Die Hohe Kunst des Kochens
Was ist eigentlich Kunst? Ist das, was ich hier mache schon Kunst… oder kann das eigentlich weg? Das ist ja allgemein immer so die Frage (die ich mir gerade bei moderner Kunst häufig stelle): Ein paar Spritzer auf weißer Leinwand reichen da meist schon aus und alle Welt interpretiert sich dumm und dämlich, um den Zweck dahinter zu finden. Von daher merkt man dann doch, dass Kunst auch immer etwas ist, das im Auge des Betrachters liegt. Und dann muss man sich natürlich auch fragen, was genau zählt alles zur Kunst? Ist Essen auch schon Kunst? In den Augen vieler mag das durchaus sein… Regisseur Mark Mylod geht in „THE MENU“ auch davon aus und serviert uns einen ganz besonderen Schmaus.
Julian Slowik (Ralph Fiennes) ist ein perfektionistischer Chefkoch, der in seinem exklusiven und auf einer kleinen, privaten Insel gelegenen Restaurant „Hawthorne“ nur für ein ausgewähltes Publikum seine Kunst zur Schau stellt. Margot (Anya Taylor-Joy) ist gemeinsam mit Slowik-Fanboy Tyler (Nicholas Hoult) vor Ort… und ist nicht gerade von den unterschiedlichen Gängen angetan. Als das Diner dann mehr und mehr sehr fragwürdige Richtungen einschlägt, wird nicht nur Margot skeptisch, sondern auch der Rest der Gäste.
Ich mag eigentlich Filme und Serien, in denen es ums Essen geht. Gerade auch die, in denen ich das Essen eigentlich nicht feiern sollte, wie zum Beispiel „Hannibal“ oder „iZombie“, in denen Essen zelebriert wird. „The Menu“ macht es da nicht anders… natürlich sind es, wie es sich für so ein fancy Laden gehört, die kleinsten Portionen für das größte Geld, die man sich nur vorstellen kann. Aber Slowik macht daraus natürlich wunderschöne Kunstwerke, bei denen man gar nicht weiß, ob man sie überhaupt durch das Essen „zerstören“ soll. Das kriegt „The Menu“ auf jeden Fall gut hin… und was Chefkoch Slowik da hinzaubert, ist schon beeindruckend. Womit zumindest das Thema „Essen als Kunst“ auch wirklich gut bildlich vom Film aufgegriffen wird.
Um diese Kunst aber wirklich als Kunst zu verstehen, braucht es natürlich noch eine Menge Betrachter… da kommen dann die Gäste im Hawthorne ins Spiel. Die werden dann die Kritiker, diejenigen, die mit der Kunst nichts anfangen können, diejenigen, die sich nur als Mäzen des Künstlers sehen, die anderen, die meinen das Alleinrecht auf die Interpretationen des Künstlers zu haben. Das ist alles schön und gut, funktioniert teilweise auch, hat mich aber nie so richtig in den Bann gezogen.
Was Regisseur Mylod und die Autoren Seth Reiss und Will Tracy uns hier auftischen, möchte gerne eine bittere Satire sein, in der uns und den Gästen im Hawthorne der Spiegel vorgehalten wird. Da tauchen dann alle Klischees auf, die man sich vorstellen kann: das alte Ehepaar mit Problemen, der einstige Schauspiel-Star, der verzweifelt seine Karriere retten will, die Neureichen, die kein Gespür für die Kunst um sie herumhaben und die Essenskritikerin und ihr Arschkriecher-Redakteur… Die Figuren, die uns „The Menu“ hier zeigt, sind lange schon bekannt und ziehen einfach nicht so richtig. Dafür fehlt mir halt einfach der Biss und gleichzeitig, aber auch ein bisschen mehr Spannungsaufbau, wenn es um das Mysterium geht, warum diese Menschen alle hier sind. Selbst wenn so nach und nach alles offenbart wird, ist es jetzt nichts, weswegen man vor lauter Staunen vom Stuhl fällt.
Es fällt mir echt schwer, „The Menu“ in Worte zu fassen, weil der Film ist jetzt auch nicht schlecht. Er ist unterhaltsam, die Schauspieler funktionieren super. Gerade Ralph Fiennes geht in dieser Gordon-Ramsey-Nummer als Monster-Chefkoch gut auf. Anya Taylor-Joy ist wie immer toll und Nicholas Hoult als Foodie-Möchtegern-Experte wunderbar anstrengend und nervig. Aber die Symbolkraft der großen Botschaft, die hinter „The Menu“ steckt, ist nicht so strahlend wie der Film es gerne hätte. Die Mysterien hinter den Gästen sind weitaus unspektakulärer, als man meinen möchte… und das große Finale wirkt dann einfach nur noch absurd. Aber gut… da könnte man jetzt natürlich auch wieder das Grundthema des Films an sich argumentieren: Kunst liegt im Auge des Betrachters und wie konsumieren wir Kunst?
Ich glaube schon, dass man über diesen Film und seine Menschen gut diskutieren kann, gerade wenn es darum geht, wie Menschen manchmal wie Schafe blind und dumm und nichts wagend sein können… aber uff, dafür hätte sich „The Menu“ einfach vom Ton mehr trauen müssen. Dafür war es meist sehr handzahm und für mich sehr häufig mit einem ungläubigen Kopfschütteln versehen.
Wertung: 5 von 10 Punkten (interessante Idee ohne Würze)
Kommentar verfassen Antwort abbrechen
Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..
Mir hat er gut gefallen. Diese devoten Köche und dieses irre lächerliche Streben nach Perfektion, auf beiden Seiten und die Bandbreite an Missachtung, die dieser vergänglichen Kunst entgegengebracht wurde. nd ja Anya Taylor-Joy ist immer toll.
Anya ist immer super. Die kann auch echt alles spielen… und ja, das Setting und all das fand ich auch interessant, aber so richtig hat es bei mir nicht gefunkt.
WordPress registriert ja gerade irgendwie meine Likes nicht … schon den ganzen Monat. Guter Grund mal wieder mehr Kommentare zu schreiben.
Das Finale und Margots „Lösung“ fand ich super. Zeigt wieder, dass die hohe Kunst und das große Ansehen oftmals nicht glücklich machen. Das fand ich sehr sympathisch. Aber auch wenn meine Wertung etwas besser ausfiel, bin ich da bei dir. Zuviel gewollt. Hätte es sich auf die Kunst-Motive konzentriert statt auf die kammerspielartigen x Personen, dann hätte das mehr Wucht gehabt.
Zumal man die Leute da alle relativ schnell durchschaut.
Da mochte ich den Ansatz von „Triangle of Sadness“ etwas lieber. Der konzentriert sich tatsächlich auf Machtverhältnisse – Männer vs Frauen vs Männer und arm vs reich vs arm…
Ich freue mich über jedes Kommentar 😁
Ja, das Finale war schon nett, aber ich finde, man hätte das auch alles mit mehr Finesse erzählen können.
Triangle of Sadness will ich auch unbedingt noch sehen… da hört man ja nur Gutes drüber.