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DFST 21: Im Hundert-Morgen-Wald

8. April 2023

Nach zwei Disney-Filmen, die mich nicht so begeistern konnten – „Aristocats“ war mir einfach zu sehr „101 Dalmatiner“ mit Katzen und „Robin Hood“ war „Das Dschungelbuch“ im Sherwood Forest – hatte ich jetzt bei Film Nr. 21 doch ein bisschen mehr Hoffnung. Schließlich wusste ich grob, was mich bei „DIE VIELEN ABENTEUER VON WINNIE PUUH“ erwarten würde. Ich habe früher schließlich echt gerne die Trickfilme-Serie dazu geguckt und war einfach immer ein großer Fan von dem gemütlichen Bären, der ständig Hunger hat und auf der Suche nach Honig ist.

Der Titel des Films verrät es eigentlich schon: Das hier ist keine große, zusammenhängende Geschichte, sondern eher eine Ansammlung von kleinen Abenteuern, die der Bär Winnie Puuh mit seinen Freunden Ferkel, Tigger, Rabbit und Co. im Hundert-Morgen-Wald erlebt. Da geht Puuh auf Honig-Suche, frisst Rabbit das Essen weg und ist am Ende zu dick, um durch das Loch im Bau zu passen. Es gibt einen Sturm und Tigger taucht plötzlich im Wald auf. Mehr ist das eigentlich nicht.

„Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh“ ist einer der letzten Filme, an dem Walt Disney noch selbst aktiv mitgearbeitet hat. Dabei war es dem guten, alten Walt sehr wichtig, dass seine Zeichner sich streng an die Vorgaben des Buches halten… und vor allem die Illustrationen von E.H. Shepard, der dem kleinen Bären und seinen Freunden sein Aussehen verlieh. Um deutlich zu machen, wie nah am Buch man hier ist, wird das Buch halt einfach ständig gezeigt: Es wird darin geblättert und die Illustrationen erwachen zum Leben, bis sie über die Zeilen hinauswachsen und dann so die Geschichten aus dem Hundert-Morgen-Wald erzählen. Da merkt man auf jeden Fall, dass man sich bei Disney wirklich sehr an A.A. Milnes Vorlage hält.

Das Ding ist nur, es sind halt wirklich einfach nur wieder Kurzfilme, die aneinandergereiht werden. Es ist kein richtiger Spielfilm in dem Sinne. Es ist einer dieser „package films“, die Disney in den 30er und 40er Jahren mit „Die drei Caballeros“ und Co. rausgebracht hat. Tatsächlich fühlt sich der Winnie-Puuh-Film auch eher so an, als wäre er aus dieser Zeit. Es gibt nämlich auch hier wieder so eine merkwürdige Traumsequenz, in der Puuh von Elefanten, Bienen und anderem Viehzeug gejagt wird – das ist ein Mix aus der Alkohol-Sequenz von „Dumbo“ und irgendwas aus „Fantasia“. Also wieder mal ein irrer Drogen-Trip, spendiert von Walt Disney selbst.

Davon mal abgesehen sind die einzelnen Geschichten aber schon ganz niedlich. Die Figuren sind süß, ihre Abenteuer halt sehr schön kinderfreundlich aufgebaut… weswegen ich das früher echt immer sehr mochte (ich hatte ja die Trickfilm-Serie schon erwähnt), aber mittlerweile bin ich durch zu viel Wissen geplagt (ich weiß, ich weiß – ich armer Kerl). Aber es gibt ja diese ganzen Analysen zu Puuh und für welche psychischen Erkrankungen die unterschiedlichen Figuren stehen: So leides Puuh an Esssucht, Tigger hat ADHS, der Esel I-Ah ist Depressiv, Ferkel hat Angststörungen und Rabbit Zwangsstörungen. Känguru-Mutter Kanga ist Sinnbild für eine übervorsichtige Mutter und Christopher Robin ist in diesem Szenario der Schizophrene. Es passt sehr gut auf die Figuren, aber am Ende des Tages erkennt man das als Kind nicht und feiert einfach nur die niedlichen Figuren ab.

So hat man also verschiedene Lesarten, um mit Winnie Puuh umzugehen. Der Film von 1977 ist vor allem eine sehr liebevolle Adaption der Buchfiguren, auch wenn es am Ende nur aneinandergereihte Kurzfilme sind. Dadurch wirkt das Ganze manchmal etwas dröge… dröge, aber niedlich.

Wertung: 6 von 10 Punkten (schöne Adaption eines Kinderbuch-Klassikers)

4 Kommentare leave one →
  1. kathl7 permalink
    8. April 2023 12:25

    …alle Kinder lieben ihn sehr!
    Die Serie hab ich auch sehr gemocht, den Originalfilm hab ich erst als Erwachsene gesehen. Der ist nett, aber wie du schon schreibst, kein richtiger Filmfilm, eher eine Aneinanderreihung von Serienfolgen. Mein Lieblings-Winnie-Puuh-Film ist der einzige Film, der jedes Jahr zu Ostern bei mir Pflicht ist, nämlich „Spaß im Frühling“. In diesem Sinne: Frohe Ostern!

  2. 24. April 2023 20:30

    Mir war das mit den verschiedenen Störungen und Neurosen nicht bewusst XD Also danke fürs Aufschlauen. Ist das nun Fluch oder Seegen soviel zu wissen wie du? Ernstgemeinte Frage.
    Wer weiß … würde ich mir Winnie Puuh und seine Freunde nochmal anschauen … ob einem das jetzt eher auffallen würde? Ich glaube ich würde da v.A. wieder die „Geschichten von früher“ drin sehen. Damals mochte ich v.A. dass sie eben so „divers“ waren, so unterschiedliche Charaktere hatten. Und egal wie man es dreht und wendet, ist das ja immer noch so… den Film habe ich allerdings noch nicht gesehen. Bzw die Sammlung an Kurzfilmen.

    • donpozuelo permalink*
      26. April 2023 06:52

      Es ist weder Fluch noch Segen… sondern irgendwas dazwischen. Als Kind konnte ich Winnie Puuh einfach so genießen. Sich das jetzt anzuschauen, macht dank der liebevollen Charaktere immer noch Spaß, aber man merkt da natürlich ein paar Untertöne, die es aber irgendwie auch interessant machen, sich diesen „Film“ anzuschauen 😅

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