Hinter dem Ledergesicht
Die „Texas Chainsaw Massacre“-Reihe hat insgesamt neun Filme. Ich konnte ja leider nicht alle sehen, aber doch genügend. Faszinierend ist, dass die Chainsaw-Reihe die einzige ist (die mir bekannt ist), die gleich zwei Prequels anzubieten hat. Jupp… zwei Filme versuchten schon die Vorgeschichte von Leatherface zu ergründen. Die erste war „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“, ein Prequel, das wir dem Erfolg des von Michael Bay produzierten Remakes von Teil 1 zu verdanken haben. Das habe ich nicht gesehen, weil ich weder an den Film noch an das Remake rangekommen bin. Doch es gibt ja noch ein zweites Prequel, das damals nach „Texas Chainsaw 3D“ in die Kinos kam und den schlichten Namen „LEATHERFACE“ trug bzw. natürlich immer noch trägt.
In den 50er Jahren wird der junge Jedidiah Sawyer in eine Irrenanstalt gesteckt, nachdem er mit seinen Brüdern ein junges Mädchen brutal umgebracht hat. Obwohl Mama Verna (Lili Taylor) um ihren Jungen kämpft, bleibt Texas Ranger Hartman (Stephen Dorff) eisern – schließlich war das junge Mädchen seine Tochter. Zehn Jahre später gelingt Jedidiah (Sam Strike) mit ein paar Leuten und einer Geisel (Vanessa Grasse) die Flucht aus der Anstalt.
Ich sag’s gleich: Von allen Filmen, die ich bisher im Rahmen dieser Massaker-Reihe gesehen habe, ist „Leatherface“ der langweiligste und uninteressanteste. Ich meine, so ein Prequel soll doch eigentlich etwas mehr in die Psyche und vor allem die Vorgeschichte des Killers eintauchen, oder etwa nicht? Dieser Film macht nichts davon… das Intro zeigt uns ein bisschen was. Wir erleben den jungen Leatherface, wie er als schüchterner Junge in dieser sehr brutalen Familie aufwächst, wie er dazu gedrängt wird, zu töten… aber anstatt das weiter auszubauen, uns mehr über diese kaputte Familie zu zeigen (und wieder einmal Leatherface als armes Opfer darzustellen – was schon der Vorgänger versucht hat, aber was hier durchaus interessante Facetten hätte annehmen können), liefert man uns diesen blöden Zeitsprung von 10 Jahren und versucht sich dann an einer merkwürdigen Version von „Natural Born Killers“. Das Pärchen mit dem Jedidiah unterwegs ist, ist einfach nur gaga und offen nekrophil, was zu einer unnötigen Sex-Szene führt, die nun wirklich kein Mensch gebraucht hat.
„Leatherface“ besteht dann nur aus dieser Gruppe von Leuten, die durch die Gegend rennen. Irgendwann kommt wieder Texas Ranger Hartman dazu, um hier seine persönliche Vendetta auszutragen, aber das war’s. Als Prequel zu Leatherface funktioniert dieser Film kaum. Dafür lernen wir einfach viel zu wenig über den Menschen hinter der Ledermaske. Die meiste Zeit ist er einfach nur ein stiller Riese, der eigentlich versucht, allem aus dem Weg zu gehen. Im Finale wird dann nochmal seine Mutter aufgegriffen, aber auch daraus macht man kaum was. Lili Taylor, die ich eigentlich gerne sehe, ist vollkommen verschwendet in dieser Rolle… was echt schade ist, weil daraus hätte man wirklich ein spannendes Prequel machen können. Klar, das hätte dann ein bisschen was von Norman Bates und würde Leatherface zu einem richtigen Muttersöhnchen machen. Aber mit einem guten Drehbuch hätte das eine interessante Story werden können… die auch ohne zu viele Kills ausgekommen wäre. Die man in diesem Film eh vermisst, von daher wäre es nicht schlimm gewesen.
Dadurch dass sich der Film gefühlt nur um die paar Leute dreht, kommt eben kaum diese „Texas Chainsaw Massacre“-Stimmung auf. Die ganze Episode in der Anstalt ist öde, der Road-Trip leider auch und wie gesagt, es gibt zwar ein paar Kills, aber nichts wirklich Erwähnenswertes. Als Prequel versagt „Leatherface“ auf ganzer Linie – und das, obwohl genug Stoff da gewesen wäre. Man hätte eben nur auf die Hauptstory verzichten sollen und eher wirklich mal die Sawyer-Familie näher beleuchten müssen.
Von daher kann man sich dieses Prequel echt sparen… was ich aber den beiden Regisseuren Julien Maury und Alexandre Bustillo nicht ankreide. Denn die können ja eigentlich Horror, wie sie mit „Inside“ gezeigt haben oder zuletzt mit „The Deep House“. Es ist einfach ein mieses Drehbuch, das einfach hofft, mal schnell auf einen Kultfilm aufspringen zu können. Naja, vielleicht gibt es ja nochmal ein Prequel, das wirklich gut ist 😀
Wertung: 3 von 10 Punkten (öde und nichtssagend)