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Das wahre goldene Ticket

13. Dezember 2023

Bevor ich im Kino „Wonka“ gucken war, wollte ich unbedingt mal das Original aus dem Jahr 1971 nachholen, denn ja, das kann ich hier jetzt gestehen, ich kannte den bis dahin überhaupt nicht. Ich bin mit der Tim-Burton-Variante aufgewachsen und habe erst später mitbekommen, dass es da ja noch einen alten Film zu gibt. Allerding war ich damals in so einer Tim-Burton-Phase, wo ich alles von ihm einfach bedingungslos mochte und deswegen auch überhaupt nicht das Interesse verspürte, mir das Original anzuschauen. Und jetzt kommt’s: Ich habe mir natürlich „CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK“ von ’71 angeschaut (und direkt danach auch die Version von 2005 von Burton) und muss jetzt ganz klar sagen: Gene Wilder ist der King und tausendmal besser als alles, was Johnny Depp da versucht hat.

Charlie Bucket (Peter Ostrum) lebt mit seiner Familie in einem windschiefen, alten Haus. Sie haben kaum Geld, ernähren sich die meiste Zeit von Kohlsuppe und können sich nicht einmal ein Stück Schokolade leisten. Als der mysteriöse Willy Wonka (Gene Wilder) zu einem Wettbewerb aufruft, wird die ganze Welt hellhörig: Wer eines der fünf goldenen Tickets in seinen Schoko-Tafeln findet, bekommt eine exklusive Führung durch die Schokoladenfabrik und einen Vorrat auf Lebenszeit. Natürlich wäre das auch ein Traum von Charlie, aber Schokolade kann er sich nicht leisten. So kommen erst einmal andere Kinder in den Genuss der goldenen Tickets… doch wie der Zufall es so will, schafft es Charlie natürlich doch noch, ebenfalls an ein Ticket zu kommen. Gemeinsam mit seinem Opa Joe (Jack Albertson) und vier anderen Kindern (und deren Eltern) begibt sich Charlie nun auf den Weg, um mit Willy Wonka die verrückte Schokoladenfabrik zu erkunden.

Die Version von 1971 ist ein wirklich toller Film, der auch heute gut funktioniert. Das liegt vor allem an einem absolut fantastischen Gene Wilder als Willy Wonka. Alleine die erste Szene, wenn er fast schon gebrechlich aus seiner Fabrik tritt, langsam am Stock gehend nach vorne kommt, der Stock irgendwann steckenbleibt, Willy weitergeht, feststellt, dass er seinen Stock nicht mehr, hinfällt, dabei aber eine Rolle vorwärts macht und fröhlich grinsend mit einem „Tadaa“ vor seinen Gästen steht, ist perfekt. Angeblich soll Wilder selbst diese Einführung des Charakters von Regisseur Mel Stuart gefordert haben – und wenn das wirklich so stimmt, hat Wilder seiner Figur hier alle Ehre gemacht. Dadurch merkt man nämlich von Anfang an, was für ein feiner Betrüger dieser Wonka doch ist. Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen, aber sagt nie so ganz das, was er eigentlich meint. Willy Wonka ist ein Mann der Geheimnisse, der uns Geschichten erzählt, bei denen wir nie so sicher sein können, was davon wirklich wahr ist. Das macht gerade seine Figur so interessant – und die Art und Weise wie Gene Wilder ihn hier spielt, ist perfekt. Das merkt man allein an der Eröffnungssequenz, aber dann auch durch die Führung der Schokoladenfabrik.

Die ist dann aber auch wirklich toll… und mehr als nur verrückt. Allerdings dauert es ja erstmal auch eine Weile, bis wir die Fabrik wirklich zu Gesicht bekommen. Erstmal dreht sich ja alles um das Finden der fünf Tickets, bevor es in die Fabrik geht. So wird die Spannung schon mal gut aufgebaut. Aber die Fabrik selbst enttäuscht nicht. Und dafür, dass das hier alles mit praktischen Effekten gemacht wurde, ist das Ganze auch einfach zeitlos. Die ganzen verrückten Maschinen sind toll, der große Süßigkeiten-Garten mit dem Schoko-Fluss ist super und die einzelnen Ideen, die damit verbunden sind und wie dann die einzelnen, wunderbar nervigen Kinder auf zufriedenstellende Art und Weise bestraft werden, macht schon verdammt viel Spaß. Natürlich sind einige Sachen nicht so gut gealtert (wenn Opa Joe und Charlie die Brause trinken und dann Richtung Ventilator fliegen, ist schon Green-Screen der ganz alten Schule), aber es sind trotzdem tolle Bilder… die dann gekonnt von den Oompa Loompas besungen werden, die hier im Hintergrund ihre Arbeit verrichten und immer mal wieder zum Vorschein kommen. Eine im Film echt witzige Idee, aber wenn man sich die Beschreibung der Oompa Loompas in der Originalversion von Roald Dahls Text von 1964 anschaut, dann wird einem mit den Arbeitern in der Fabrik doch ein bisschen mulmig zumute. Googelt es einfach mal…

Ich kenne Dahls Buch nicht, weswegen ich jetzt keinen direkten Vergleich ziehen kann, aber die Film-Version von Willy Wonka mag ich nun total gerne. Und ich mag sie nun auch mehr als die Tim-Burton-Version. Es ist einfach ein toller Film, der dank eines großartigen Gene Wilders und tollen Sets wirklich sehr sehenswert ist.

Wertung: 9 von 10 Punkten (Gene Wilder ist wie geschaffen für diese Rolle)

4 Kommentare leave one →
  1. 7. Januar 2024 18:45

    Den neuen Wonka habe ich zwar leider noch nicht gesehen, aber den hier … und ich liebe den wild. Gene Wilder ist toll. „Pure Imagination“ ist einer meiner Lieblings-Songs oder Musicaleinlagen in Filmen auf alle Zeit. 🙂

    • donpozuelo permalink*
      12. Januar 2024 06:47

      Gene Wilder ist echt super… und ja, Pure Imagination ist ein wunderschöner Song. Aber ich muss wirklich sagen, der neue Wonka macht Spaß.

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