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Von Zweifeln gelenkt

24. Juni 2024

2015 kam „Alles steht Kopf“ in die Kinos und avancierte sich zu einem absoluten Hit. Ich glaube, wenn man mir die Pistole an die Brust halten würde, würde ich sogar sagen, das ist mein Lieblingsfilm von Pixar. Das Konzept, die Emotionen im Kopf eines kleinen Mädchens zum Leben zu erwecken, war fantastisch. Die Art und Weise, wie Pete Docter und sein Team dieser Idee Leben einhauchten und wie sehr man sich doch selbst in all dem wiederfand, war fantastisch. Die Moral, dass Freude allein nicht ausreicht, dass es auch Trauer braucht, um daraus dann Freude zu erlangen, war fantastisch und einfach echt schön. Als es nun vor einiger Zeit hieß, es würde eine Fortsetzung in die Kinos kommen, war ich skeptisch und gespannt zugleich, schließlich kann man aus diesem emotionalen Konzept durchaus mehr machen. Teil 1 hatte es ja schon mit Pubertätsalarm-Signal angedeutet… und genau dieses Signal beginnt nun in „ALLES STEHT KOPF 2“ zu leuchten.

Riley ist dreizehn… und jetzt offiziell ein Teenager. Und die Pubertät sorgt dafür, dass ihre Emotionen Freude, Kummer, Wut, Ekel und Angst ordentlich was zu tun bekommen – vor allem, als neue Gefühle auftauchen: Zweifel, Neid, Ennui (Langeweile) und Peinlich. Als Riley bei einem Trip zu einem Eishockey-Trainingscamp erfährt, dass ihre besten Freundinnen bald eine andere Schule besuchen werden und sie dort vor Ort auf ihr Idol Valentina Ortiz trifft, übernimmt Zweifel die Steuerung und jagt Freude und Co. zum Teufel. Angetrieben von ihren Zweifeln muss Riley nun das Wochenende überstehen, während Freude und Co. versuchen, ihr Selbstbild wieder zu flicken.

Wie schon erwähnt, „Alles steht Kopf 2“ bietet sich einfach wunderbar an und Regisseur Kelsey Mann, der jetzt Pete Docter ersetzt, liefert ab. Mit dem Heranwachsen tauchen neue Gefühle auf und die werden sehr schön mit Zweifel (eigentlich „anxiety“ und deswegen eher mit Angst zu übersetzen) und ihren neuen Kollegen umgesetzt. Es ist dabei einmal mehr beeindruckend, wie klug die Macher des Films diese ganzen psychologischen Konzepte von Selbstwertgefühlen, Selbstbild, Ängsten und Sorgen filmisch umsetzen, so dass es Kinder unterhält, aber auch Erwachsenen Spaß macht. Gerade Erwachsene werden sich in diesem Film vermutlich noch viel mehr wiedererkennen als schon im ersten Teil. Die Pubertät ist nun einmal eine schwierige Phase, ein Gefühlschaos – und genau das bekommen wir hier auch.

Die neuen Emotionen, die das Ruder übernehmen, funktionieren köstlich und machen sehr viel Spaß. Sie lösen aber nicht einfach die Alten ab. Die bekommen ihr eigenes kleines Abenteuer, bei dem nun auch Wut, Ekel und Angst eine größere Rolle einnehmen dürfen als das noch im ersten Teil der Fall gewesen ist. Im Gegensatz zum ersten Teil aber (und Achtung, jetzt kommt Meckern auf äußerst hohem Niveau) ist „Alles steht Kopf 2“ bei der Reise, das weggeworfene Selbstbild von Riley zu retten, nicht so kreativ. Das wird aber wiederum mehr dadurch aufgefangen, dass wir in Teil 2 mehr davon sehen, wie Rileys Ängste und Zweifel ihr tatsächliches Leben beeinflussen, wie sie ihre alten Freunde ausgrenzt, sich neuen Freunden anbiedert, sich verausgabt, um die Beste zu sein. Solche Dinge eben. Das gibt dem Film zusätzlich mehr noch eine menschliche Ebene, die jetzt viel stärker das Emotionale mit der Realität verknüpft – das hat wiederum im ersten Teil etwas „gefehlt“, weil wir da die Innenwelt von Rileys Gehirn (inklusive abstraktem Denken, der Traumfabrik und dem Unterbewusstsein und noch vielen anderen Dingen“ erforscht haben). Natürlich hätte man in Teil 2 auch wieder mehr so abstraktes, verrücktes Zeug bringen können, aber es hätte vermutlich nicht reingepasst.

Was ich damit sagen will: „Alles steht Kopf 2“ macht als Fortsetzung eigentlich alles richtig, bedient das, was wir vom ersten Teil her kennen und erweitert es auf eine coole und schlaue Art und Weise. Die Figuren sind so herzlich und verrückt, wie wir sie kennen, haben aber natürlich auch viel vom ersten Teil dazugelernt. Gleichzeitig haben wir eine neue wilde Truppe, die auch gut funktioniert (und wo es einen wunderbaren Gag zum Thema Nostalgie gibt, den ich hier nicht vorweg nehmen möchte).

Was tatsächlich in der Originalversion schade ist, ist die Tatsache, dass Bill Hader als Angst und Mindy Kaling als Ekel ausgetauscht wurden durch Tony Hale und Liza Lapira (und all das wohl wegen Gehaltsverhandlungen). Das fällt natürlich etwas auf, ist aber zu verkraften (ich glaube, in der deutschen Synchro sind alle Sprecher vom ersten Teil wieder am Start).

Davon aber mal abgesehen ist „Alles steht Kopf 2“ wirklich wieder ein toller, toller Film geworden, der sehr lustig ist, der sehr klug beobachtet, schöne Bilder für abstrakte psychologische Konstrukte finden, sich vor den ernsten Themen nicht scheut und einen auch wirklich wieder zum Weinen bringen kann. So sollten Fortsetzungen sein… und ich bin gespannt, wie es wohl mit „Alles steht Kopf 3“ dann weitergehen wird (Teil 2 ist gerade richtig erfolgreich, da wird mit Sicherheit ein dritter Teil folgen).

Wertung: 9 von 10 Punkten (schöne Fortsetzung, die logisch da weitermacht, wo Teil 1 aufhörte)

One Comment leave one →
  1. 24. Juni 2024 07:47

    Das klingt famos! Möchte den Film auch unbedingt noch mit der Family im Kino sehen. Dieses Wochenende wird es leider nichts und ich hoffe, dass er noch ein wenig läuft.

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