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Random Sunday #51: 2001 – A Space Odyssey

28. März 2021

Ich liebe Stanley Kubricks „2001 – A Space Odyssey“, doch aus irgendeinem Grund habe ich bislang noch nie die Buchvorlage dazu gelesen. Irgendwann stieß ich mal beim Stöbern auf Arthur C. Clarkes Buch und dachte ich mir: „Okay, jetzt oder nie!“ Immerhin könnte mir das Buch ja ein paar mehr Antworten liefern als Kubrick. Ich weiß, ich weiß, sowas muss nicht immer funktionieren. Man nehme nur das Beispiel von Denis Villeneuves „Enemy“ und der Vorlage von José Saramago: „Der Doppelgänger“. Nach dem Buch war ich auch nicht viel schlauer als vorher, was den Film angeht – zumal Villeneuve sich doch sehr viele (sehr gute) Freiheiten herausnimmt und aus der Vorlage etwas Eigenes macht. Bei „2001“ hatte ich die gleichen Befürchtungen – wurde aber sehr positiv überrascht.

Die Story dürfte wohl jedem irgendwie bekannt sein: In der Steinzeit sorgt ein mysteriöser Monolith dafür, dass den ersten Menschen die Idee kommt, Werkzeuge zu benutzen und somit die Entwicklung der Menschheit anzukurbeln. Millionen Jahre später – die Menschheit ist so weit entwickelt, dass sie sogar schon den Mond besiedelt hat – wird auf unserem Trabanten ein weiterer Monolith gefunden. Dieser wiederum schickt die Menschheit auf eine lange Reise Richtung Saturn. Dafür wird extra das Raumschiff Discovery gebaut, auf dem die Astronauten Dave Bowman und Frank Poole gemeinsam mit der künstlichen Intelligenz HAL-9000 den langen Weg auf sich nehmen.

Arthur C. Clarke ist ein wahnsinnig faszinierender Autor. „2001“ ist neben „Rendezvous with Rama“ erst mein zweiter Roman von Clarke, aber das reicht schon aus. Man merkt Clarke sofort an, dass er wirklich etwas von der Materie versteht, über die er da schreibt. Wenn Clarke allein die Mondoberfläche beschreibt oder uns ein Bild von Jupiter und seinen zig Monden gibt, hat man das Gefühl, einen wissenschaftlichen Text zu lesen. Die Fakten, die Clarke gekonnt in seine Fiktion webt, sorgen dafür, dass die Geschichte eine starke Glaubwürdigkeit ausstrahlt. Clarkes Detail-Verliebtheit belastet dabei aber beim Lesen auch nicht…

… ich muss da ein wenig an „The Martian“ von Andy Weir denken, der teilweise so sehr in technische Details ging, dass es einfach zu viel für mich war. Auch da schwang diese absolute Glaubwürdigkeit mit, aber im Gegensatz zu Clarke hatte ich bei Weir wirklich das Gefühl, ich bräuchte jetzt noch ein Physik-Studium, um alles zu verstehen. Clarke schafft das, ohne das ich mich beim Lesen dumm fühle. Er zeichnet wundervolle Bilder vom All, von der Discovery und den Planeten, die das Raumschiff aufsucht. Bis zu einem gewissen Grad fühlt sich „2001“ gar nicht so „zukunftsfantastisch“ an.

Erst im letzten Drittel, wenn Bowman endlich am Saturn ankommt und dort das Gegenstück des Monolithen auf dem Mond findet, schraubt Clarke das Fantastische an. Bis zu diesem Zeitpunkt ist übrigens Kubricks Verfilmung wirklich erstaunlich werkgetreu. Doch wenn Clarke Bowman durch das Stargate schickt (ja, es gab das Stargate schon lange vor Roland Emmerich!), muss selbst Kubrick passen. Ein Filmemacher heute hätte eher die Möglichkeiten, Clarkes Vision heute auf die Leinwand zu bannen, aber damals war da für Kubrick Feierabend.

Deswegen kann ich auch allen Fans des Films nur das Buch ans Herz legen. Denn tatsächlich erklärt uns Clarke ein wenig mehr über den Monolithen und die Wesenheiten, die dahinter stecken. Bowmans Reise durch das Sternentor führt uns an einen unglaublichen Ort, der wiederum auch sehr davon lebt, dass Clarke jedes einzelne Detail so genau beschreibt, dass die Bilder im Kopf des Lesers mit jedem noch so kleinen Merkmal gefüllt werden. Als ich zu diesem Teil kam, habe ich einfach nur mit offenem Mund weitergelesen.

„2001 – A Space Odyssey“ ist wirklich ein Traum von einem Science-Fiction-Roman, der sowohl das Science als auch das Fiction bis zum Bersten ausfüllt. So muss Science-Fiction sein. Toller Roman!!!

11 Kommentare leave one →
  1. 28. März 2021 10:25

    Ich fand den Film so langweilig. Hatte ihn als Teenager mal im Kantkino gesehen und dann noch mal auf Video und habe nie den Hype darum verstanden. Bei der literarischen Vorlage könnte ich mir Vorstellen, dass sie mir besser gefällt.
    Gut ist auch die Word-Anzeige unter Deinem Beitrag (in der App): „mysteriöser Monolith in den USA entdeckt“ :))

    • donpozuelo permalink*
      28. März 2021 11:53

      Ich kann sogar verstehen, wenn man den Film nicht mag. Der ist teilweise sehr verkopft. Ich find ihn trotzdem toll 😁 das Buch ist echt super… und gerade im Finale einfach mal so viel bombastischer und greifbarer als der Film.

    • donpozuelo permalink*
      28. März 2021 11:54

      Oh… sehr geil, dass die Anzeige gleich auf Monolithen hinweist 🤣🤣🤣 sie sind da… 😱😱😱

  2. 28. März 2021 11:35

    Ich habe es mit dem Film im letzten Jahr noch mal versucht – abseits von einigen kultigen Sachen ist der echt einfach langweilig.

    • donpozuelo permalink*
      28. März 2021 11:55

      Kann ich verstehen, ich liebe den Film dennoch sehr 😁 aber der Film ist nichts im Vergleich zum Buch… literarisch holt Clarke einfach Sachen raus, die zur damaligen Zeit niemand so hätte umsetzen können

  3. 8. April 2021 20:53

    Hui, normalerweise bin ich ja nicht so oft gehyped das Buch nach der Verfilmung zu lesen, aber dieses mal schon – danke! Kommt auf die Liste

    • donpozuelo permalink*
      9. April 2021 07:17

      Ja, hier macht es echt Sinn… selbst wenn man den Film kennt. Gerade das Finale ist einfach so viel besser. Überlege auch schon die ganze Zeit hin und her, mir noch die zwei Fortsetzungen zu kaufen.

      • 9. April 2021 07:40

        Das Blöde ist ja … scheinbar ist so ein Sammelband gerade der einzige verfügbare auf Deutsch. Ist dann natürlich ein 900-Seiten-Wälzer. Oder man kauft gebraucht.

        • donpozuelo permalink*
          9. April 2021 14:40

          Ich bräuchte ja jetzt eh nur noch Teil 2 und 3. Die nehm ich auch gerne einzeln. Und da ich das Ding auf Englisch gelesen habe, hoffe ich, ich komme an die OV Ausgabe besser ran. Aber schade, dass das auf Deutsch nur in dieser einen Ausgabe verfügbar ist.

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