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Killer Queen

12. März 2012

Kennt irgendeiner hier Gina Carano? Dann wird’s höchste Zeit, denn so klangvoll wie ihr Name, so hübsch ist die Dame auch anzuschauen und genauso kraftvoll kann sie austeilen. Einen Namen hat die gute Frau sich bei „American Gladiators“ gemacht und schnell bewiesen, dass sie ordentlich austeilen kann. Aber reicht das aus, um die Hauptrolle in einem Film zu spielen? Wenn sie doch so gar keiner kennt?

Gar kein Problem, denn was macht man, wenn man eine unbekannte Schönheit in der Hauptrolle hat? Man besetzt jede andere Rolle mit großen Namen. Und da Steven Soderbergh ja mittlerweile Experte im „Große-Namen-zusammenstellen“ ist, war das auch für seinen neuesten Film „Haywire“ die einfachste Aufgabe. So haben wir dann neben Carano Schauspieler wie Michael Fassbender, Michael Douglas, Ewan McGregor, Bill Paxton, Mathieu Kassovitz und Antonio Banderas. Da kann man sich dann aussuchen, welcher Name am ehesten zieht – was bei mir zweifelsohne Fassbender ist. Doch – und das darf ich schon vorher sagen – die Namen dienen nur als Magnet, die große Show hat trotzdem Gina Carano.

Die spielt in „Haywire“ Mallory, „Mitarbeiterin“ einer „privaten Firma“, die für die US-Regierung „Aufträge“ annimmt. Und Mallory hat viel zu tun: Erst in Barcelona eine Geisel befreien, dann in Dublin eine weitere Aktion – Pärchen spielen mit Paul (Michael Fassbender). Doch als der nach getaner Arbeit auf Mallory losgeht, muss die erkennen, dass ihr Arbeitgeber Kenneth (Ewan McGregor) sie loswerden will. Mallory wird zur Gejagten, die in Erfahrung bringen muss, warum und wieso.

Soderbergh bringt uns die weibliche Version von Jason Bourne. Ein Vergleich, der vielleicht besser passt, als „die weibliche Bond“ – wie ich irgendwo mal gelesen habe. Denn genau wie Mr. Bourne weiß Mallory nicht, warum sie gejagt wird und ermittelt erst nach und nach, wer sie denn überhaupt auf die Abschussliste gesetzt hat. Auch klettert Mallory gerne auf Häuserdächern rum, statt in Bars Martini zu trinken. Und auf Technik-Gadgets verzichtet sie eigentlich fast vollständig. Was Mallory zu bieten hat, ist gute Handwerkskunst – und ihr Handwerk versteht sie bestens. Da Gina Carano ja als Mixed-Arts- Kämpferin bestens vorbereitet ist, darf sie in „Haywire“ reihenweise Stunts machen und Leute vermöbeln. Vielleicht trifft es die Bezeichnung „weiblicher Chuck Norris“ noch ein wenig besser 😉 Passt vielleicht auch nicht so richtig, aber ist ja auch egal: Was Gina Carano zu bieten hat – kampftechnisch natürlich – lässt sich sehen und macht eigentlich auch Spaß.

Aber eigentlich ist doof. Irgendwie war mir „Haywire“ gerade in seinen Actionsequenzen zu sauber inszeniert. Zu sauber heißt jetzt jedoch nicht schlecht. Gerade die Barcelona-Aktion war eins meiner absoluten Highlights des Films. Auf der anderen Seite habe ich mich dann aber auch immer gefragt, ob Soderbergh sich selbst seines Genres sicher ist. Will er nun Action oder Komödie? In manchen Szenen erinnert „Haywire“ – vor allem dank der Musik – sehr stark an die „Ocean’s“-Reihe. Aber nicht nur wegen der Musik – so in den Abläufen der Planung und Durchführung der Rettungsaktion (gerade in Barcelona) kann Soderbergh nicht verleugnen, dass „Ocean’s“ immer irgendwo im Hinterkopf herumgeisterte. Ich weiß nicht jetzt allerdings nicht, wie ich „Haywire“ lieber gesehen hätte: als charmante Krimi-Komödie oder als knallharten Actionstreifen. Mit den Schauspielern hätte Soderbergh ohne Bedenken die ein oder andere Richtung gehen.

Für richtig harte Action ist der Film zu glatt, zu perfekt, zu „schön“ inszeniert. Teilweise fehlte mir in den folgenden Verfolgungsjagden auch ein wenig die Hektik, die Schnelligkeit. Carano hat’s drauf – daran besteht kein Zweifel. Nur hier und da eine Handkamera und ein paar schnellere Schnitte hätten schon sein dürfen. Für die Komödie lässt Soderbergh keinen großen Freiraum für Witze – obwohl der Raum dafür da gewesen wäre. Nur dann wäre das Ganze vielleicht viel zu sehr „Ocean’s“ geworden.

„Haywire“ kann man sich schon anschauen – allein wegen der Schauspieler. Zwar dürfen die großen Namen nicht sonderlich große Rollen spielen. Aber wenn sie auftauchen, dann sind sie hervorragend. Alles in allem ist „Haywire“ ein langsamer, aber dafür sehr stylischer Action-Film. Vielleicht was für einen entspannten DVD-Abend – mit ein wenig mehr Spannung würde ich auch den Gang ins Kino empfehlen 😉

Wertung: 7 von 10 Punkten (Hell yeah, Gina Carano!!!)

10 Kommentare leave one →
  1. 12. März 2012 15:51

    Ich fand es gut, dass Soderbergh nicht auf Gedeih und Verderb einen Bourne Abklatsch auch filmisch mit ner Frau in der Hauptrolle inszeniert hat. Der weitgehende Verzicht auf Handkameras und Schnitte im Sekundentakt will ich Haywire eher noch zu gute halten. Nur die unverwüstliche Gina Carano hat spätestens nach der Barcelona-Aktion ein wenig gestört.
    Und nicht nur mir sind Ocean’s-Anleihen (nenne ich es mal so) aufgefallen, da bin ich ja beruhigt.

    • donpozuelo permalink*
      12. März 2012 18:17

      Es war sicherlich kein Bourne-Abklatsch gedacht, aber es fühlte sich schon so an. Dass Carano fast ebenso makellos aus den Kämpfen herauskommt wie Mr. Ethan Hunt hat mich auch ein wenig gestört.

      Naja, zum Glück gab’s Fassbender 😉

  2. 12. März 2012 21:25

    Gefiel mir sehr gut. Schönes Indie-Kino-Flair ohne solches zu sein. Irgendwie.

    Und ist halt immer lustig, wenn Soderbergh seine Freunde aka Riesenstars für seine Filmchen mobilisiert. Wertet das ganze halt schon ziemlich auf…

    • donpozuelo permalink*
      12. März 2012 23:33

      Ja, dafür hat Soderbergh tatsächlich ein Händchen – große Namen versammeln. Und irgendwie funktioniert’s immer wieder. Wie gesagt, ein wenig mehr dreckige Action wäre mir lieber gewesen, aber so ist’s auch in Ordnung. 😉

  3. 13. März 2012 21:45

    Krass. Wir haben tatsächlich fast die allergleiche Meinung zum Film. Und das, obwohl ich deine Kritik jetzt erst gelesen habe. 🙂

    Unterstütze ich damit voll!

    • donpozuelo permalink*
      13. März 2012 21:50

      Tja, und da sag noch einer, Geschmäcker sind verschieden 😉

  4. 23. März 2012 00:03

    Ja Carano ist ein Prachtweib. Schon wegen ihr hat sich der Film gelohnt.

    • donpozuelo permalink*
      23. März 2012 07:21

      Das stimmt. Und Michael Fassbender! Und Ewan McGregor! 😉

Trackbacks

  1. Fahr oder stirb! | Going To The Movies

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