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Random Sunday #139: The Creeper

26. Mai 2024

Nach meinem kleinen Fiasko mit „The Hollow Places“ wollte ich trotzdem immer noch einen guten Horror-Roman lesen. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben und auch einfach mal ein paar neue Autoren kennenlernen. Sonst verlasse ich mich da immer sehr schnell auf die altbekannten Namen, was auf Dauer aber auch schnell mal langweilig werden kann. So stieß ich dann nach langer Suche im Buchladen meines Vertrauens auf einen gewissen A.M. Shine und seinen neuesten Roman „THE CREEPER“. Erst sein zweiter Roman nach „The Watcher“, der aber wohl so einen großen Buzz bekommen hatte, dass er schon direkt verfilmt wird und schon 2024 in die Kinos kommen soll (Spoiler-Warnung, den Roman habe ich mir auch direkt schon mal gekauft, weil ich „The Creeper“ wirklich sehr mochte).

Ben French hat Geschichte studiert und kommt damit gerade nicht wirklich weiter. Er verdingt sich mit kleineren Job, um den Unterhalt für seine Tochter aufzubringen. Als er von dem mysteriösem Doktor Alec Sparling ein äußerst lukratives Jobangebot bekommt, dass sogar etwas mit seiner Abschlussarbeit zu tun hat, willigt Ben ein. Gemeinsam mit der Archäologin Chloe Coogan ins Dorf Tir Mallacht fahren, wo die Menschen angeblich immer noch so leben wie vor 200 Jahren. Hier sollen Ben und Chloe etwas über den Mythos des Creepers in Erfahrung bringen, eine alte Legende, die das Leben aller in Tir Mallacht beherrscht und mit einer kryptischen Warnung kommt: Dreimal siehst du den Creeper. In der ersten Nacht ist er noch weit entfernt, in der zweiten Nacht ist er dichter dran. In der dritten Nacht siehst du sein hässliches Gesicht an deinem Fenster und in der vierten Nacht… hat er dich.

Das klingt erstmal wie so ein „Bloody Mary“-Mist oder wie Teenie-Horror a la „Slenderman“ oder auch ein bisschen wie „Candyman“, aber man darf sich davon nicht abschrecken lassen. Denn A.M. Shine macht aus seinem „The Creeper“ eine wunderbare Gruselgeschichte im „gothic horror“-Stil. Das Ganze funktioniert auf zwei Ebenen: Ebene Nr. 1 ist der mysteriöse Alec Sparling, der abgeschieden in Selbstisolation lebt und offensichtlich Angst vor dem Creeper hat. Das macht A.M. Shine augenscheinlich so plump, dass ich kurzzeitig schon dachte, dieser Roman wird zu vorhersehbar und öde. Aber Ebene 1 ist nur so nebenläufig, spannender ist Ebene Nr. 2: Die Geschichte von Chloe und Ben und Tir Mallacht.

Das ganze Geschehen hat etwas von Lovecraft: Ein Forscher-Team kommt in ein altes, vergessenes Dorf und sieht sich hier mit Anfeindungen der Bewohner und einem uralten Mythos konfrontiert, an den gerade ein Ben, der Wissenschaftler ist, der schon viele dieser Mythen als solche offenbart hat, nicht wahrhaben will. Selbst wenn er und Chloe in ihrer ersten Nacht jemanden am Horizont sehen, der sie still beobachtet. Shine lässt Ben Interviews mit den Dorfbewohnern führen, die nur wenig aufdecken, außer dass diese Menschen niemanden in ihren Reihen haben wollen, die sie nicht kennen.

Wie sich hier dann aber so langsam auch die Verbindungen zwischen Ebene 1 und Ebene 2 entwickeln ist wirklich sehr spannend. Verbunden mit dem Countdown des Creepers, der mit jeder Nacht runterläuft, wird eine mögliche Gefahr immer wahrscheinlicher. Und nochmal, gerade durch die Figur von Alec Sparling wirkt es echt so, als hätte man „The Creeper“ nach knapp hundert Seiten schon komplett durchschaut. Aber A.M. Shine spielt damit sehr gekonnt… und liefert uns dann ein Finale, dass es wirklich in sich hat.

Natürlich will ich jetzt nichts verraten, aber meine Güte… es ist echt perfide und bitterböse, was Shine sich da für das Ende seiner Creeper-Geschichte ausdenkt. Das sieht man nicht kommen, das überrascht, das verstört, das schockiert. Ich war echt wie umgehauen von dem, was A.M. Shine uns hier zutraut und wie er den Mythos des Creepers auserzählt. Die vermeintlich vorhersehbare Geschichte macht eine 180-Grad-Wendung und ist auf einmal etwas ganz Neues, etwas noch Unheimlicheres und einfach so bitterböse. Damit hatte ich dann wirklich nicht gerechnet, aber kann es hier nur nochmal sagen: „The Creeper“ ist wirklich fantastisch und deswegen habe ich mir direkt schon einmal „The Watcher“ gekauft, weil der gute A.M. Shine hat sich für mich mit seinem zweiten Roman als unglaublich starker Autor bewiesen.

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