Wer hat die längere Säge?
Ich habe ja schon gesagt, dass „Texas Chainsaw Massacre“ nicht mein Film ist. Deswegen dürfte es vielleicht den ein oder anderen verwundern, warum ich mir trotzdem jetzt noch die Fortsetzung „TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2“ gegeben habe? Nun, ein sehr guter Freund und Kollege meinte, kein Film der Reihe würde sich wirklich gleichen… und dass die Fortsetzungen immer irgendwie ein bisschen was anderes mit sich bringen. Also dachte ich mir, gebe ich ein paar dieser Filme doch noch eine Chance. Und den Anfang macht da nun mal Teil 2.
Radio-DJ Stretch (Caroline Williams) muss live am Telefon mitverfolgen, wie zwei Anrufer ihrer Radio-Show bei lauten Kettensägengeräuschen ums Leben kommen. Der ehemalige Texas Ranger Lefty (Dennis Hopper) weiß ganz genau, was es damit auf sich hat, schließlich verfolgt er diese Kettensäge nun schon seit über zehn Jahren. Denn Lefty ist der Onkel von Sally und Franklin, den ersten Opfern von Leatherface und seiner Familie. Lefty überzeugt Stretch das Tape live im Radio zu spielen. Dadurch lockt sie Chop Top (Bill Moseley) und Leatherface (Bill Johnson). Die verwüsten ihre Station, aber töten sie nicht… was daran liegt, dass Leatherface Gefühle für Stretch hat (was ihr später noch helfen wird). So beginnt dann aber die Jagd und Lefty, mittlerweile ausgestattet mit einem Arsenal an Kettensägen, kann auf Rache hoffen.

Das Studio wollte einen Horrorfilm, Tobe Hooper wollte eine schwarze Komödie machen. Die Tatsache, dass er überhaupt nach über zehn Jahren für das Sequel zu seinem Hit von 1974 bereit war, ist auf jeden Fall schon echt cool. Und das er das Ganze jetzt hier als schwarze Komödie inszeniert, hat zumindest auch irgendwie seinen Charme. So wird wenigstens verhindert, dass das Altbekannte einfach nur wiederholt wird. Und abgesehen davon, dass die Dinnerszene aus dem ersten Teil hier fast eins zu eins nachgemacht wird, ist „Texas Chainsaw Massacre 2“ doch irgendwie was ganz anderes.
Wir erfahren jetzt, dass die Kannibalen-Familie Sawyer mit Nachnamen heißt, dass Leatherface Bubba genannt wird und dass man sich jetzt von dem alten Haus im Nirgendwo verabschiedet und sich stattdessen eine kleine Mine gesucht hat, die wie ein kleiner Freizeitpark ausgeschmückt ist (weil sie natürlich auch Teil eines solchen gewesen ist). Im Gegensatz zum ersten Teil hat „Texas Chainsaw Massacre 2“ nicht mehr diese starken Kannibalen-Vibes. Die Mine ist zwar auch „geschmückt“, aber längst nicht so abartig wie noch das Haus. Dafür merkt man, dass Hooper jetzt etwas mehr Budget hatte und bei den Effekten jetzt auch mal ein bisschen mehr zeigen kann. Wenn dann also mal eine Kettensäge durch einen Körper geht, dann spritzt da auch mal ordentlich Blut. Dann sehen die offenen Wunden ziemlich fies aus.
Allein so macht der zweite Teil schon ein bisschen mehr her. Aber auch hier habe ich wieder das Teil 1 Problem. So richtig atmosphärisch ist daran nichts, weil die Kettensäge ist wieder laut. Stretch schreit wieder ständig nur rum. Und die Kamera hält einfach brav drauf. Das Ganze wird jetzt nur noch garniert mit leicht sexuellen Bildern einer Kettensäge auf schlanken Frauenbeinen – wer’s mag… so ein bisschen wird in diesem Film auch diese Furcht vor Leatherface genommen. Nach dem Motto: So schlimm ist der ja doch gar nicht.
Was mich am meisten an dieser Fortsetzung aber fasziniert, ist die Frage, wie sie es geschafft haben, Dennis Hopper für diese Rolle zu bekommen. Zuerst rennt er nur im Anzug und mit Cowboy-Hut durch die Gegend, testet dann Kettensägen und liefert sich am Ende einen Schwertkampf mit Kettensäge. Ich meine, man muss über dieses Bild schon lachen und es irgendwie auch feiern. Weil… warum nicht? Sowas hat noch gefehlt. Also dieser Film ist Banane, aber allein Hoppers Lefty macht das Ganze sehr unterhaltsam. Deswegen hätte ich es mir schon sehr gewünscht, wenn man ihn als die Hauptfigur genommen hätte. Denn seien wir mal ehrlich, Stretch ist auch wieder nur so ein „final girl“ Charakter, die den lieben langen Film nichts macht außer Schreien. Hoppers Lefty ist jemand mit einer Mission, er ist auf Rache aus, sein Zorn hätte vielmehr im Fokus stehen sollen. Ich hätte noch viel mehr Hopper und Kettensägen sehen wollen.
Aber ja, Teil 2 ist dumm, aber tatsächlich unterhaltsamer als der erste Teil. Zwar nicht um viel, aber doch ein bisschen.
Wertung: 6 von 10 Punkten (Kettensägen-Kämpfe sollte es häufiger geben… da hätte jetzt Ash Williams gut reingepasst)
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