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DFST 6: Auf nach Südamerika!

30. April 2022

Nach der Reise in den Wald mit Bambi hieß es bei den Walt-Disney-Studios 1942 erstmal: „Wir machen einen Betriebsausflug!“… der sollte dann dazu dienen, neue Inspirationen zu finden. Aber Disney wäre nicht Disney, wenn aus so einem Ausflug nicht auch gleich noch ein Film gemacht werden würde. So entstand ein Disney-Film, den ich jetzt tatsächlich zum allerersten Mal in meinem Leben überhaupt gesehen habe: „SALUDOS AMIGOS“ (oder wie er im Deutschen auch heißt: Drei Caballeros im Sambafieber“). Damit startete bei Disney damals eine kleine Reihe von Anthologie-Filmen, in denen wir mehrere Kurzfilme thematisch aneinander gereiht bekommen.

„Saludos Amigos“ entführt uns nach Südamerika, wo Donald die Anden rund um den Titicaca-See erforscht, Baby-Flugzeug Pedro eine gefährliche Mission erlebt, Cowboy Goofy erfährt, was es bedeutet, ein Gaucho in Argentinien zu sein und zum ersten Mal der Papagei José Carioca auftaucht, der uns das Sambatanzen beibringt. Gepaart wird das mit ein paar dokumentarischen Realbildern der Disney-Zeichner und Autoren, die sich Südamerika anschauen.

„Saludos Amigos“ ist, mehr als seine Vorgänger, wirklich ein spannendes Zeitzeugnis. Zum einen natürlich wegen der wirklich interessanten Aufnahmen aus den 40er Jahren aus Südamerika. Diese Bilder dürften damals wahrscheinlich so den ein oder anderen Zuschauer in den USA überrascht haben. Wenn ich mir vorstelle, was so deren Weltbild von anderen Gesellschaften zu dieser Zeit gewesen ist, haben die wahrscheinlich gedacht, in Latein-Amerika gibt es nur „Wilde“. Hier jetzt die unterschiedlichen Kulturen zu sehen und vor allem auch den Kontrast zu der indigenen Bevölkerung und der stark wachsenden Städten, die sich mit ihren Hochhäusern, Cafés und Restaurants vor nichts „amerikanischem“ verstecken müssen. Das dürfte sicherlich ein interessanter Kulturschock gewesen sein.

Zum anderen ist „Saludos Amigos“ tatsächlich Teil der sogenannten „Good Neighbor Policy“ gewesen. Weil viele südamerikanische Staaten Verbindungen zu Deutschland und den Nazis hatten, wollten sich die USA als gute Nachbarn zeigen und so auch verhindern, dass die Nazis in Südamerika Fuß fassen. Und wer könnte besser dafür werben als Goofy und Donald Duck?

Wie sinnig oder unsinnig so ein Film im Rahmen dieser politischen Pläne ist, sei mal dahin gestellt, aber es sind natürlich gute Plattformen, um Botschaften zu übermitteln? Und wenn Donald schon gegen Hitler kämpfte, könnte er doch jetzt auch versuchen, Lateinamerika besser zu verstehen und auf die Seite der Guten bringen. So zelebriert Donald dann die Kultur der Inkas, quält sich auf lustige Weise mit Lamas und klettert durch die Anden. Oder Goofy wird eben Gaucho und zeigt auf, dass sich die von den amerikanischen Cowboys ja doch nicht so sehr unterscheiden. Wir sind halt doch einfach eine große Familie und das versucht dieser Film zu zelebrieren.

Mit knapp 40 Minuten ist „Saludos Amigos“ ein kurzes, aber doch sehenswertes Vergnügen. Die vier Kurzfilme sind bunt und lustig, klassische kleine Disney-Geschichten, die vor allem durch die vielen Unfälle eines Donald Ducks und eines Goofys bestens unterhalten. Das Ganze ist jetzt allerdings auch kein Must-See… und ich muss gestehen, dass ich die dokumentarischen Farbbilder aus Lateinamerika, die jede der vier Geschichten einrahmen, fast spannender fand. Weil die wie ein Zeitfenster einen spannenden Blick zurück gewähren.

Wertung: 7 von 10 Punkten (unterhaltsame Südamerika-Anthologie von Disney)

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