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Das nachgemachte goldene Ticket

15. Dezember 2023

Ich hab’s ja schon in meinem Text zum originalen „Charlie und die Schokoladenfabrik“ erwähnt, dass ich eigentlich mit der Tim-Burton-Version aufgewachsen bin. Und die früher eigentlich auch sehr mochte, weil ich da einfach in meiner Burton-Phase war, wo ich eigentlich alles mochte, was der Mann in die Kinos brachte. Abgesehen vielleicht von seinem „Planet der Affen“, den mochte ich schon damals 2001 nicht wirklich. Ich habe mir vor meinem Kinobesuch von „Wonka“ erst das Original angeschaut und dann – nach langer, langer Zeit – direkt auch noch das Remake „CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK“ von Tim Burton mit Johnny Depp in der Rolle von Willy Wonka. Und ich war schockiert darüber, wie schlecht ich den Film jetzt fand… und das nicht nur wegen dem direkten Vergleich zum Original.

Die Story ist die gleiche wie im Original: Schokofabrikant, der sich lange nicht hat blicken lassen, versteckt fünf goldene Tickets, um die Gewinner in seine Fabrik einzuladen. Der arme Charlie Bucket (Freddie Highmore) gewinnt durch Zufall und geht dann mit Opa Joe (David Kelly) auf die große Tour durch die Schokoladen-Fabrik. Es gibt Oompa Loompas, es gibt nervige Kids, die für ihr Nerven bestraft werden – und wie es sich für die damalige Zeit gehörte, ist auch Helena Bonham Carter wieder am Start, allerdings nur in einer kleinen Rolle als Charlies Mutter.

Den Anfang, die Suche nach den Tickets, fand ich bei Burton noch ganz witzig. Das ist recht ähnlich zu dem, was wir schon von 1971 her kennen. Die einzelnen Kinder werden vorgestellt, Charlies Leben wir uns gezeigt… und selbst da ist aber das Original ein bisschen härter. Bei Burton wird so eine leicht fantastische Note dazu gepackt, die dann die Armut nicht ganz so schlimm erscheinen lässt. So richtig kann ich es nicht in Worte fassen, aber wenn Charlie im Original durch diese alten englischen Arbeiterstadt-Straßen läuft, fühlt sich das sehr echt an. Bei Burton hat das direkt mehr so etwas „außerweltliches“.

Wenn wir dann zur Schokoladenfabrik kommen, gibt es den Schock. Johnny Depps Wonka wird nicht so cool eingeführt wie der von Gene Wilder… und gleichzeitig wirkt Depps Wonka von Anfang an irgendwie etwas creepy. Ich weiß auch nicht: Dieses krasse Make-Up, dieses gebleichte Grinsen und dieses sehr überzogen Kindliche. Ein Freund von mir meinte, es hätte ihn immer irgendwie an Michael Jackson erinnert und nun bekomme ich dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf. So sehr ich Johnny Depp früher in dieser Rolle auch mochte – nach Gene Wilder wirkt das alles sehr gewollt. Das ist zu sehr dieser Depp, der in alle seinen Rollen was von diesem Jack-Sparrow-Touch mit reinbringen wollte und sich dann mehr und mehr in seinem eigenen Wahnsinn verlor. Irgendwie passt es für mich einfach nicht mehr so richtig zu Willy Wonka, was Depp hier abzieht.

Das wird dann auch noch dadurch verstärkt, dass Burton der Geschichte von Willy Wonka eine kleine Vorgeschichte liefert, wo dann Christopher Lee als Dr. Wonka auftaucht… und seinem Sohn als Zahnarzt Schokolade verbietet. Zwar ne nette Idee, aber hätte ich jetzt nicht gebraucht, weil es auch zu sehr von der Story an sich ablenkt, wenn zwischendurch immer wieder diese Rückblenden kommen. Immerhin liefert Burton so etwas mehr zu seinem Remake (oder vielleicht ist das auch so im Buch, ich weiß es nicht), aber es ist auch eine leichte Verschwendung von Christopher Lee.

Was ich dann richtig weird fand, war zum einen die Tatsache, dass die Schokoladenfabrik bei Burton zu sehr diesen düsteren Burton-Touch bekommt. Untermalt vom Danny-Elfman-Soundtrack wirkt das mehr so, als würden gleich Batman und der Joker um die Ecke kommen. Das sieht nicht wie das Happy-Go-Lucky-Schoko-Paradis aus, sondern – ja, halt wie etwas, wo sich Batman verstecken würde. Hat nicht so ganz gepasst. Auch die Tatsache, dass alle Oompa Loompas von Deep Roy gespielt werden, war ein bisschen merkwürdig. Zwar an sich eine witzige Idee, aber Roy spielt die dann auch alle so extrem stoisch und auch ein bisschen creepy, dass mir an denen dann ein bisschen der Spaß vergangen ist.

Hauptsächlich störe ich mich aber mittlerweile mehr an Depps Performance, die hier einfach nicht reinpasst. Ja, er macht die Rolle jetzt nicht zu einer Kopie von Gene Wilder, aber so richtig überzeugt hat er mich nicht damit. Damals, als ich das Original noch nicht kannte, schon etwas mehr. Jetzt aber nicht mehr. Von daher verneige ich mich vor dem Original und schiebe Burtons Version eher in die Schublade der langsam abflachenden Burton-Filme. Ich hoffe, er kriegt mit seinem „Beetlejuice 2“ mal wieder ein bisschen die Kurve und kann noch einmal zu seiner alten Größe zurückkehren.

Wertung: 4 von 10 Punkten (dieser Film ist irgendwie nicht gut gealtert)

4 Kommentare leave one →
  1. 18. Dezember 2023 16:40

    Es soll einen zweiten Beetlejuice geben…? Ich frage mich gerade, ob ich eher Angst haben sollte oder mich doch darüber freuen müsste…

    • donpozuelo permalink*
      18. Dezember 2023 20:53

      Ja, kommt nächstes Jahr. Von Burton mit Keaton und Burtons neuer Muse Jenna Ortega. Und ja, ich frage mich das auch.

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