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Random Sunday #63: The Sirens of Titan

19. September 2021

Kurt Vonnegut war mir vor „Slaughterhouse-Five“ nie ein Begriff gewesen. Und obwohl ich seinen aus der Zeit gerissenen Billy großartig finde und den Roman mittlerweile sogar schon zwei oder drei Mal gelesen habe, bin ich nie dazu übergegangen, mal was anderes von Vonnegut zu lesen. Damit musste jetzt mal Schluss sein, denn Vonnegut schreibt zu gut, als das nicht auch seine anderen Bücher mal gelesen werden müssten. Ich entschied mich daraufhin mal, mir seinen zweiten Roman vorzuknöpfen… denn sehr oft las ich, dass „THE SIRENS OF TITANS“ zu einem seiner großen Werke gehört, das man gelesen haben sollte. Und nachdem ich es förmlich verschlungen habe, kann ich nur sagen: „Jupp, das sollte man gelesen haben. Wer Slaughterhouse-Five mochte, wird auch diesen Roman lieben… vielleicht sogar ein bisschen mehr, aber da bin ich mir nach wie vor noch nicht so sicher“.

Die Story ist etwas komplizierter: Winston Niles Rumfoord fliegt mit seinem Hund auf dem Weg von der Erde zum Mars durch ein chrono-synklastisches Infundibulum und wird dadurch aufgelöst. Fortan existieren Rumfoord und sein Hund nur noch auf Wellenebene. Wenn die Erde den Weg seiner Wellen kreuzt, materialisiert sich Rumfoord auf seinem alten Anwesen. Seine Frau ist davon mittlerweile eher genervt, doch der reichste Mann der USA, Malachi Constant, ist fasziniert von diesem Phänomen… und dann wird er auf das Anwesen eingeladen, um Rumfoord zu treffen. Der erklärt ihm, er sei von der Zeit losgelöst und kenne sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart… und zeigt ihm dann ein Foto von drei Sirenen vom Titan, den schönsten Frauen, die Malachi je gesehen hat. Daraufhin macht Rumfoord die Vorhersagung, dass Malachi diese Frauen sehen wird, aber erst wird er zum Mars reisen, für eine Zeit auf dem Merkur leben, dann zur Erde zurückkehren und erst dann zum Titan gelangen.

Und mehr will ich zur Story eigentlich nicht verraten, denn die ist wirklich sehr vielfältig und spannend erzählt. Wobei ich sagen muss, dass der Anfang erst ein wenig schleppend ist. Gerade weil man auch noch nicht so richtig rafft, was hier passiert und wer hier von Bedeutung ist. Vonnegut springt hier zwischen den Charakteren hin und her, gerade auch Rumfoords Frau Beatrice wird von enormer Bedeutung und es fühlt sich anfangs etwas verwirrend an. Doch je mehr man die Story greift, je mehr man versteht, worum es wirklich geht und je mehr sich die Story auch weiterentwickelt, wird das Ganze einfach sehr spannend und faszinierend.

„The Sirens of Titans“ lässt einen sehr viel über den freien Willen nachdenken und darüber, ob unser Schicksal vorbestimmt ist oder nicht – und wie viel Entscheidungskraft bei uns selbst liegt. Das passiert natürlich alles auf die Vonnegut’sche Art und Weise: mit viel Feingefühl, Wortwitz und Ironie. Die Story auf dem Mars ist fantastisch, der Ausflug zum Merkur amüsant und wenn sich am Ende alles offenbart und man sich als Leser gewahr wird, was hier wirklich passiert ist, schlägt man vor Erstaunen die Hände über dem Kopf zusammen (und lässt dabei wahrscheinlich das Buch fallen). Ich will hier nichts verraten, aber wie Vonnegut all diese verschiedenen Etappen von Malachi zusammenfügt, ist brillant. Bitterböse und zum Schreien komisch, aber auch einfach sehr brillant. Wie Vonnegut hier das Thema des freien Willens angeht und den Schock darüber, wie frei man nun wirklich ist, ist wirklich bitter. Und lädt auch sehr zum Nachdenken ein… und zum Lachen.

Tatsächlich war ich, als jemand, der zuerst „Slaughterhouse-Five“ gelesen hatte, sehr von der Gradlinigkeit von „The Sirens of Titan“ überrascht. Malachis Abenteuer (denn letztendlich ist er Dreh- und Angelpunkt der Geschichte) sind halt fest verankert. Am unterhaltsamsten ist der Trip zum Mars, aber auch alles andere in diesem Buch sprüht vor Kreativität. Man merkt schon an diesem Roman, dass Vonnegut kein gewöhnlicher Geschichtenerzähler ist, auch wenn sich das erst so richtig in „Slaughterhouse-Five“ offenbart (sagt der Typ, der genau zwei Bücher von Vonnegut gelesen hat).

„The Sirens of Titan“ kann ich wirklich nur jedem Sci-Fi-Fan wärmstens empfehlen. Und auch jedem, der einfach mal wieder ein gutes, clever und witzig geschriebenes Buch in die Hand nehmen will, das einen zum Lachen und zum Nachdenken anregt. Absolut fantastisch.

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