film überhaupt für mich in Betracht zu ziehen. Es musste erst einer meiner besten Freunde sein, der zusätzlich natürlich auch ein klein wenig Tennis interessiert ist, um mich zu „KING RICHARD“ zu bewegen…

Richard Williams (Will Smith) lebt mit seiner Frau Brandy (Aunjanue Ellis), seinen drei Stieftöchtern und seinen zwei Töchtern Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) im Problembezirkt Compton. Doch er hat ein Ziel für seine beiden Töchter: Ihnen soll es mal besser gehen. Sie sollen nicht von Drogen oder Gangstern beeinflusst werden. Richard sieht in seinen Mädchen große Tennis-Asse, die er schon von klein auf an trainiert und trainiert und trainiert. Unerlässlich arbeitet Richard für die Karriere seiner Kinder und seine aggressive, aber auch charmante Art macht sich bezahlt, als er endlich auf Trainer Rick Macci (Jon Bernthal) trifft, der vor allem Venus unter seine Fittiche nimmt.

Gleich nochmal für alle: Ich kenne mich mit Tennis absolut nicht aus. Natürlich habe ich die Namen Venus und Serena Williams schon mal gehört. Aber ihre Geschichte kannte ich nicht. Von daher ist „King Richard“ da für Menschen wie mich natürlich passend… und vor allem durch Regisseur Reinaldo Marcus Green und Autor Zach Baylin mehr als passend erzählt. Dabei komme ich dann auch direkt mal wieder zu „Rocky“ zurück. Gerade an Teil 1 musste ich bei „King Richard“ immer wieder mal denken… weil es einfach auch eine klassische Underdog-Story ist, die hier natürlich zusätzlich noch eine faszinierende Familiengeschichte erzählt… bei der man sich zu Recht natürlich auch fragt, wie ist die Rolle von Richard Williams einzuschätzen. Da gibt es ja die eine Nachbarin, die sogar das Jugendamt ruft, weil sie glaubt, die Kinder würden schlecht behandelt werden.

Richard wird hier aber gekonnt weder verteufelt noch glorifiziert. Natürlich sind seine Methoden hart, natürlich ist er streng, natürlich ist er stur. Aber auf der anderen Seite will er alles tun, um seinen Mädchen ein besseres Leben zu sichern. Was hier auch eng mit seinen Erlebnissen in Compton verbunden ist, mit seinen Erlebnissen als schwarzer Mann in einem von weißen Männern regierten Welt. Gleichzeitig will er aber auch seinen Kindern ihre Kindheit nicht versauen, sorgt sich um deren Unterricht… vernachlässigt aber auch ein wenig seine Stiefkinder, seine anderen Kinder (die hier nur mal nebenbei erwähnt werden) und sogar auch ein bisschen Tochter Serena, als sich alle Welt auf Venus stürzt. Dass es hier nicht noch zu einem kleinen Konflikt zwischen den Schwestern kommt, grenzt schon fast an ein Wunder.

Diesen Egomanen, diesen Vater, diesen Trainer verkörpert Will Smith so unfassbar gut. Der Film trägt nicht umsonst den Titel „King Richard“, weil im Fokus steht Smith als Williams. Dabei kann Smith in diesem Film wirklich all seine Qualitäten ausspielen. Sein Richard Williams ist charmant, er ist witzig, er ist selbstsicher, er ist besessen… und Smith ist fantastisch in dieser Rolle. Aber auch hier muss man sagen, dass Smith nur dank eines starken Casts zu solchen Höhen getrieben wird. Aunjanue Ellis als Mama Williams liefert auch einfach nur stark ab und liefert hier einen ruhigen Gegenpol ab. Jon Bernthal als Rick Macci zeigt mir einmal mehr, warum ich Bernthal einfach echt mag. Er ist wunderbar als Trainer… und dann sind da NATÜRLICH noch Saniyya Sidney und Demi Singleton, wobei – wie schon erwähnt – Singleton ein wenig (durch die Handlung bedingt) in den Hintergrund gerät und Sidney als Tennis-As scheinen darf.

Der Film konzentriert sich dabei nur auf einen kleinen Part aus dem Leben der Venus Williams… und ist bei einer Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden doch sehr kurzweilig und erfrischend anders, als ich ihn erwartet hätte. Ich habe gelacht, ich habe geweint, ich habe mitgefiebert. „King Richard“ thematisiert den Sport, thematisiert die Vorurteile, thematisiert das komplizierte Familienleben der Williams‘… und ist dabei wirklich unterhaltsam und spannend. Und das sage ich als jemand, der Tennis eher langweilig findet. Aber hier passt einfach alles – wenn Smith jetzt nicht den Oscar als Bester Hauptdarsteller bekommt, dann verliere wirklich das letzte bisschen Glauben an die Academy 😀

Wertung: 9 von 10 Punkten (starkes Biopic, das selbst Nicht-Tennis-Fans in seinen Bann zu ziehen weiß)

8 Kommentare leave one →
  1. 28. Februar 2022 15:32

    Ich finde schon, dass Richard ein bisschen zu wenig kritisch gesehen wird. Dennoch sicher der beste Tennisfilm in jüngerer Zeit.

    • donpozuelo permalink*
      1. März 2022 11:49

      Gibt es eigentlich noch andere empfehlenswerte Tennis-Filme?

      Und ja, klar… Absolut hätte man Richard auch viel kritischer beäugen können. Da ist der Film recht positiv mit ihm umgegangen.

  2. 7. März 2022 17:16

    Den Film habe ich mir gestern angesehen und war auch recht positiv überrascht. Wie nah an der Realität Richard war und ob man ihn auch hätte kritischer darstellen können, das kann ich nicht beurteilen. Aber auch schon so ist die Figur recht interessant und Smith spielt ihn wirklich gut. Und dazu gab es wirklich ganz gute Sportszenen, von Filmen mit Fußballszenen ist man ja eher Fremdscham gewöhnt 😉

    • donpozuelo permalink*
      7. März 2022 17:44

      Freut mich. Und ja, bei Richard bin ich voll bei dir. Ich kann es auch nicht beurteilen, aber man merkt schon so im Film das da durchaus Platz für mehr Kritik gewesen wäre. Aber darum soll es ja nicht gehen…

      Die Tennisszenen waren wirklich gut. Tatsächlich auch spannend inszeniert

  3. 18. März 2022 20:54

    Dank deiner Review weiß ich nun annähernd, warum er für soviele Oscars nominiert wurde. Trotzdem kann ich mir absolut nicht vorstellen, warum ich mir den Film anschauen sollte, wenn ich auch einen über Serena und Venus haben könnte. Und ja, hier kommt natürlich unweigerlich das Argument, dass sie in dem Film ja auftreten und es maßgeblich um sie geht. Und dann komme wieder ich und sage: warum heißt der Film denn dann King Richard?

    • donpozuelo permalink*
      19. März 2022 07:02

      Venus und Serena sind schon eher Nebencharaktere in diesem Film. Das lässt sich auch nicht schön reden. Wie du schon sagst, warum heißt das Ding King Richard? Es geht um den Vater und wie er seine Kinder zu Profis heranzüchtet. Und wie erwähnt, hätte man das auch durchaus kritischer beäugen können… Immerhin diktierte er das Leben der Kinder, zwar aus plausiblen Gründen, aber trotzdem hatten sie quasi keine Wahl.

  4. 29. März 2022 13:26

    Smith hat ihn bekommen. Also alles gut.
    Den Film selbst hab ich noch nicht gesehen. Geht mir da wie dir. Tennis interessiert mich nicht wirklich. Aber nun muss ich den wohl doch noch schauen, allein um zu überprüfen, ob der Oscar wirklich verdient ist.

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