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Mission: Impossible – Indian Style

30. Januar 2023

Okay, Hinweis: Wenn ihr die Möglichkeit habt, einen indischen Film mit Star-Besetzung im Kino zu gucken, gönnt euch dieses Erlebnis. Ich habe jetzt in einem dieser Special Event Screenings die Rückkehr von Bollywoods König Shah Rukh Khan gesehen und muss echt sagen: „WOW!!!!“ Das war echt ein Ereignis, nicht nur weil sein neuer Film „PATHAAN“ wirklich absolut fantastisch ist, sondern weil ich noch NIE erlebt habe, dass ein Publikum so sehr mitgeht. Da gab es Schreie und Szenen-Applaus bei jedem einzelnen Darsteller, da wurde jeder Kampf bejubelt, da ging es einfach richtig ab. Das Publikum wurde so von diesem Film mitgezogen, dass es einfach gleich doppelt so viel Spaß gemacht hat, das Ganze zu schauen. Aber das funktioniert eben auch nur, wenn der Film gut ist, was „Pathaan“ definitiv ist.

Ein pakistanischer General will sich an Indien rächen und beauftragt den Anführer der Söldnertruppe „Outfit X“, Jim (John Abraham) damit, Raktbeej zu stehlen. Was genau das ist, weiß niemand so richtig, aber es ist eine gefährliche Bedrohung. Die indische Geheimorganisation JOCR bekommt von der ganzen Sache zum Glück Wind und setzt ihren besten Agenten Pathaan (SRK) auf Jim an… doch die Mission ist alles andere als leicht, weswegen Pathaan sich in Spanien mit der Agentin Rubina (Deepika Padukone) zusammenschließt.

Ich sage es noch einmal: „WOW“. Dieser Film ist die Wucht in Tüten… und schon der vierte Teil eines Franchise. Es gibt nämlich das sogenannte YRF Spy Universe, das seit 2012 existiert und in dem Schauspieler Salman Khan den Agenten Tiger spielt. Mit „Pathaan“ wird nun eine neue Figur in dieses Universum eingeführt, weswegen es überhaupt kein Problem ist, wenn man die anderen drei Filme nicht gesehen hat (obwohl ich nach diesem Film die anderen unbedingt mal nachholen will).

Was Regisseur Siddharth Anand hier dann abliefert, ist eine Mischung aus „Mission: Impossible“, „James Bond“ und „Fast and Furious“… aber auf so eine gekonnte Art und Weise, das man sich diesem großartigen Over-the-Top-Spektakel einfach nur willenlos hingibt und es genießt. Das Ganze fängt mit einer Action-Sequenz an, die grandioser und absurder nicht inszeniert hätte sein können. Pathaan befreit sich aus den Fängen von Kidnappern – aber nur echt mit wehendem Haar, perfekten und stylishen Zeitlupen, irrsinnigen Explosionen und coolen Fights, die teilweise auch echt brutal sind.

Und so geht es einfach weiter. Mit jeder neuen Situation erwarten einen neue Stunts, die die Physik vernachlässigen wie „Fast and Furious“, dabei aber so spektakulär aussehen wie bei einem gewissen Tom Cruise und uns dabei einmal um die ganze Welt bringen wie bei Mr. Bond. In Dubai treffen Jim und Pathaan zum Beispiel zum ersten Mal aufeinander, prügeln sich erst auf einem fahrenden Jeep, prügeln sich dann an einem zwischen zwei Hubschraubern hängendem Seil, bevor sie auf einem Truck landen und sich hier – natürlich auch wieder mit tollen, ästhetischen Zeitlupen – die Seele aus dem Leib prügeln. Und auch das ist nur die zweite große Action-Sequenz im Film.

Was ich damit sagen will: „Pathaan“ ist Action non-stop! Absurd, aber mit so viel Liebe fürs Detail gemacht, so rasant inszeniert (auch wenn es viele Zeitlupen gibt) und einem eigenen Rhythmus folgend, so dass aus all diesen Prügeleien die wildesten Choreografien werden. Es macht einfach absolut Spaß, dieser Action beizuwohnen, weil sie technisch perfekt inszeniert ist… und das aber auch immer mit einem Augenzwinkern. Hier wissen alle ganz genau, wie bescheuert das alles ist und sie feiern es so richtig ab. Wodurch wir als Zuschauer es noch mehr abfeiern können.

Die Story selbst ist dabei irgendwann gar nicht mehr so wichtig. Wir haben einen Bond-artigen Schurken, der aufgehalten werden muss. Das reicht. Mehr muss auch nicht sein, denn neben der Optik haben wir ein Schauspiel-Trio zur Verfügung, die nur so vor Energie platzen. SRK ist nach ein paar Jahren Ruhepause wieder zurück und besser denn je. Der Mann ist 57 und hat ein Six-Pack plus 2, bei dem selbst man Marvel-Mukki-Star neidisch werden dürfte. Gleichzeitig bringt SRK einfach diesen Charme mit, dieser Mann weiß ganz genau, wie er mit der Kamera zu spielen hat, wie er welche Emotionen auszulösen hat. Der perfekte Held zum Mitfiebern und Anfeuern. John Abraham ist als Gegner aber nicht weniger eindrucksvoll. Er hat diese Nonchalance, die so ein guter Schurke braucht. Gleichzeitig bekommt er auch die dramatischste Hintergrundgeschichte, bei der man ihn in seiner Rolle sogar ein bisschen nachvollziehen kann in seinem ganzen Hass. Deepika Padukone ist dann nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern eine ordentliche femme fatale, die ebenso gut zuschlagen kann wie ihre männlichen Stars.

„Pathaan“ ist ein Blockbuster, der einfach nur Spaß machen möchte, der es aber auch schafft, in den emotionalen Momenten so richtig den Schlag in die Magengrube abzuliefern. Wirklich toller Film! Für mich jetzt schon eines der Action-Highlights des Jahres… in dem zwischendurch auch mal getanzt wird (aber nicht zu viel, nur eine Sequenz recht am Anfang und dann im Abspann – ansonsten kriegt man halt Action satt).

Wertung: 9 von 10 Punkten (ich hatte den Spaß meines Lebens, dank großartigem Publikum und großartigem Film)

6 Kommentare leave one →
  1. 8. Februar 2023 20:11

    Ach … ich bereue es ja schon sehr, dass ich an dem einen Tag an dem er hier im Kino lief keine Zeit hatte…

    • donpozuelo permalink*
      10. Februar 2023 22:51

      Ja, das ist ein Film fürs Kino. Das Publikum ging einfach so ab. Hat direkt doppelt Spaß gemacht.

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