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Quack-Fu

9. Dezember 2022

Als jemand, der ja nun wirklich so gut wie jeden Marvel-Film gesehen hat, war es für mich nun endlich auch mal an der Zeit, mich dem Film zu widmen, der als erster Marvel-Film überhaupt in den Kinos landete. Davor war Marvel lange damit beschäftigt, mit den irrsinnigsten Projekten im Fernsehen zu landen, doch außer der Hulk-Serie gab es nichts, was auch nur ansatzweise erfolgsversprechend gewesen ist. Doch dann kam DER Mann, der „Star Wars“ erfunden hatte, daher und wollte sich einem ganz besonderen Marvel-Charakter widmen… herausgekommen ist ein sehr merkwürdiger, aber auch erstaunlich unterhaltsamer Film, der zugleich auch noch Geschichte geschrieben hat – nämlich als MEILENSTEIN in der CGI-Geschichte, ohne den Filme wie „Matrix“ ganz anders ausgesehen hätten. Willkommen in der Welt von „HOWARD THE DUCK“.

Howard the Duck wird eines Abends von seiner Welt gezogen – mit samt Sessel. Nach einer langen Reise durchs All landet er plötzlich in Cleveland, Ohio. Verwirrt und ratlos irrt der Enterich durch die Gegend und rettet dabei zufällig die junge Sängerin Beverly (Lea Thompson) vor ein paar übergriffigen Typen. Sie nimmt Howard mit zu sich nach Hause und will ihm helfen, wieder in seine Welt zurückzukehren. Dafür wendet sie sich an den jungen Labor-Assistenten Phil (Tim Robbins), der sie wiederum mit in Verbindung bringt mit Dr. Walter Jennings (Jeffrey Jones). Dessen Experimente waren es, die Howard in unsere Welt brachten… und bei der Wiederholung des Experiments ergreift nun ein Dark Overlord of the Universe Besitz von Jennings und droht nun, die ganze Welt zu unterjochen. Howard, Beverly und Phil müssen das natürlich um jeden Preis verhindern.

Das war das erste Mal, dass ich diesen Film gesehen habe. Ich hatte bislang immer nur irgendwie davon gehört, von Enten-Brüsten und vermeintlichem Enten-Sex, was natürlich alles super creepy klang. Enten-Brüste gibt es tatsächlich, denn der kurze Einstieg auf Howards Welt ist voller Enten und voller herrlich bescheuerter Sachen. Es gibt zig Easter Eggs zu „Indiana Jones“ und „Star Wars“ (warum auch nicht, George Lucas steht als Produzent immer noch hinter diesem Film). Es gibt zig Popkultur-Anspielungen, die nun einfach mit Enten umgestaltet wurden. Es ist herrlich doof und ich hätte gern ein bisschen mehr Zeit in Duckworld verbracht.

Doch es muss auf die Erde gehen… damit die ganze „fish out of water“-Story jetzt mit einem sprechenden Enterich aufgebaut werden kann. Eins gleich vorweg: Howard selbst ist echt wahnsinnig gut geworden. Man entschied sich bei ihm zu einem Mix aus Puppen, einem animatronischen Entenkopf und dem kleinwüchsigen Schauspieler Ed Gale, der sich in ein Entenkostüm quetschen musste. Aber, es funktioniert. Howard the Duck wird wirklich ein griffiger Charakter, der mit seinen blöden Sprüchen, seinem Quack-Fu, aber eben auch durch seine Emotionen bestens funktioniert. Was Lucas hier wiedermal technisch auf die Beine bzw. Entenfüße gestellt hat, kann sich echt sehen lassen.

Was natürlich wirklich extrem creepy ist, ist dann diese sehr schnell „herbeigezauberte“ Beziehung zu Beverly. Die Beiden kennen sich einen Tag und schon rennt sie halbnackt vor ihm rum und lädt ihn zu sich ins Bett ein (und nein, es gibt hier – trotz einiger Behauptungen – keinen Entensex. Nur ein paar merkwürdige Streicheleinheiten und Federn, die sich aufrichten. Mehr zum Glück nicht…). „Zurück in die Zukunft“-Star Lea Thompson geht das Ganze aber trotzdem mit der nötigen Portion Ernsthaftigkeit an, so dass man auch gar nicht groß hinterfragt, wie schnell sie mit einer sprechenden Ente klarkommt. Später, wenn der Film ihre Beziehung zu Howard auf eine rein freundschaftliche Ebene packt, funktionieren die Beiden auch wesentlich besser.

Richtig Spaß in diesem Film macht aber ein Jeffrey Jones, den ich bislang hauptsächlich als den Direktor von Ferris Bueller kannte. Wie der sich hier vom renommierten Wissenschaftler zum Dark Overlord wandelt, ist großartig. Nur durch Make-Up und Jones‘ Schauspiel entsteht hier ein gruseliger Schurke, der teilweise wirkt, als wäre er gerade mal von den „Ghostbusters“ rüber zu Marvel gekommen. Aber er macht seine Sache einfach unglaublich gut.

Wie auch der Rest des Films, wie ich finde. Die Action ist verdammt gut. Es gibt eine wilde Verfolgungsjagd in einem Ultraleichtflieger, die unterhaltsam und rasant geschnitten ist. Es gibt verrückte Diner-Sequenzen, in denen Howard erst gekocht werden soll, bevor dank eines Overlords alles komplett schief geht.

Ganz ehrlich, ich habe nach allem, was ich über diesen Film gehört habe, sehr viel Schlimmeres erwartet. Wenn man sich aber erstmal an den zynischen Enterich gewöhnt hat, macht „Howard the Duck“ wirklich Spaß. Der Film hat sympathische Charaktere, einen guten Schurken, unterhaltsame Action und mit seinem „Wayne’s World“-Touch (Beverly ist ja Sängerin) gibt’s auch noch gute Mukke auf die Ohren. Natürlich ist die Story Banane… aber ganz ehrlich: „Howard the Duck“ ist mir immer noch lieber als sowas wie „Thor 4“, den ich vor kurzem nochmal gesehen habe und dabei noch weniger mochte.

Und, das hätte ich fast vergessen, „Howard the Duck“ hat Filmgeschichte geschrieben. In der Sequenz, in der Howard auf seinem Sessel aus seiner Welt gerissen wird, wurden nämlich DAS ERSTE MAL ÜBERHAUPT die Drähte, an denen die Puppe gezogen wurde, digital entfernt. Diese Technik kam hier erstmalig zum Einsatz und half dann dabei, „Matrix“ so genial aussehen zu lassen oder auch Filme wie „Tiger and Dragon“. Von daher müssen wir Howard einfach diesen Respekt zukommen lassen.

Wertung: 7 von 10 Punkten (unterhaltsamer als erwartet, genau so bescheuert wie erwartet)

4 Kommentare leave one →
  1. 9. Dezember 2022 07:54

    Ach, das freut mich, dass dir dieser Film auch heute noch so gut gefällt. Habe ja auch eine Schwäche für ihn, da ich ihn also Kind schon sehr mochte. Würde sogar noch einen Nostalgie-Punkt mehr draufwerfen.

    • donpozuelo permalink*
      11. Dezember 2022 12:15

      Wenn ich den Film als Kind schon gesehen hätte, hätte ich ihn richtig gefeiert. Das ist wirklich herrlich verrückter Quatsch. Schon ein bisschen schade, dass der Film so in den Hintergrund geraten ist.

  2. 9. Dezember 2022 17:26

    Den habe ich als Kind mal gesehen. Aber vermutlich war ich damals etwas zu jung dafür – ich weiß nur noch, dass es mehr viel zu strange war (ohne das wir das Wort damals benutzt hätten), wenn ich nicht sogar etwas Angst vor der Ente hatte 😀

    Vielleicht müsste ich mich mal meinem Kindheitstrauma stellen – wo kann man den legal sehen?

    • donpozuelo permalink*
      11. Dezember 2022 12:17

      Kann ich verstehen. Obwohl ich mir bei mir vorstellen könnte, dass ich den als Kind wohl sehr gefeiert hätte 😅🙈

      Ich habe mir den auf DVD gekauft. Gibt den bei keinem Streaming Anbieter, soweit ich weiß.

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