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Anjin-sama

22. Mai 2024

Es ist spannend, wie sehr man mittlerweile in Hollywood mehr und mehr auch den asiatischen Raum zu uns in den Westen bringt. Vielleicht ist es der Erfolg von Spielen wie „Ghost of Tsushima“, die deutlich machen, dass es eine Faszination gibt, die man befriedigen kann. Zuletzt hatte Netflix mit „Blue Eye Samurai“ ebenfalls einen Hit, der von allen gefeiert wurde. Das mittelalterliche Japan scheint gerade sehr „in“ zu sein… und wird es jetzt noch mehr, wenn wir mal auf Disney+ schauen. Dort läuft nämlich „SHOGUN“ – und ich möchte mal behaupten, dass die Serie für mich jetzt schon DIE Serie des Jahres sein dürfte (es sei denn, es kommt noch eine Überraschung daher).

Der Navigator John Blackthorne (Cosmo Jarvis) landet rund um 1600 als Schiffbrüchiger in Japan. Während seine Crew gefangen genommen wird, wird Blackthorne als Trophäe an den Lord Yoshii Toranaga (Hiroyuki Sanada) geschickt. Dem kommt dieser Barbar ganz gelegen, kann er ihn doch gut als Ablenkung im aktuell brodelnden politischen Konflikt nutzen. Toranaga wurde nämlich gerade von Ishido Kazunari (Takehiro Hira) aus dem Rat der Ältesten verstoßen. Toranaga muss nun um sein Leben fürchten, schmiedet dabei aber auch Pläne, wie er gegen Ishido vorgehen kann. Der „Anjin“ könnte dabei helfen – mit seinen modernen Waffen… Lady Mariko (Anna Sawai) muss als Übersetzerin helfen, hat aber auch ihre ganz eigenen Ziele.

„Shogun“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von James Clavell aus den 60er Jahren und wurde in den 80ern schonmal als Mini-Serie mit Richard Chamberlain und Toshiro Mifune (!!!), Akira Kurosawas Muse, verfilmt. Dazu kommt, dass Clavell das Ganze wiederum auf der wahren Geschichte von William Adams basierte, der um 1600 nach Japan kam und dort dabei war, als Shogun Togukawa an die Macht kam. Jetzt hat sich das Ehepaar Rachel Kondo und Justin Marks dem Stoff gewidmet – und liefert uns eine Serie ab, die ich wirklich nur jedem wärmstens empfehlen kann.

Die Story von Blackthorne, Mariko und Toranaga ist dabei so spannend erzählt, dass bei diesen 10 Episoden nie Langeweile entsteht. Wir erleben diese Welt, die fremde Kultur durch die Augen von Blackthorne – und ich liebe das einfach. Mit dem Samurai-Thema hat man mich ja sowieso immer schnell. Diese Kultur mit all ihren Regeln und Bräuchen wird in der Serie authentisch zum Leben erweckt und entfesselt so eine unglaubliche Faszination, dass man sich auch an diesen Kostümen und Settings nicht sattsehen kann. Dabei wird das Ganze aber nie zum Selbstzweck, so nach dem Motto „Oh guck mal, wie anders das alles ist!“ Die Serie setzt auf Authentizität, was dann auch soweit geht, dass sie in ihr zu 95% nur Japanisch gesprochen wird. Blackthorne und Mariko reden hier und da mal Englisch, aber ansonsten ist alles auf Japanisch – was, wie ich schon festgestellt habe, für viele auch ein Grund ist, die Serie nicht zu gucken.

Womit man sich dann aber einer der besten Serien des Jahres entzieht. Wie gekonnt dieses politische Ränkespiel hier aufgebaut wird, ist UNGLAUBLICH. Mit jeder Folge lernt man etwas mehr und wundert sich dreimal mehr. Toranaga ist hier der Strippenzieher, der – wie man am Ende lernt – ganz genau weiß, was er hier macht. Wie gekonnt Kondo und Marks das hier im Finale zusammenbringen, ist so gut. Da offenbaren sich dann Geheimnisse, werden Dinge so klar und Toranaga eine Figur, die man direkt mit anderen Augen sieht. Es ist einfach erzählerisch alles so dicht, so gut verknüpft, dass wirklich alles einen Sinn hat. Die ganze Serie ist ein perfektes Puzzle, dass mit jeder Folge mehr und mehr vom großen Ganzen offenbart und uns dann einfach nur sprachlos zurücklässt.

Dazu kommt ein Cast an Figuren, der vielfältig und interessant ist. Wo selbst kleine Nebenfiguren mit so viel Leben gefüllt sind, dass die Welt von „Shogun“ eine wird, in die man zwar gerne zurückkehrt, aber auch weiß, wie brutal und unbarmherzig die selbst mit den Nettesten sein kann.

Ausstattung, Cast, Kamera, Musik, Story – „Shogun“ macht alles richtig und liefert wirklich ein Serien-Erlebnis ab, bei dem man nicht aufhören kann. Es ist eine unglaublich starke und gut erzählte Serie, die ich wirklich nur wärmstens empfehlen kann.

Wertung: 10 von 10 Punkten (unbedingt gucken!)

Nachtrag: Mittlerweile wurde eine zweite UND eine dritte Staffel bestätigt. Womit nach dem großen Erfolg der Serie zu rechnen war. Und hier würde es sogar einigermaßen Sinn ergeben, weil es ja auf wahren Begebenheiten beruht und jetzt „nur“ der Weg Toranagas zum Shogunat beschrieben wurden. Allerdings hat diese erste Staffel die Messlatte ordentlich nach oben gelegt, da wird es schwer sein, dem würdig folgen zu können. Aber hey: „The Leftovers“ war nach Staffel 1 auch auserzählt und wurde dann besser. Von daher…

2 Kommentare leave one →
  1. 22. Mai 2024 09:03

    OK – Empfehlung gefolgt und brav auf die Liste gelegt 🙂

    • donpozuelo permalink*
      26. Mai 2024 10:31

      So ist’s recht 😀 du wirst es nicht bereuen.

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