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Geliebte Fiktion

5. September 2014

Ich glaube, es ist ein überaltertes Klischee, immer davon auszugehen, dass nur Frauen nach Mr. Right suchen. Immerhin passt das wunderbar, um zahlreiche kitschige Romane zu schreiben oder Filme zu drehen. Dass möglicherweise wir Männer auch nach Mrs. Right suchen, wird dabei verschwiegen. Wieso auch nicht? Kein Mann würde das offen zugeben wollen, in dem er in eine romantische Komödie für Männer geht (wäre doch mal ein Versuch wert, Hollywood… die romantische Komödie für Männer. Eine Marktlücke???). Nein, Männer sind hart, stehen auf Action und Blut und die richtige Frau bekommen sie einfach so… ganz nebenbei, weil sie es ja ist, die auf der Suche nach ihm ist. Andersrum würde ja gar nicht funktionieren… wir können doch das männliche Geschlecht nicht als etwas darstellen, dass Gefühle hat.

Aber manchmal ist es eben doch so, dass auch wir Männer einfach nur nach der Richtigen suchen. Und im Fall von Calvin (Paul Dano) heißt diese Richtige „Ruby Sparks“ (Zoe Kazan). Einziges Problem an Ruby: Sie ist eine Erfindung von Calvin. Der hat nämlich seit seinem großen Roman nichts mehr schreiben können und denkt sich Ruby eigentlich nur aufgrund eines Traums und einer Anweisung seines Psychiaters (Elliott Gould) aus. Nur dann ist Ruby plötzlich da… und Calvin genießt ihre Anwesenheit, ohne sich darüber klar zu sein, was es bedeutet, in seine eigene Fiktion verliebt zu sein.

Ein Glück kann ich lesen…

Sechs Jahre hat es gedauert, bis das Regie-Duo Jonathan Dayton und Valerie Faris nach „Little Miss Sunshine“ wieder gemeinsam hinter der Kamera standen und uns „Ruby Sparks“ schenkten. Die Geschichte ist so herrlich verrückt wie sie auf dem Papier klingt… allerdings muss ich ein bisschen bemängeln, dass nicht mehr draus gemacht wurde. Gefehlt hat mir halt besonders dieser Konflikt zwischen Realität und Fiktion… zu schnell ist Ruby eine „echte“ Persönlichkeit und zu schnell führen sie und Calvin eine „echte“ Beziehung. Ich finde, hier hätte man die Grenzen von Fiktion und Realität ruhig ein bisschen mehr durcheinander bringen können. Oder vielleicht die Art und Weise, wie andere Menschen auf Ruby reagieren – schließlich ist sie ja nur eine Fiktion von Calvin. Andere Menschen könnten sie ja ganz anders wahrnehmen. Man hätte da sicherlich ein bisschen mehr „Magie“ in den Film bringen können… ohne, dass es jetzt gleich ein Fantasy-Märchen wird und ohne dass es zu sehr zu einem fast schon gewöhnlichen Liebesfilm mit leicht verrückter Prämisse kommt.

Aber so ist es leider geworden. Die Idee bietet sehr viel mehr Möglichkeiten… immerhin finden die Macher zum Ende des Films ein bisschen dahin und werfen Fiktion und Realität schön über den Haufen… nur wie gesagt, hätte das alles früher kommen können.

Trotzdem ist „Ruby Sparks“ jetzt kein Totalreinfall… was vor allem an der herrlich quirrligen und sympathischen Zoe Kasan liegt (die übrigens auch das Drehbuch geschrieben hat). Kasan spielt das Mädchen von nebenan, sie liebt Zombie-Filme, sie malt, sie kocht, sie singt und tanzt… für den ruhigen Calvin ist sie wie ein frischer Sommerwind. Wer würde sie nicht als Freundin haben wollen? Für Paul Dano freut es mich allerdings auch, dass er mal eine Rolle abbekommt, in der er nicht einen Psychopathen spielen muss (naja, das kann man bei diesem Film jetzt sehen, wie man will… gerade zum Ende hin bekommt auch sein Calvin leicht psychopathische Veranlagungen). Dano geht in der Rolle des verunsicherten Schriftstellers voll auf, aber wiederum scheint ihm das einfach so gegeben zu sein. Ich glaube, der Typ muss sich nicht anstrengen, um ein bisschen merkwürdig zu sein. Das ist einfach so seine Art… so erscheint es zumindest.

Auch wenn ich mir „Ruby Sparks“ ein bisschen anders gewünscht hätte, bleibt es doch ein schöner Film. Es ist lockere Unterhaltung mit wunderbaren Darstellern… und, wenn ich das an dieser Stelle mal sagen darf, mit dem besten Haus, das ich in einem Film bis jetzt gesehen habe: Calvins Eltern (Annette Benning und Antonio Banderas) leben in einem unbeschreiblich tollen Haus… versteckt hinter einem riesigen Garten und äußerst rustikal, aber sehr warm gehalten. Und das Beste: Es hat einen Pool (plus Wasserrutsche auf dem Dach) und ein verdammt cooles Baumhaus. Sorry, das musste jetzt mal sein… aber an dieses Haus werde ich mich noch vor allen anderen Sachen in „Ruby Sparks“ erinnern… was jetzt vielleicht zu negativ klingt, aber es ist so.

Wertung: 7 von 10 Punkten (ich werde dann jetzt auch mal anfangen, mir eine Freundin zu schreiben!!!)

4 Kommentare leave one →
  1. 5. September 2014 20:42

    😀 Warum hat mir nie jemand gesagt, dass es so einfach ist? Wobei, umso besser für deinen Blog, dass es nicht so ist. Denn diese Methode macht doch alle zukünftigen Filme, in denen nach der großen Liebe gesucht wird, überflüssig! Und damit würde doch ein ganzes Genre fehlen. Okay, mir jetzt nicht, aber Filmexperten und Romantikfans zumindest. 😉

    • donpozuelo permalink*
      7. September 2014 20:59

      Auf jeden Fall… mir würden Romantik-Filme hin und wieder schon fehlen 😀 braucht man ab und zu auch mal 😉

  2. olivesunshine91 permalink
    20. September 2014 21:39

    Ich glaube, ich würde mir den Film allein schon wegen Paul Dano angucken 😀 Die Idee dahinter scheint auf jeden Fall interessant zu sein!

    • donpozuelo permalink*
      21. September 2014 22:08

      Die Idee ist gut, aber nicht ganz so umgesetzt, wie ich sie gern gesehen hätte. Aber frau kann sich den auch allein schon wegen Paul Dano in Ruhe anschauen 😉

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