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Random Sunday #105: The Dark Tower 4.5 – The Wind through the Keyhole

19. März 2023

Als ich meine Liste für die 23 Bücher für 2023 aufgestellt habe, hatte ich eigentlich gesagt, ich würde Band 8 von „The Dark Tower“ nicht mit reinnehmen. Schließlich hatte Stephen King den Roman lange nach dem Finale der Reihe veröffentlicht und nur so als Zwischenstück zwischen Band 4 und Band 5 angesehen – also ist „THE WIND THROUGH THE KEYHOLE“ nicht wirklich Band 8, sondern eben Band 4.5. Aber natürlich konnte ich mich nicht an meine eigene Vorgabe halten… wenn es dazu gehört, dann muss es auch gelesen werden. Da bin ich ein Vervollständigungsfanatiker und hätte mich ewig geärgert, wenn ich dieses Buch nicht gelesen hätte. Nur habe ich jetzt ein interessantes Problem: Ich habe mich trotzdem geärgert, WEIL ich es gelesen habe.

Nachdem Roland und sein ka-tet aus Eddie, Susannah, Jake und Oy am Ende von „Wizard and Glass“ den Fängen von Rolands Geschichte über Susan Delgado und anschließend den Klauen von Randall Flagg a.k.a. Marten Broadcloak a.k.a. der Mann in Schwarz entkommen sind, geht ihre Reise weiter. Leider werden sie von einem gefährlichem Sturm überrascht und können sich gerade noch so in einem verlassenen Dorf in Sicherheit bringen. Um die Zeit zu überbrücken, macht Roland, was er seit Band 4 am besten kann: Er erzählt uns eine Geschichte über seine Vergangenheit: Damals sollte er im Auftrag seines Vaters mehrere Morde in einem kleinen Dorf aufklären – angeblich würde hier ein Formwandler, ein Skin-Man, für Chaos sorgen. Gemeinsam mit Jamie De Curry macht sich der junge Roland also auf den Weg.

Ich habe Stephen King schon bei meiner Review zu Band 4 als den Meister der Ausschweifungen bezeichnet. Schließlich führt „Wizard and Glass“ die Geschichte um die Reise zum Dunklen Turm nicht wirklich weiter. Wir pausieren mal wieder kurz, um eine 600 Seiten lange Füller-Episode geliefert zu bekommen, die kaum wirklich viel Mehrwert bringt. Das Schlimme an „The Wind through the Keyhole“ ist: Es ist das Gleiche noch einmal – nur noch auf eine merkwürdigere Art und Weise. Denn in dem Buch spielt irgendwann niemand mehr eine Rolle, den wir kennen. Aber brechen wir das mal auseinander:

Die Rahmenhandlung befasst sich noch mit unserem ka-tet, schafft es aber nicht wirklich, uns mehr über die Figuren näherzubringen. Es ist wirklich nur ein simpler Rahmen für ein paar Ausflüge in die Welt von Mid-World. Das Interessante ist, dass der Roman wie eine Zwiebel aufgebaut ist. Die ka-tet-Sturm-Story umhüllt den Rückblick auf Roland – und überraschenderweise fand ich die Story eigentlich ganz nett. Es war zwar wieder ein bisschen sehr wie seine Reise nach Hambry in Band 4. Wieder einmal schwelgt King in seinem Western-Setting, kommt aber schneller zum Punkt und erschwert uns das Lesen nicht mit zu vielen Charakteren. Letztendlich ist die Skin-Man-Episode halt wirklich als solche gedacht: Eine Episode aus dem Leben der Menschen von Mid-World, eine Episode aus dem Leben eines Gunslingers, der wie ein FBI-Agent den örtlichen Behörden bei besonders schweren Fällen helfen muss. Theoretisch hätte sich sowas als witzige Kurzgeschichten-Sammlung ja durchaus angeboten: „Die Abenteuer des jungen Roland von Gilead“

So hätte man die Welt von „The Dark Tower“ nebenher immer noch weiter ausbauen können, uns auch die einzelnen Gunslinger rund um Roland näher erläutern können und Mid-World so noch mehr Flair geben können. Aber es geht hier nur um eine Roland-Kurzgeschichte, die – wie gesagt – gut anfängt… wir dürfen nur die Zwiebel-Metapher nicht vergessen: Denn unter der Skin-Man-Geschichte wartet noch eine weitere: nämlich die tatsächliche „The Wind through the Keyhole“-Story. Ein altes Märchen, das Roland von seiner Mutter vorgelesen bekam und welches er nun in seiner Story um den Skin-Man einem verängstigten Jungen erzählt: also die Story in der Story in der Story – King goes Inception.

Das Märchen rund um den Junge Tim Ross, dessen Vater stirbt und dessen Mutter ein brutalen, ehemaligen Freund ihres Mannes heiratet, ist leider nicht sonderlich gut. Der Junge begegnet einem Typen namens Covenant Man, der ihn auf ein paar Dinge aufmerksam macht und ihn somit quasi auf eine kleine Reise schickt, um den wahren Mörder seines Vaters zu finden. Dabei gibt es dann viele kleine Reise-Momente, in denen King sich Fantasy-mäßig ein bisschen mehr austobt: Tim begegnet Feen, Drachen, Sumpf-Menschen und und und…

Das ist alles irgendwie ganz nett, aber auch ziemlich langweilig. Dieser Covenant Man ist noch das Spannendste an dem ganzen Märchen, der Rest schleppt sich recht generisch von einem „Monster“ zum nächsten größeren Abenteuer von Tim. Da gibt es keinerlei Entwicklung, keinerlei Figuren, denen Tim über den Weg läuft, die einen jucken würden. Ich hatte so ein bisschen das Gefühl, King hatte eine Idee für eine Fantasy-Story, aber keinen Plan, wie er das größer ausbauen könnte – also hat er es als Mid-World-Geschichte getarnt, das Ganze in einer Roland-Geschichte verpackt und gehofft, die Leute würden es feiern. Vielleicht hätte sich King damals mit George R.R. Martin absprechen sollen. Der ist ja ein Meister, wenn es darum geht, seine Hauptstory durch zig andere Sachen auszuschmücken.

Ich weiß nicht, wie Band 8 bzw. Band 4.5 bei den Fans allgemein angekommen ist. Für mich ist es wirklich komplett überflüssig gewesen. Vor allem wenn man es wirklich direkt nach Band 4 liest… da bekommt man die volle Dröhnung Ausschweifungen, hat dann schon zwei Bücher gelesen, ohne dem Dunklen Turm auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein.

Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich wird das jetzt mit Band 5 endlich mal besser…

5 Kommentare leave one →
  1. 2. April 2023 11:01

    Danke, dass du das gelesen hast und ich es nicht mehr lesen muss XD
    Ich habe mich damals um Band 4 rum dagegen entschieden den zu lesen, weil ich gerade so unzufrieden mit der Reihe war. (Eben bedingt durch Band 4)
    Allerdings hatte ich auch die Meinung eines Kumpels, der die Reihe vor Jahren gelesen – inkl. 4.5 und sich Zitat: „an absolut nichts aus dem Roman erinnern kann, also kann es nicht wichtig gewesen sein“
    …tja, das habe ich dann so übernommen. Aber ein Rest Zweifel bleibt ja doch, ob man nicht irgendwas daran interessant gefunden hätte oder es vielleicht einen interessanten Blickwinkel eröffnet hätte. Von daher bin ich doch ganz froh, dass du spoilerfrei erklären konntest, was denn eigentlich Inhalt des Buches ist. Danke für dein Opfer! 😉

    • donpozuelo permalink*
      4. April 2023 06:35

      Gerne doch 😅🙈 diesen Band kann man wirklich vernachlässigen. Ich meine, der ist schon nachträglich eingeschoben, dadurch kann ja nichts weltbewegendes passieren.

  2. 2. April 2023 11:03

    Ich fange übrigens diese Woche mit dem letzten Band an … das dauert dann einen Monat mindestens bis ich fertig bin. Ein bisschen Kalkül ist das schon .. ich habe die Hoffnung, dann irgendwann fertig zu sein, wenn du auch fertig bist XD Das nenne ich dann wohl eine aufgezwungene Leserunde – also ich dir aufgezwungen … ich weiß du hast nicht darum gebeten, es tut mir auch ein bisschen leid…aber ich weiß ja auch nicht, wo ich dir außer auf Insta die Eindrücke und Hilfegesuche lassen sollte. XD

    • donpozuelo permalink*
      4. April 2023 06:37

      😅😅😅

      Sehr cool. Ich lese jetzt gerade Band 6 an. Also vielleicht schaffen wir es am Ende halbwegs gemeinsam… sobald ich auch mit dem letzten Band anfange, melde ich mich bei Insta bei dir… dann leiden wir das gemeinsam durch 😅

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