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Die wahren X-Men

19. Juni 2024

Eigentlich wollte ich nur die neue Marvel-Serie „X-Men ‘97“ gucken, weil die gerade überall so gefeiert wird, aber schon in Folge 1 wurde mir klar: „Mir fehlt doch einiges an Vorwissen für die Serie“. Also dachte ich mir, ich schaue mir das Original „X-MEN: THE ANIMATED SERIES“ aus den 90er Jahren einfach nochmal an, da die neue Serie jetzt auch eine direkte Fortsetzung dazu ist. Ich habe zwar einiges der alten Serie damals im Samstag-Vormittag-Programm gesehen, aber längst nicht alles. Erstaunlicherweise bin ich dann echt schnell in der Nostalgie der alten X-Men versunken und war umso begeisterter, als mir klar wurde, dass die Zeichentrick-Serie und ihre fünf Staffeln eigentlich die beste X-Men-Verfilmung ist, die es gibt.

Es fängt an mit der jungen Jubilee, die von ihren Adoptiveltern wegläuft, weil sie eine Mutantin ist, ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten (in ihrem Fall verschießt sie schönes Feuerwerk). So trifft sie dann auf die X-Men von Professor Charles Xavier: Cyclops, Jean Grey, Beast, Rogue, Gambit, Wolverine, Storm und Morph. Gemeinsam mit denen erleben wir dann alle möglichen Abenteuer.

1991 wurden die X-Men im Comic-Bereich etwas anders aufgestellt, bekamen durch Jim Lee einen neuen Anstrich und machten die Mutanten mainstreamiger. Das nutzte man dann ein Jahr später, um die Zeichentrick-Serie zu starten, weswegen Comic und Serie sehr gut Hand in Hand gehen. Man wollte mit der Serie der Vorlage gerecht werden und macht dann einfach mal die beste X-Men-Adaption draus, die man sich nur vorstellen kann. Versteht mich nicht falsch: Ich mag die Live-Action-Filme, ich mag auch beide Teams, die uns da vorgestellt wurden. Aber am Ende machen die da ja doch sehr ihr eigenes Ding draus (was vollkommen legitim ist).

„X-Men: The Animated Series“ ist dagegen der lebendig gewordene Comic. Das merkt man allein schon an den Figuren. Die sind wie in den Comics. Wolverine bekommt seine Weapon X Vorgeschichte; wir erfahren, warum Rogue so viel krasser ist als in den Filmen und was das alles auch mit Captain Marvel zu tun hat. Die Dreiecksbeziehung zwischen Jean, Scott und Logan ist viel stimmiger und nicht nur ein bloßes Blockbuster-Gimmick wie in den Filmen. Charles Xaviers Rolle wird gut ausgebaut und auch hier erfahren wir ein bisschen mehr über seine komplizierten Familien-Verhältnisse und dass er ja zum Beispiel der Bruder (Stiefbruder) von Juggernaut ist. Alle Figuren bekommen Tiefgang, gerade in Staffel 2 geht man emotional auch besser auf Figuren wie Beast, Gambit oder Storm ein – und macht sie dadurch alle sehr viel greifbarer. Dabei werden auch erwachsenere Themen wie Glauben, Einsamkeit, Vertreibung und Hass aufgegriffen – halt die Sachen, die X-Men schon immer auch sehr viel greifbarer gemacht haben als manch andere Superhelden. Es sind Dinge, die man besser auf sich projizieren kann.

Gleichzeitig präsentiert uns „X-Men: The Animated Series“ auch die perfekte Schurken-Galerie. Natürlich gibt es Magneto, dessen Freundschaft zu Charles und deren unterschiedliche Sichtweisen auf Menschen und Mutanten deutlich gemacht wird. Apocalypse wird einer der Hauptschurken in der Serie, aber auch Mr. Sinister oder der Shadow King oder die Sentinels und Bolivar Trask. Wenn man noch nie die Comics gelesen und es auch nicht vorhat, dann reichen diese 5 Staffeln, diese 76 Folgen komplett aus – um wirklich alles über die X-Men zu erfahren.

Vor allem werden sehr viele klassische Handlungsstränge aus den Comics übernommen: „Days of Future Past“ bekommt seine intensive Doppelfolge, aber vor allem sticht natürlich die komplette Phoenix – und Dark Phoenix-Saga hervor, in der sich die Serie sehr genau an die Vorlage hält. Etwas, was beide Live-Action-Versuche nicht geschafft haben.

Die animierte Serie ist zwar mit heutigen Standards nicht so gut gealtert – gerade wegen dem Look, aber erzählerisch ist es immer noch der Goldstandard. Der allerdings auch nur bis zum Ende von Staffel 4 anhält. Staffel 5 wurde später noch nachgeschoben, aber mit weniger Budget, was man schon sehr stark merkt. Trotzdem kann ich „X-Men: The Animated Series“ wirklich nur wärmstens empfehlen.

Wertung: 9 von 10 Punkten (X-Men, wie sie in den Comics wirklich sind)

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