Zum Inhalt springen

Night Owls with Jack Delroy

3. Juni 2024

Es passiert nicht mehr so häufig, dass ich mich selbst so sehr auf einen Film hype, der im Vorfeld selbst gar nicht so viel Publicity bekommen hat. Aber als schon der erste Teaser zu „LATE NIGHT WITH THE DEVIL“ rauskam, war ich gebannt. Dann kamen die Poster, wo David Dastmalchians Kopf durch eine Flamme ersetzt wurde (was jetzt ziemlich lahm klingt, wenn ich es so sage, aber guckt euch das Poster an: Es ist cool!)… und ich war richtig gespannt darauf, was dieser Film wohl sein würde. Jetzt habe ich ihn gesehen und kann euch sagen, es ist der beste Found Footage Film, den ihr dieses Jahr sehen werdet und möglicherweise auch der beste Horror-Film des Jahres.

In den 70er Jahren versucht Jack Delroy (Dastmalchian) sich einen Platz im Late Night Dschungel des US-Fernsehens zu erkämpfen. Seine Sendung „Night Owls with Jack Delroy“ wird auch gerne geguckt, aber er steht immer an zweiter Stelle – und kommt nie an einen Johnny Carson heran. Als seine Frau Madeleine (Georgina Haig) an Krebs stirbt, zieht sich Jack aus dem Business zurück – nur um dann unerwartet 1977 wieder aufzutauchen. Pünktlich zu Halloween will er eine Live-Show machen, zu der er unter anderem auch die Parapsychologin June Ross-Mitchell (Laura Gordon) eingeladen hat, die mit der jungen Lily (Ingrid Torelli) erscheint, die angeblich vom Teufel oder einem Dämon besessen ist.

Was „Late Night with the Devil“ ausmacht, ist die Tatsache, dass es sich wirklich anfühlt, als würde man eine Dokumentation im Fernsehen schauen: Die Regisseure und Autoren des Films Colin und Cameron Cairnes liefern uns Fernsehen fürs Kino – erst wird in einer kleiner Doku das Phänomen Jack Delroy erklärt, welche Hollywood-Verbindungen er hatte, wie er zu seinem Ruhm kam. Das wirkt wie so ein Gossip-Stück aus jeder x-beliebigen Promi-Sendung. Anschließend zeigt man uns exklusiv das Material der damaligen Live-Show und einiges, vorher nie gesehenes Behind-the-Scenes-Material. Dadurch verläuft „Late Night with the Devil“ in Real-Zeit – länger als eine Stunde und zwanzig Minuten ist der Film nicht, aber damit genau perfekt. Wir haben die Werbepausen, die dann gefühlt werden mit dem BTS-Material und wir sehen die eigentliche Show. Der Film wird durch nichts mehr ausgeschmückt, es ist einfach nur diese eine Episode Late Night TV.

Das inszenieren die Cairnes-Brüder dann auch so, wie man es gewohnt ist: Erst gibt es den Monolog mit Jacks Sidekick Gus (Rhys Auteri), dann erste Gäste, bis dann June auftritt. „Late Night with the Devil“ fühlt sich dabei absolut authentisch an. Wer jemals auch nur eine Talkshow gesehen hat, wird hier alles wiederfinden. Man hat das Gefühl, das hätte so früher im Fernsehen laufen können – und wie cool wäre es gewesen, wenn das wirklich so gelaufen wäre? Das hätte vermutlich ähnliche Auswirkungen gehabt, wie einst Orson Welles Radio-Show zu „Krieg der Welten“, was bei einigen Hörern wirklich für Panik gesorgt hat. Allein diese Liebe fürs Detail macht einfach Spaß: Das Studio-Publikum, das involviert wird; die Band, die spielt; der Sidekick, der alle anfeuert, aber im Verlauf der Show auch nervöser wird; die Gäste – es passt einfach.

David Dastmalchian muss man hier dann noch besonders hervorheben. Gefühlt ist er ja immer nur der ewige Nebendarsteller, hier ist er mal im Mittelpunkt und er trägt diesen Film mit einer absoluten Leichtigkeit. Er versprüht einen Charme, hat den Humor – da denkt man sich: Ja, mit ihm würde ich mir eine Talk-Show sofort anschauen. Wie sein Jack Delroy hier gekonnt aufgebaut wird – vor allem durch das kleine Gossip-Intro bleiben ein paar Fragen, die während der Show immer wieder aufgegriffen, aber nie so richtig erklärt werden. Delroy ist ein Sympath, der hier aber auch mit einem Geheimnis vor der Kamera steht, dass man nicht so ganz greifen kann.

Dann kommt zu all dem der Horror-Aspekt: Ein Medium, das zu Beginn der Show auftritt, bereitet uns schon darauf vor, dass hier irgendwas nicht stimmt. Später kommt ein Skeptiker dazu, der (a la Scully) versucht, alles rational zu erklären… und dann treten June, Lily und ihr Dämon auf. „Late Night with the Devil“ baut das alles geschickt aufeinander auf, erzeugt dadurch eine unglaublich gute Spannung und liefert uns dann auch ein paar herrlich eklige Schockmomente, die dann wiederum dadurch punkten, dass hier mit praktischen Effekten gearbeitet wird.

„Late Night with the Devil“ ist einfach so liebevoll und detailverliebt inszeniert. Der Cast ist super und die Story wird nie langweilig oder zieht sich. Die Cairnes-Brüder haben das richtige Timing und liefern ein packendes Stück gefälschter Kinogeschichte mit wunderbarem Horror-Aspekt ab.

Wertung: 9 von 10 Punkten (dieser Film verdient mehr Hype!!!!)

4 Kommentare leave one →
  1. 3. Juni 2024 14:10

    Oh ja, der war eine angenehme Überraschung. Hat mir auch extrem Spaß gemacht.

    • donpozuelo permalink*
      4. Juni 2024 09:51

      Den Film hype ich schon seit den ersten Bildern und war echt froh, dass er dann auch wirklich so gut war. Gerne mehr von sowas

  2. 7. Juni 2024 15:38

    Oh, klingt nach einem Film wie für mich geschaffen…

    • donpozuelo permalink*
      7. Juni 2024 20:45

      Unbedingt gucken. Echt ein toller Film

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..