Random Sunday #103: The Dark Tower 3 – The Waste Lands
Mein Weg in Richtung Dunkler Turm geht fleißig weiter. Noch läuft auch alles stabil… und ich muss sagen, dass Stephen King in seiner Reihe so langsam einen besseren Pfad findet, um uns auf diese große Abenteuer-Reise mitzunehmen. Was ich damit meine? Nun ja, Band 1 war nichts mehr als ein bisschen World-Building und viel Anteasern. Band 2 war ein langer Prolog, in dem uns das ka-tet (also die Schicksalsgemeinde) von Roland dem Revolvermann vorgestellt wurde und wir Eddie und Susannah kennenlernen durften. Band 3 „THE WASTE LANDS“ greift jetzt die einzelnen Handlungsstränge aus den beiden Vorgängern auf, klärt einige Dinge auf, fügt ein paar neue Mysterien dazu und beginnt endlich mal die große Reise.
Roland und seine Gruppe wollen ihre Reise zum Dunklen Turm fortsetzen, doch der Revolvermann droht mehr und mehr dem Wahnsinn zu verfallen, weil er in einem paradoxen Situation gefangen ist. In Band 1 ließ er den Jungen Jake Chambers sterben, um den Mann in Schwarz endlich fangen zu können. In Band 2 tötet er in unserer Realität den Pychopathen Jack Mort, der später eigentlich für den Tod von Jake verantwortlich gewesen wäre, wodurch der überhaupt erst in Mid-World, der Welt von Roland, landet. Auch Jake kämpft mit diesen Erinnerungen an seinen Tod, der eigentlich nicht mehr geschehen kann. Um beiden zu helfen, muss Jake irgendwie zu Roland gelangen, um ihnen den drohenden Wahnsinn zu ersparen.
Mit „The Waste Lands“ (oder auf Deutsch einfach „tot“) vermischt Stephen King das erste Mal unsere beiden Welten mehr und baut gleichzeitig das große Mysterium um Mid-World weiter aus. Wir erfahren von den sogenannten Guardians, die Knotenpunkte kontrollieren, die wiederum mit dem Dunklen Turm verbunden sind. Irgendein katastrophales Ereignis hat Rolands Welt zerstört, doch die alte Technologie funktioniert hier und da noch… wie zum Beispiel der gigantische Roboter-Bär namens Shardik. Der ist von Parasiten zerfressen und wahnsinnig geworden, was mich die ganze Zeit extrem an „Prinzessin Mononoke“ erinnert hat und den ersten verfluchten Eber, der Prinz Ashitakas Dorf angreift und ihn mit seinem Biss verflucht. Hier treffen dann auch zwei Extreme in Stephen Kings „Dark Tower“-Universum aufeinander: Die Moderne (Roboter, höher entwickelte Technik als wir sie kennen) und das Western-Thema (hier wird dann halt mit alten Revolvern auf Roboter geschossen). Gleichzeitig ist Shardik auch noch ein Verweis auf den Roman von „Watership Down“-Autor Richard Adams… Dinge aus unser Welt schwappen also auch in die von Roland – wie wir später auch an einem deutschen Zweiter Weltkrieg Flugzeug erleben.
Mit Band 3 geht King noch ein bisschen mehr in die Richtung des Multiversums, lässt uns noch mehr als in Band 2 erkennen, dass der Dunkle Turm alle die unterschiedlichen Welten zusammenhält und durch den Kataklysmus, der hier so viel zerstört, nicht mehr so ganz funktioniert. Zwar wird uns immer noch nicht der wahre Grund für Rolands Reise zum Turm gesagt, aber so langsam kann man die Zusammenhänge besser erkennen.
Ich mochte sehr den Anfang, wo wir immer wieder auch mehr von Jake erfahren, der ja im ersten Band wirklich nur mal angedeutet wurde. Jetzt wird er zu einer interessanten Figur ausgebaut und hier finde ich, merkt man wieder die Stärken von King. Er kann gerade solche jungen Figuren wirklich sehr interessant schreiben. Jake und seine Abenteuer in New York waren spannend und auch ein bisschen trippy – seine Begegnung mit einer Rose war ein wilder Ritt, wobei ich mir hier schon gefragt habe, ob das möglicherweise mit den „deadlights“ zusammenhängen könnte, die man auch schon aus Kings Roman „ES“ kennt. Auf jeden Fall werden hier ein paar Andeutungen in diese Richtung gemacht.
Richtig merkwürdig wird „The Waste Lands“ aber, wenn es zum Übergang von Jake in unsere Welt kommt. Er ist mental verbunden mit Eddie (damit der auch ein bisschen was zu tun bekommt), was noch okay war. Aber für das Ritual des Übertritts muss sich Susannah dann von einem Dämon vergewaltigen lassen, was einfach nur „weird“ ist. Etwas ähnliches gab es ja schon zwischen Roland und einem Dämon in Band 1, aber diese Szene jetzt kostet King auf eine sehr unangenehme Art und Weise aus, bei der ich mich immer wieder gefragt habe, was zur Hölle ich hier eigentlich gerade lese. Da hatte ich echt das Gefühl, es gehen gerade mit King alle Pferde durch und er will Jakes Rettung und Ankunft in Mid-World so spektakulär wie möglich machen. Was es zumindest auf Jakes Seite dann auch ist, wenn er noch gegen eine Art Wächter-Monster antreten muss.
Wenn Jake dann endlich auch Teil von Rolands ka-tet ist, DANN geht die Reise nun wirklich los. Hier hatte mich King dann wieder vollkommen. Ich mochte dieses Endzeit-Szenario mit der Stadt Lud, in der sich unterschiedliche Parteien einfach gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Da kommt gut Spannung auf, da bringt King sein kat-tet auch ordentlich durcheinander… liefert uns mit Gasher und dem Tick-Tock-Mann ein paar schrille, interessante Figuren, die aber auch durch und durch King schreien. Aber vom Setting her (auch hier wird wieder die alte Moderne mit dem Post-Apokalyptischen gut verbunden) hatte ich mit der Lud-Passage auch wahnsinnig viel Spaß.
Interessant ist „The Waste Lands“ dann vor allem durch den fiesen Cliffhanger, der mit einem Rätsel liebenden Zug namens Blaine the Mono zu tun hat. Für mich ist das jetzt so kein Problem, weil ich einfach direkt mit Band 4 „Wizard and Glass“ weitergemacht habe… aber ich weiß, dass genau das damals auch mich extrem gestört hat. Zumal man da noch zig Jahre warten musste, bis es weiterging.
Mit Band 3 „The Waste Lands“ nimmt die Reise jetzt wirklich mal die Form einer Reise an. Jetzt sind wirklich alle wichtigen Mitglieder von Rolands kleiner Gemeinschaft versammelt. Erstmals seit Band 1 erfahren wir ein bisschen mehr über diese Welt, was einfach nötig gewesen ist. King baut wieder ein paar interessante, offene Fragen ein – teasert aber auch nur hier und da ein paar Antworten an. Trotzdem bin ich aktuell noch gerne dabei… auch wenn die Bücher immer länger und länger werden und es einfach hier und da immer wieder bestimmte Passagen gibt, die auch gerne hätten kürzer sein können.
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