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DFST 3: Disney auf Drogen

19. März 2022

Nachdem die Damen und Herren (obwohl es damals wohl vorwiegend mehr Herren gewesen sein dürften) von Disney 1940 mit „Pinocchio“ mal wieder ein klassisches Märchen in die Kinos gebracht hatten, haben sie sich wohl eine LSD-Pause gegönnt, dabei ein bisschen klassische Musik gehört und sind dann auf die Idee gekommen, daraus einfach auch noch einen Abend füllenden Film zu produzieren. Nur so kann ich mir die Entstehungsgeschichte von „FANTASIA“ erklären… ein Film, der eigentlich kein richtiger Film ist, sondern sich mehr wie die Vorstufe von MTV anfühlt, wenn MTV nur Klassik spielen und dazu Videos zeigen würde. Das letzte Mal habe ich „Fantasia“ im Musikunterricht an der Schule gesehen… und da dann auch immer nur bestimme Ausschnitte. Jetzt habe ich das ganze Machwerk wirklich zum ersten Mal am Stück gesehen… und muss schon sagen: Es war ein wenig anstrengend.

Wie gesagt: „Fantasia“ ist kein Film im herkömmlichen Sinne. Das Ganze ist ein Konzert… mit visueller Begleitung von Disney. Das bekannteste Stück dürfte wohl nach wie vor „Der Zauberlehrling“ von Paul Dukas, basierend auf Goethes Gedicht, sein, in dem Mickey Probleme mit einem verhexten Besen bekommt. Dann gibt es noch ein bisschen Evolutionstheorie nach Igor Strawinsky, Tschaikowskis „Nussknacker“ mit Feen und Pilzen, Beethovens sechste Sinfonie als griechische Göttersaga, tanzende Nilpferde und düstere Dämonen mit Modest Mussorgkis „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“.

Wenn man sich jetzt so zuhause hinsetzt und „Fantasia“ anmacht, muss man echt ein bisschen Geduld mitbringen. Ich meine, ich höre gerne klassische Musik. Gerade wenn ich meine Texte schreibe (in diesem Augenblick läuft bei mir gerade Chopin) oder wenn ich lese. Aber da ist die Musik halt immer mehr sanftes Hintergrundgeplätscher. „Fantasia“ zwingt einen jetzt dazu, wirklich voll dabei zu sein… und liefert dazu verrückte Bilder und Geschichten.

Dass das einfach etwas anstrengend und vor allem nicht wirklich was für Kinder ist, musste dann wohl auch Disney feststellen, die jahrelang kaum Geld mit diesem Film einnehmen konnten. Witzigerweise wurde das Ganze dann aber in den 60er Jahren wieder beliebt, weil einige dann wirklich anfingen, den Film unter Drogeneinfluss zu gucken (woraufhin Disney das Ganze mit psychedelischen Postern neu vermarktete). Gerade die Eröffnungssequenz von „Fantasia“, die ja nur aus einem Farbenspiel besteht, spricht sehr dafür, dass der Film wahrscheinlich unter Einfluss von irgendwas mit Sicherheit anders wahrgenommen wird.

Nüchtern betrachtet muss man den Film wahrscheinlich in kleinen Portionen genießen, um wirklich alles aufnehmen zu können. Auf den Zauberlehrling habe ich mich noch sehr gefreut, weil der auch einfach Spaß macht. Beethoven mit griechischen Göttern stieß schon bei seiner Uraufführung auf Kritik, weil hier alles doch sehr übersexualisiert wird… davon mal abgesehen ist es auch einfach nicht so interessant inszeniert. Den Tanz der Stunden finde ich einfach nur irgendwie lustig, wenn da Strauße, Nilpferde, Elefanten und Krokodile grazil Ballett tanzen. Das ist alles sehr schrägt, wie dieses ganze Ding an sich.

Die Musik ist toll, aber das liegt nicht an Disney. Die Animationen und Zeichnen sind aber, ob man sie nun mag oder nicht, sehr schön im Einklang mit der Musik gebracht wurden und damit erinnert sich Disney auch an seine „Silly Symphony“-Anfänge zurück (was man ja schon in „Schneewittchen“ sehen konnte)… nur wird das hier in dieser losen Aneinanderreihung von Stücken etwas zu sehr auf die Spitze getrieben.

„Fantasia“ ist für mich so einer dieser „Filme“, der in die Kategorie gehört: Gucke ich einmal, danach reicht es mir dann aber auch“. Aber wie gesagt, es ist eh interessanter, sich einfach einzelne Elemente daraus anzuschauen, wenn man Lust darauf hat. In seiner Gesamtheit wirken die zwei Stunden dann doch sehr ermüdend.

Wertung: 6 von 10 Punkten (tolle Musik trifft auf schöne Disney-Bilder, was aber schnell auch etwas zu viel des Guten wird)

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