Leb wohl, T’Challa!
Es ist eine schwere Aufgabe, der sich Regisseur und Autor Ryan Coogler in „BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER“ stellen muss. Hauptdarsteller Chadwick Boseman verstarb 2020 an Krebs… und nach dem ersten Schock fragten sich direkt viele: Wie geht es denn jetzt mit Black Panther weiter? Der erste Marvel-Film mit dem Superhelden war ein grandioser Erfolg, spielte über eine Milliarde Dollar ein und wurde sogar als Bester Film bei den Oscars nominiert. Und Hollywood ist nun mal ein System, in dem Trauer schnell von den Finanzen abgelöst wird. Ein „Black Panther 2“ musste natürlich kommen… Ryan Coogler, Regisseur des ersten Teils, sollte das machen – mit der festgesetzten Auflage von Marvel-Mastermind Kevin Feige, dass man Bosemans T’Challa nicht einfach neubesetzen würde. Eine schwierige Angelegenheit, doch Teil 2 zeigt, dass Coogler es wirklich geschafft hat.
Wakanda trauert um seinen König. T’Challa ist gestorben, doch für Trauer bleibt seiner Mutter und Königin Ramonda (Angela Bassett) nicht viel Zeit. Denn die restlichen Nationen der Welt, die mittlerweile ja von Wakanda wissen, sind scharf auf das Vibranium. Als das wertvolle Metall auch auf dem Grund des Meeres gefunden wird, löst das eine ungewollte Kettenreaktion aus… denn in den Tiefen des Meeres lebt das Volk von Namor (Tenoch Huerta) und der ist gar nicht glücklich, dass er und seine Leute auf einmal Gefahr laufen, von den Menschen gefunden zu werden. Während Ramonda versucht, mit der UN zu verhandeln, macht sich ihre Tochter Shuri (Letitia Wright) gemeinsam mit Okoye (Danai Gurira) auf die Suche nach einer gewissen Riri Williams (Dominique Thorne), die irgendwie in all das verwickelt ist.
„Black Panther 2“ ist ein Marvel-Blockbuster, der sich tatsächlich mal die Zeit für Ruhe nimmt. Was natürlich auch an den gegebenen Umständen liegt. Der Film fängt mit der Beerdigung von T’Challa an… und schon hier merkt man, dass der Tod des Königs ein treibendes Thema sein wird, das nicht einfach in den ersten fünf Minuten abgefrühstückt wird. Man spürt die Trauer in Ramonda und in Shuri und in all den anderen Figuren. Aber gerade Mutter und Tochter rückt Ryan Coogler hier in den Vordergrund… und zeigt dabei zwei unterschiedliche Arten der Trauerbewältigung auf. Angela Bassetts Königin muss ihre Trauer mit ihrer politischen Aufgabe verbinden und verzweifelt dabei an der Ignoranz und der Machtbesessenheit der anderen Staaten. Das ist extrem stark – Angela Bassett, die im ersten Teil noch gar nicht so strahlen konnte, dominiert Teil 2… und zeigt dabei einfach, was für eine großartige Schauspielerin sie ist. Wenn sich in ihre Trauer die Wut um die Lage ihres Landes mischt, dann spürt man, wie ihr Herz brennt. Das wird wirklich extrem emotional… Bassett ist Queen und das durch und durch.
Dazu kommt eine Shuri, die in diesem Film ebenfalls sehr stark ist und eine spannende Wandlung durchläuft. Gerade weil sie sich so schwer damit tut, den Tod ihres Bruders zu akzeptieren, gerät sie in ein Gefühlschaos, dass ihre Figur extrem unter Druck setzt und sie viele irrationale Entscheidungen fällen lässt, die aber natürlich aufgrund ihrer Gefühle Sinn machen. Coogler legt sehr viel in Letitia Wrights Hände und sie zieht es durch. Sie versteckt sich anfangs hinter ihrer Technologie, bis die Realität anklopft und sie herausfordert.
Dabei kommt dann einer der besten Antagonisten in Marvels Phase 4 zum Vorschein: Namor. Er ist Marvels Aquaman, in den Comics mit grünen Unterhosen und kleinen Flügelchen an den Füßen. Ein Charakter, der schnell echt bescheuert hätte werden können, aber Ryan Coogler hat das im Griff. Sein Namor ist ein nachvollziehbarer Herrscher, der in der Vergangenheit Schlimmes erlebt hat und sein Volk um jeden Preis schützen will. Wenn er mit einer Ramonda, mit einer Shuri argumentiert, kann man ihn verstehen, ihn nachvollziehen. Er ist nicht unser klassischer Bösewicht, sondern bewegt sich gekonnt in den Grauzonen. Tenoch Huerta gibt diesem Charakter die nötige Gravitas, um ihn auch ernst nehmen zu können.
Man merkt „Black Panther 2“ aber auch abgesehen von den Figuren (und ich habe jetzt mal nur die drei wichtigsten genannt, aber alle anderen sind auch sehr stark) ein gigantischer Film geworden ist. Er sieht beeindruckend aus. Wakandas Look mochte ich schon im ersten Teil, jetzt kommt aber noch Talokan (also Namors Reich) mit dazu… und auch das sieht einfach sehr toll aus. Gerade auch die Kostüme von Namors Leuten, das macht schon was her. Dazu sind die auch spannend in Szene gesetzt und die Unterwasser-Sachen sehen toll aus – wahrscheinlich aber nur, bis wir alle „Avatar 2“ gesehen haben 😀
„Black Panther 2“ macht wirklich alles richtig… das Thema der Trauer wird immer wieder schön aufgegriffen, ohne überstrapaziert zu werden. Der Film fühlt sich politischer an, weil durch Wakanda und Talokan einfach noch ganz andere Probleme wichtig werden. Die Action fühlt sich packender an, weil auch das Finale nicht wie im ersten Teil komplett im CGI untergeht.
Trotzdem hat „Black Panther 2“ ein entscheidendes Problem, was leider in den letzten Marvel-Produktionen immer gravierender wird: Es ist ein MCU-Film, also muss der Film immer wieder für einen wichtigen Teaser zu kommenden Projekten unterbrochen werden. Da gibt es viele kleine Sachen, die ich nicht spoilern will, die aber einfach nerven. Und dann ist da auch noch Riri Williams, die ja noch ihre eigene Serie namens „Ironheart“ bekommt. Für diesen Film hätte man sie aber nicht gebraucht, weil sie letztendlich zu einem MacGuffin wird und wir über ihren Charakter überhaupt nichts erfahren. Das ist echt schade… und dadurch hat mich Riri irgendwann auch mehr genervt.
Von den ganzen Marvel-Teasern aber mal abgesehen, schafft Ryan Coogler das Kunststück seine Geschichte ohne seinen charismatischen Hauptdarsteller fortzuführen… und uns einen großen Film zu liefern, der Boseman ehrt und uns gleichzeitig in eine neue Marvel-Ära verabschiedet – schließlich ist mit diesem Film die vierte Phase vorbei.
Wertung: 8 von 10 Punkten (ein Monster von einem Film, der mit 161 Minuten vielleicht etwas lang ist, aber auch einiges zu erzählen hat)
Nur über meine verrottete Leiche, ich fand den ersten ja schon schlimm. :))
🤣🤣🤣🙈 Kann ich verstehen…