Seine dunklen Materialien
Letztes Jahr habe ich zum ersten (aber definitiv nicht zum letzten) Mal Philip Pullmans „His Dark Materials“ gelesen – und bin dieser faszinierenden Welt sofort verfallen. Ich kann die Bücher wirklich nur wärmstens empfehlen. Jetzt habe ich mich endlich mal an die Verfilmung gewagt – allerdings nicht den Film von 2006 (obwohl ich den demnächst auch mal schauen will), sondern die von der BBC und HBO produzierten Serie „HIS DARK MATERIALS“, die tatsächlich nur drei Staffeln lang ist und es in dieser Zeit auch wirklich schafft, den Büchern von Pullman auf wunderbare Art und Weise gerecht zu werden. Was ich kaum für möglich gehalten hätte… zumal die Bücher ja sehr wilde Schlenker machen und anfangs wie ein normales Jugend-Abenteuer wirken, nur um dann zu einem gigantischen religiös angehauchten Kriegsspektakel zu werden.
Im Mittelpunkt von „His Dark Materials“ stehen die junge Lyra (Dafne Keen) und ihr Daemon Pan (in der Welt von „His Dark Materials“ manifestiert sich so etwas wie die Seele des Menschen als Tier-Compagnon). Lyra lernt eines Tages, dass ihr Onkel Lord Asriel (James McAvoy) hoch im Norden auf etwas Faszinierendes gestoßen ist, das in Verbindung mit „Dust“ steht – einer geheimnisvollen Substanz, deren Existenz vor allem vom Magisterium vertuscht werden soll. Was Lyra zu diesem Zeitpunkt aber auch noch nicht weiß: Ihr Schicksal ist mit einer Prophezeiung verknüpft, die sie schon bald in den Mittelpunkt des Geschehens stürzt.
Sorry, das ist ganz schlecht und ganz, ganz kurz zusammengefasst, womit das Ganze irgendwie startet. Es ist einfach eine gigantische, epische Story, in der es riesige Kampf-Bären mit Rüstungen gibt, Hexen, Engel und was man sich sonst noch so für ein Fantasy-Abenteuer vorstellen kann, in dem es auch noch um das Thema Multiverse geht. Und hier kommen wir zu einem spannenden Punkt, der in den Büchern erst im zweiten Band wirklich zutage kommt: Will (Amir Wilson), eine Junge aus unserer Dimension, der in Lyras Welt gezogen wird. Die Serie beginnt das schon in der ersten Staffel, macht das aber ziemlich gute Art und Weise. Es wird so zwar der große Plottwist aus den Büchern vorweggenommen, aber es stört nicht – im Gegenteil, es regt noch mehr dazu an, die Serie verfolgen zu wollen, um zu sehen, was noch alles passiert.
Und es ist eine Menge, die in drei Staffeln passiert. Das war auf jeden Fall eine mutige Entscheidung, aber eine, die sich ausgezahlt hat. Die Story ist etwas komprimierter als man es aus den Büchern kennt, dafür sind aber wirklich alle wichtigen Etappen, alle wichtigen Charakter-Momente enthalten – und das ohne, dass es sich wie ein bloßes Ablaufen der einzelnen Handlungselemente anfühlt (so wie ich es leider aktuell ein bisschen bei „The Last of Us“ habe). Das Tolle ist, dass sie auch wirklich der Geschichte komplett treu bleiben… was natürlich bedeutet, es wird von Staffel zu Staffel immer etwas unglaublicher, bis wir dann in Staffel 3 halt wirklich in ganz anderen Sphären sind als noch am Anfang.
Das könnte es vielleicht auch für jemanden, der die Bücher nicht kennt, zu einem Problem werden lassen. Was sich anfangs wie ein familientaugliches Familienabenteuer anhört, wird ganz schnell so viel mehr, wird auch so viel düsterer und dramatischer. Das wird an vielen Stellen so herzzerreißend, das es kaum auszuhalten ist. Dank aber wirklich einem tollen Gefühl für diese Momente und natürlich den starken schauspielerischen Leistungen sitzen all diese Augenblicke perfekt.
Optisch ist „His Dark Materials“ wirklich ein Traum für alle Fans der Bücher. Gerade die unterschiedlichen Daemonen sind echt toll geworden und wirklich schön als eigenständige Persönlichkeiten aufgebaut. Iorek, der panserbjorne, ist fantastisch. Davor hatte ich mit am meisten Angst, dass der große Eisbär mit Rüstung nicht gut sein wird. Aber er war es… auch dieser Mix aus Steampunk und Fantasy funktioniert wirklich gut. Die Macher erschaffen sehr vielfältige Welten und lassen uns hier wirklich ein großes Abenteuer erleben.
Was die Darsteller angeht, kann man auch wirklich nicht meckern. Dafne Keen, die ich bislang nur als schweigsames Mädchen aus „Logan“ kannte, spielt hier großartig auf. Amir Wilson ist ein toller Counterpart. James McAvoy ist in seinen kurzen Auftritten als Lord Asriel wirklich eine absolute Bereicherung für die Serie und wird nur noch von der „Queen of resting bitch face“ (und ich meine das so positiv wie es nur irgendwie geht) Ruth Wilson als Marisa Coulter getoppt. Die Schauspieler leben ihre Figuren und geben da wirklich viel Schweiß und Herzblut rein.
In „His Dark Materials“ kommt einfach echt alles zusammen, um eine mehr als nur gelungene Literatur-Adaption abzuliefern. Hier und da gönnt man sich ein paar eigene Ideen, die sich aber im Rahmen der Vorlage halten. Da Pullman als Autor auch „executive producer“ der Serie gewesen ist, wurde wirklich darauf geachtet, es allen Recht zu machen. Als Fan der Bücher wird man einfach komplett abgeholt und erlebt all die tollen und tragischen Momente des Staunens, des Wunderns, des Lachens und des Weinens einmal mehr, während für Neulinge die Schwelle vielleicht verwirrend sein kann. Aber wenn man sich drauf einlässt, erwartet einen ein wundervolles Fantasy-Abenteuer.
Wertung: 10 von 10 Punkten (grandiose Verfilmung der Bücher)
Das klingt alles so fantastisch, dass ich kaum noch abwarten kann, die Serie zu schauen. Die Buch-Trilogie liebe ich ja. Werde jetzt noch warten, bis die Serie abgeschlossen auf Blu-ray verfügbar ist und dann auch reinschauen.
Mach das. Wenn du die Bücher magst, wirst du mit der Serie sehr zufrieden sein. Die haben sich wirklich sehr viel Mühe gemacht.
Mir fehlt noch Staffel 3, aber die ersten beiden fand ich großartig
Oh ja… dann wirst du auch Staffel 3 mögen. Das haben sie alles echt gut gemacht.