Die Bumblebee-Strumpfhose und das Sterben
Nachdem ich zu Weihnachten mit „Last Christmas“ eine Emilia Clarke fernab ihrer Daenerys Targaryen kennen und schätzen gelernt habe, wollte ich unbedingt mehr von ihr sehen. Also ging ich mal ihre Filmografie durch. Doch da ist nur noch ein weiterer romantischer Film mit ihr zu finden (ansonsten hat sich Clarke in anderen Genres ausprobiert)… also kam es dazu, dass ich mir dann eben „ME BEFORE YOU“, oder wie er bei uns heißt: „EIN GANZES HALBES JAHR“, anschaute… ein Film, der nichts halbes und nichts ganzes ist, leider.
Louisa Clark (Clarke) braucht schnell einen neuen Job, um auch ihrer Familie finanziell ein wenig unter die Arme greifen zu können. Also nimmt sie, obwohl sie keinerlei Erfahrung damit hat, eine Stelle als Pflegehelferin bei der reichen Familie Traynor an. Deren 31-jähriger Sohn Will (Sam Claflin) sitzt seit einem Unfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Anfangs kommen er und Louisa überhaupt nicht klar miteinander, doch so nach und nach öffnet sich der grimmige Will seiner lebensfrohen Pflegerin, bis die ein dunkles Geheimnis von Will herausfindet.
Sorry, es klingt sehr bescheuert, aber ich habe es jedes Mal innerlich gefeiert, wenn Emilia Clarke in diesem Film auf Charles Dance traf, der hier den Vater von Will spielt. Ich meine, kommt schon… das ist die Reunion von Lannister und Targaryen, das Treffen, das wir in „Game of Thrones“ so nie hatten. Dazu kommt dann noch, dass Neville Longbottom (Matthew Lewis) den eigentlichen Freund von Louisa spielt, womit für GoT- und Potter-Fans eigentlich schon feststeht, dass man diesen Film wenigstens einmal gesehen haben muss.
Aber Spaß beiseite… „Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein netter Film, bei dem ich mir aber tatsächlich gewünscht hätte, er wäre intensiver gewesen. Das „Problem“ ist einfach, dass der Film nicht so ganz weiß, was er jetzt sein möchte. Als Screwball-Komödie funktioniert das Ganze nicht, weil Will und Louisa letztendlich zu schnell gute Freunde werden. Wenn man rein komödiantisch gedacht hätte, hätte das Hin und Her zwischen den Beiden länger sein müssen: er der grummelige Typ, der sie nicht haben will; sie, die ihn auch nicht haben will, aber das Geld braucht. Allein daraus hätte man viel machen können – zumal Sam Claflin und Emilia Clarke eine gute Chemie haben. Und ich wiederhole an dieser Stelle, was ich damals schon bei „Last Christmas“ gesagt habe: Emilia Clarke passt gut in solche RomCom-Rollen und ich hätte nichts dagegen, mehr davon zu sehen.
Doch in „Ein ganzes halbes Jahr“ geht es ja nicht nur um Lustiges und Liebe, sondern der Film möchte auch Wills Lähmung thematisieren und wie er damit umgeht. Dabei gab es wohl damals als der Film erschien sehr viel Kritik, weil Will letztendlich nur einen einzigen Ausweg sieht… egal, wie sehr Louisa sich auch anstrengt. Und das würde Menschen mit Querschnittslähmungen zu sehr als Belastung für ihre Umgebung darstellen. Was der Film gar nicht so macht, wie ich finde… denn letztendlich ist es Will selbst, der sich als Belastung für andere sieht, der verbissen seinem alten Leben nachtrauert… und das ist sicherlich auch etwas, was sich so im wahren Leben wiederfinden lässt. Das Thema selbst ist natürlich schon schwer zu händeln und „Ein ganzes halbes Jahr“ versucht es auf die romantisch-komödiantische Art und Weise, aber auch hier fehlt so der emotionale Punch.
Ich glaube, das kommt einfach daher, dass der Film recht nach Schema F verläuft und leider von Anfang so vorhersehbar ist, dass es keinerlei größere Überraschungen mehr im Film gibt. Jede einzelne Figur ist von Anfang an so eindeutig, da wird auch nicht dran gerüttelt. Gerade da und gerade bei diesem Thema hätte man mehr machen können.
Und trotzdem… gerade wegen der Chemie zwischen Clarke und Claflin ist auch „Ein ganzes halbes Jahr“ gut wegzugucken, ohne dass man sich dabei tierisch langweilt (es sei denn, man steht allgemein nicht auf solche „tear jerker“). Nur verlässt sich der Film zu sehr auf diese Chemie und bringt nichts Eigenständiges dazu, wodurch der Film letztendlich nicht die Wirkung erzielt, die er hätte erzielen können.
Wertung: 6 von 10 Punkten (Emilia Clarke und Sam Claflin retten diesen Film gerade so)